sie die Untergebenen gerecht regieren und richten. Diese Gerechtigkeit liegt aber auch jedem Bürger ob, so weit er bei den öffent- lichen Angelegenheiten mitzusprechen hat. Wer seine Bürgerpflichten bei Wahlen und Abstimmungen entweder nicht erfüllt, oder nicht nach bestem Wissen und Gewissen erfüllt, der wird im Gewissen mitverant- wortlich für das Unrecht und Unheil, das er mitverschuldet hat.
Das ist die dreifache Gerechtigkeit, die unter den Menschen gegenseitig geübt wer- den muß. Wer aber wahrhaft gerecht sein will, der muß nicht bloß den Menschen, son- dern auch, und zwar zuerst Gott geben, was Gottes ist. Die Gerechtigkeit gegen Gott verlangt den Glauben an sein Wort, die Beobachtung seines Gesetzes. Wer das Ge- setz Gottes in allem erfüllt, der wird gerecht in dem Sinne der heiligen Schrift, welche häufig Gerechtigkeit und Heiligkeit einander gleichstellt. Die Gerechtigkeit gegen Gott, vor Gott und wegen Gott ist das Funda- ment der Gerechtigkeit unter den Menschen. Das Bewußtsein, daß Gott unser oberster Gesetzgeber und Richter ist, die Furcht vor seinem Gerichte, der Wille, vor Ihm gut zu
sie die Untergebenen gerecht regieren und richten. Diese Gerechtigkeit liegt aber auch jedem Bürger ob, so weit er bei den öffent- lichen Angelegenheiten mitzusprechen hat. Wer seine Bürgerpflichten bei Wahlen und Abstimmungen entweder nicht erfüllt, oder nicht nach bestem Wissen und Gewissen erfüllt, der wird im Gewissen mitverant- wortlich für das Unrecht und Unheil, das er mitverschuldet hat.
Das ist die dreifache Gerechtigkeit, die unter den Menschen gegenseitig geübt wer- den muß. Wer aber wahrhaft gerecht sein will, der muß nicht bloß den Menschen, son- dern auch, und zwar zuerst Gott geben, was Gottes ist. Die Gerechtigkeit gegen Gott verlangt den Glauben an sein Wort, die Beobachtung seines Gesetzes. Wer das Ge- setz Gottes in allem erfüllt, der wird gerecht in dem Sinne der heiligen Schrift, welche häufig Gerechtigkeit und Heiligkeit einander gleichstellt. Die Gerechtigkeit gegen Gott, vor Gott und wegen Gott ist das Funda- ment der Gerechtigkeit unter den Menschen. Das Bewußtsein, daß Gott unser oberster Gesetzgeber und Richter ist, die Furcht vor seinem Gerichte, der Wille, vor Ihm gut zu
<TEI><text><body><divn="1"><divn="29"><p><pbfacs="#f0225"xml:id="E29V3_001_1895_pb0211_0001"n="211"/>
sie die Untergebenen gerecht regieren und<lb/>
richten. Diese Gerechtigkeit liegt aber auch<lb/>
jedem Bürger ob, so weit er bei den öffent-<lb/>
lichen Angelegenheiten mitzusprechen hat.<lb/>
Wer seine Bürgerpflichten bei Wahlen und<lb/>
Abstimmungen entweder nicht erfüllt, oder<lb/>
nicht nach bestem Wissen und Gewissen<lb/>
erfüllt, der wird im Gewissen mitverant-<lb/>
wortlich für das Unrecht und Unheil, das er<lb/>
mitverschuldet hat.</p><p>Das ist die dreifache Gerechtigkeit, die<lb/>
unter den Menschen gegenseitig geübt wer-<lb/>
den muß. Wer aber wahrhaft gerecht sein<lb/>
will, der muß nicht bloß den Menschen, son-<lb/>
dern auch, und zwar zuerst Gott geben, was<lb/>
Gottes ist. Die Gerechtigkeit gegen Gott<lb/>
verlangt den Glauben an sein Wort, die<lb/>
Beobachtung seines Gesetzes. Wer das Ge-<lb/>
setz Gottes in allem erfüllt, der wird gerecht<lb/>
in dem Sinne der heiligen Schrift, welche<lb/>
häufig Gerechtigkeit und Heiligkeit einander<lb/>
gleichstellt. Die Gerechtigkeit gegen Gott,<lb/>
vor Gott und wegen Gott ist das Funda-<lb/>
ment der Gerechtigkeit unter den Menschen.<lb/>
Das Bewußtsein, daß Gott unser oberster<lb/>
Gesetzgeber und Richter ist, die Furcht vor<lb/>
seinem Gerichte, der Wille, vor Ihm gut zu<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[211/0225]
sie die Untergebenen gerecht regieren und
richten. Diese Gerechtigkeit liegt aber auch
jedem Bürger ob, so weit er bei den öffent-
lichen Angelegenheiten mitzusprechen hat.
Wer seine Bürgerpflichten bei Wahlen und
Abstimmungen entweder nicht erfüllt, oder
nicht nach bestem Wissen und Gewissen
erfüllt, der wird im Gewissen mitverant-
wortlich für das Unrecht und Unheil, das er
mitverschuldet hat.
Das ist die dreifache Gerechtigkeit, die
unter den Menschen gegenseitig geübt wer-
den muß. Wer aber wahrhaft gerecht sein
will, der muß nicht bloß den Menschen, son-
dern auch, und zwar zuerst Gott geben, was
Gottes ist. Die Gerechtigkeit gegen Gott
verlangt den Glauben an sein Wort, die
Beobachtung seines Gesetzes. Wer das Ge-
setz Gottes in allem erfüllt, der wird gerecht
in dem Sinne der heiligen Schrift, welche
häufig Gerechtigkeit und Heiligkeit einander
gleichstellt. Die Gerechtigkeit gegen Gott,
vor Gott und wegen Gott ist das Funda-
ment der Gerechtigkeit unter den Menschen.
Das Bewußtsein, daß Gott unser oberster
Gesetzgeber und Richter ist, die Furcht vor
seinem Gerichte, der Wille, vor Ihm gut zu
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895], S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895/225>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.