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Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895].

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Wenn viele Christen dasselbe ohne Andacht her-
sagen und so den Herrn bloß mit den Lippen preisen,
so liegt der Grund nicht im Gebete und nicht in der
öfteren Wiederholung desselben. Im Himmel ertönt
ewig das "Heilig, heilig, heilig," ohne daß diese Worte
leer oder veraltet werden, weil sie einer ewig frischen
Liebe und Begeisterung zum Ausdrucke dienen. Wer
den Geist des Gebetes hat, wird niemals bloß Worte
hersagen oder repetieren, sondern beten, auch wenn er
dieselben Gebete öfters wiederholt.

Das andächtige Beten des Vater unser wird um
vieles erleichtert, wenn man sich bemüht, betrachtend
seinen Inhalt zu erfassen. Nachstehende Andacht soll
als Hilfsmittel dienen, mit den Worten die entspre-
chenden Gesinnungen zu verbinden, in allbekannte
Gebetsformeln seine eigenen Anliegen und Bedürfnisse
hineinzulegen, um so im Gebete aufrichtig und von
Herzen mit Gott zu reden. Wer jeden Sonntag eine
einzige Bitte betrachtend durchgeht, wird davon nicht
geringen Gewinn haben.

Es ist sehr zu empfehlen, dann und wann das Ge-
bet des Herrn langsam zu beten, und bei jeder Bitte
etwas inne zu halten, um auch ohne Buch deren In-
halt zu beherzigen.

Das Gesagte gilt auch von allen andern mündlichen
Gebeten, besonders von dem englischen Gruße, der na-
mentlich im heiligen Rosenkranz als geeignetes Mittel
dient, die Geheimnisse der Erlösung zu betrachten.

Vater unser, der Du bist im Himmel.

Erwägungen: "Sehet, spricht der hei-
lige Johannes, welche Liebe uns der Vater
erwiesen hat, daß wir Kinder Gottes heißen

Wenn viele Christen dasselbe ohne Andacht her-
sagen und so den Herrn bloß mit den Lippen preisen,
so liegt der Grund nicht im Gebete und nicht in der
öfteren Wiederholung desselben. Im Himmel ertönt
ewig das „Heilig, heilig, heilig,“ ohne daß diese Worte
leer oder veraltet werden, weil sie einer ewig frischen
Liebe und Begeisterung zum Ausdrucke dienen. Wer
den Geist des Gebetes hat, wird niemals bloß Worte
hersagen oder repetieren, sondern beten, auch wenn er
dieselben Gebete öfters wiederholt.

Das andächtige Beten des Vater unser wird um
vieles erleichtert, wenn man sich bemüht, betrachtend
seinen Inhalt zu erfassen. Nachstehende Andacht soll
als Hilfsmittel dienen, mit den Worten die entspre-
chenden Gesinnungen zu verbinden, in allbekannte
Gebetsformeln seine eigenen Anliegen und Bedürfnisse
hineinzulegen, um so im Gebete aufrichtig und von
Herzen mit Gott zu reden. Wer jeden Sonntag eine
einzige Bitte betrachtend durchgeht, wird davon nicht
geringen Gewinn haben.

Es ist sehr zu empfehlen, dann und wann das Ge-
bet des Herrn langsam zu beten, und bei jeder Bitte
etwas inne zu halten, um auch ohne Buch deren In-
halt zu beherzigen.

Das Gesagte gilt auch von allen andern mündlichen
Gebeten, besonders von dem englischen Gruße, der na-
mentlich im heiligen Rosenkranz als geeignetes Mittel
dient, die Geheimnisse der Erlösung zu betrachten.

Vater unser, der Du bist im Himmel.

Erwägungen: „Sehet, spricht der hei-
lige Johannes, welche Liebe uns der Vater
erwiesen hat, daß wir Kinder Gottes heißen

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[409/0425] Wenn viele Christen dasselbe ohne Andacht her- sagen und so den Herrn bloß mit den Lippen preisen, so liegt der Grund nicht im Gebete und nicht in der öfteren Wiederholung desselben. Im Himmel ertönt ewig das „Heilig, heilig, heilig,“ ohne daß diese Worte leer oder veraltet werden, weil sie einer ewig frischen Liebe und Begeisterung zum Ausdrucke dienen. Wer den Geist des Gebetes hat, wird niemals bloß Worte hersagen oder repetieren, sondern beten, auch wenn er dieselben Gebete öfters wiederholt. Das andächtige Beten des Vater unser wird um vieles erleichtert, wenn man sich bemüht, betrachtend seinen Inhalt zu erfassen. Nachstehende Andacht soll als Hilfsmittel dienen, mit den Worten die entspre- chenden Gesinnungen zu verbinden, in allbekannte Gebetsformeln seine eigenen Anliegen und Bedürfnisse hineinzulegen, um so im Gebete aufrichtig und von Herzen mit Gott zu reden. Wer jeden Sonntag eine einzige Bitte betrachtend durchgeht, wird davon nicht geringen Gewinn haben. Es ist sehr zu empfehlen, dann und wann das Ge- bet des Herrn langsam zu beten, und bei jeder Bitte etwas inne zu halten, um auch ohne Buch deren In- halt zu beherzigen. Das Gesagte gilt auch von allen andern mündlichen Gebeten, besonders von dem englischen Gruße, der na- mentlich im heiligen Rosenkranz als geeignetes Mittel dient, die Geheimnisse der Erlösung zu betrachten. Vater unser, der Du bist im Himmel. Erwägungen: „Sehet, spricht der hei- lige Johannes, welche Liebe uns der Vater erwiesen hat, daß wir Kinder Gottes heißen

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Zitationshilfe: Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895], S. 409. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895/425>, abgerufen am 24.11.2024.