Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895].

Bild:
<< vorherige Seite

Kinder ebenfalls lernen, die irdischen Vor-
kommnisse auf Gott und den Himmel zu
beziehen und das eine Notwendige allein
anderen voranzustellen. Diese Gesinnungen
werden sie über die irdischen Anschauungen
erheben, und ihnen Trost und Zufriedenheit
verleihen, wenn auch manche ihrer irdischen
Wünsche unerfüllt bleiben.

Diese auf religiöse Ueberzeugung gegrün-
dete Zufriedenheit ist wohl nie so gefährdet
gewesen, wie heutzutage. Es geht ein Zug
der Unzufriedenheit, des Neides und des
Klassenhasses durch die Welt, der auch solche
mit sich fortreißt, die gar keinen Mangel lei-
den, und der jenen, die wirklich bedrängt sind,
das Leben erst recht schwer und bitter macht.
Dieser Zug der Unzufriedenheit hat seine
Wurzel in dem Unglauben, in dem Abfall
vom Christentum. Es ist darum um so drin-
gender und notwendiger, daß der junge
Christ beim Eintritt in die Welt nicht bloß
gläubig sei, sondern daß er auch gelernt
habe, die irdischen Dinge, Reichtum und Ar-
mut als Christ anzuschauen, und daß er im
Vertrauen auf Gott, in der Hoffnung auf
den Himmel, in der christlichen Zufriedenheit
mit seinem Lose fest gegründet sei. Auch

Kinder ebenfalls lernen, die irdischen Vor-
kommnisse auf Gott und den Himmel zu
beziehen und das eine Notwendige allein
anderen voranzustellen. Diese Gesinnungen
werden sie über die irdischen Anschauungen
erheben, und ihnen Trost und Zufriedenheit
verleihen, wenn auch manche ihrer irdischen
Wünsche unerfüllt bleiben.

Diese auf religiöse Ueberzeugung gegrün-
dete Zufriedenheit ist wohl nie so gefährdet
gewesen, wie heutzutage. Es geht ein Zug
der Unzufriedenheit, des Neides und des
Klassenhasses durch die Welt, der auch solche
mit sich fortreißt, die gar keinen Mangel lei-
den, und der jenen, die wirklich bedrängt sind,
das Leben erst recht schwer und bitter macht.
Dieser Zug der Unzufriedenheit hat seine
Wurzel in dem Unglauben, in dem Abfall
vom Christentum. Es ist darum um so drin-
gender und notwendiger, daß der junge
Christ beim Eintritt in die Welt nicht bloß
gläubig sei, sondern daß er auch gelernt
habe, die irdischen Dinge, Reichtum und Ar-
mut als Christ anzuschauen, und daß er im
Vertrauen auf Gott, in der Hoffnung auf
den Himmel, in der christlichen Zufriedenheit
mit seinem Lose fest gegründet sei. Auch

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="33">
          <p><pb facs="#f0254" xml:id="E29V3_001_1895_pb0240_0001" n="240"/>
Kinder ebenfalls lernen, die irdischen Vor-<lb/>
kommnisse auf Gott und den Himmel zu<lb/>
beziehen und das eine Notwendige allein<lb/>
anderen voranzustellen. Diese Gesinnungen<lb/>
werden sie über die irdischen Anschauungen<lb/>
erheben, und ihnen Trost und Zufriedenheit<lb/>
verleihen, wenn auch manche ihrer irdischen<lb/>
Wünsche unerfüllt bleiben.</p>
          <p>Diese auf religiöse Ueberzeugung gegrün-<lb/>
dete Zufriedenheit ist wohl nie so gefährdet<lb/>
gewesen, wie heutzutage. Es geht ein Zug<lb/>
der Unzufriedenheit, des Neides und des<lb/>
Klassenhasses durch die Welt, der auch solche<lb/>
mit sich fortreißt, die gar keinen Mangel lei-<lb/>
den, und der jenen, die wirklich bedrängt sind,<lb/>
das Leben erst recht schwer und bitter macht.<lb/>
Dieser Zug der Unzufriedenheit hat seine<lb/>
Wurzel in dem Unglauben, in dem Abfall<lb/>
vom Christentum. Es ist darum um so drin-<lb/>
gender und notwendiger, daß der junge<lb/>
Christ beim Eintritt in die Welt nicht bloß<lb/>
gläubig sei, sondern daß er auch gelernt<lb/>
habe, die irdischen Dinge, Reichtum und Ar-<lb/>
mut als Christ anzuschauen, und daß er im<lb/>
Vertrauen auf Gott, in der Hoffnung auf<lb/>
den Himmel, in der christlichen Zufriedenheit<lb/>
mit seinem Lose fest gegründet sei. Auch<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[240/0254] Kinder ebenfalls lernen, die irdischen Vor- kommnisse auf Gott und den Himmel zu beziehen und das eine Notwendige allein anderen voranzustellen. Diese Gesinnungen werden sie über die irdischen Anschauungen erheben, und ihnen Trost und Zufriedenheit verleihen, wenn auch manche ihrer irdischen Wünsche unerfüllt bleiben. Diese auf religiöse Ueberzeugung gegrün- dete Zufriedenheit ist wohl nie so gefährdet gewesen, wie heutzutage. Es geht ein Zug der Unzufriedenheit, des Neides und des Klassenhasses durch die Welt, der auch solche mit sich fortreißt, die gar keinen Mangel lei- den, und der jenen, die wirklich bedrängt sind, das Leben erst recht schwer und bitter macht. Dieser Zug der Unzufriedenheit hat seine Wurzel in dem Unglauben, in dem Abfall vom Christentum. Es ist darum um so drin- gender und notwendiger, daß der junge Christ beim Eintritt in die Welt nicht bloß gläubig sei, sondern daß er auch gelernt habe, die irdischen Dinge, Reichtum und Ar- mut als Christ anzuschauen, und daß er im Vertrauen auf Gott, in der Hoffnung auf den Himmel, in der christlichen Zufriedenheit mit seinem Lose fest gegründet sei. Auch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Dieses Werk stammt vom Projekt Digitization Lifecycle am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung.

Anmerkungen zur Transkription:

Bei der Zeichenerkennung wurde nach Vorgabe des DLC modernisiert.

In Absprache mit dem MPI wurden die folgenden Aspekte der Vorlage nicht erfasst:

  • Bogensignaturen und Kustoden
  • Kolumnentitel
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterscheide zugunsten der Identifizierung von titleParts verzichtet.
  • Bei Textpassagen, die als Abschnittsüberschrift ausgeweisen werden können, wird auf die zusätzliche Auszeichnung des Layouts verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.

Es wurden alle Anführungszeichen übernommen und die Zitate zusätzlich mit q ausgezeichnet.

Weiche und harte Zeilentrennungen werden identisch als 002D übernommen. Der Zeilenumbruch selbst über lb ausgezeichnet.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895/254
Zitationshilfe: Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895], S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895/254>, abgerufen am 22.11.2024.