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Eichendorff, Joseph von: Ahnung und Gegenwart. Nürnberg, 1815.

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wunderung Feuerblicke und schnell entstehende und
wieder verschwindende Sterne in der Gegend der
Residenz, die sie für Raketen hielten. Das sieht
recht lustig aus, sagte Leontin. Hier können wir
ohnedieß nicht weiter, laß uns einen Streifzug
dorthinaus wagen und sehen, was es in der Stadt
giebt. Wir kommen wohl in der Dunkelheit uner¬
kannt durch und sind, ehe der Tag anbricht, wieder
im Gebirge. -- Friedrich willigte ein, und so zogen
sie in's Thal hinunter.

Noch vor Mitternacht langten sie vor der Re¬
sidenz an. Der ganze Kreis der Stadt war bis zu
den höchsten Thurmspitzen hinauf erleuchtet und lag
mit seinen unzähligen Fenstern wie eine Feeninsel in
der stillen Nacht vor ihnen. Sie hatten die Kühn¬
heit bis ins Thor hineinzureiten. Ein verworrener
Schwall von Musik und Lichtern quoll ihnen da ent¬
gegen. Herren und Damen wandelten, wie am
Tage, geputzt durch die Gassen, unzählige Wagen
mit Fackeln tosten dazwischen, sich mannigfaltig
durchkreuzend, eine fröhliche Menge schwärmte hin
und her. -- Nun, was giebt's denn hier noch für
eine rasende Freude? fragte Leontin endlich einen
Handwerksmann, der, ein Schurzfell um den Leib,
und ein Glas Brandtwein hoch in der Hand, un¬
aufhörlich Vivat rief. Der Mann machte eine ver¬
teufelt pfiffige Miene und hätte gern die Unwissen¬
heit der beyden Fremden tüchtig abgeführt, wenn
ihm nicht eben sein Witz versagt hätte. Endlich

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wunderung Feuerblicke und ſchnell entſtehende und
wieder verſchwindende Sterne in der Gegend der
Reſidenz, die ſie für Raketen hielten. Das ſieht
recht luſtig aus, ſagte Leontin. Hier können wir
ohnedieß nicht weiter, laß uns einen Streifzug
dorthinaus wagen und ſehen, was es in der Stadt
giebt. Wir kommen wohl in der Dunkelheit uner¬
kannt durch und ſind, ehe der Tag anbricht, wieder
im Gebirge. — Friedrich willigte ein, und ſo zogen
ſie in's Thal hinunter.

Noch vor Mitternacht langten ſie vor der Re¬
ſidenz an. Der ganze Kreis der Stadt war bis zu
den höchſten Thurmſpitzen hinauf erleuchtet und lag
mit ſeinen unzähligen Fenſtern wie eine Feeninſel in
der ſtillen Nacht vor ihnen. Sie hatten die Kühn¬
heit bis ins Thor hineinzureiten. Ein verworrener
Schwall von Muſik und Lichtern quoll ihnen da ent¬
gegen. Herren und Damen wandelten, wie am
Tage, geputzt durch die Gaſſen, unzählige Wagen
mit Fackeln tosten dazwiſchen, ſich mannigfaltig
durchkreuzend, eine fröhliche Menge ſchwärmte hin
und her. — Nun, was giebt's denn hier noch für
eine raſende Freude? fragte Leontin endlich einen
Handwerksmann, der, ein Schurzfell um den Leib,
und ein Glas Brandtwein hoch in der Hand, un¬
aufhörlich Vivat rief. Der Mann machte eine ver¬
teufelt pfiffige Miene und hätte gern die Unwiſſen¬
heit der beyden Fremden tüchtig abgeführt, wenn
ihm nicht eben ſein Witz verſagt hätte. Endlich

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[385/0391] wunderung Feuerblicke und ſchnell entſtehende und wieder verſchwindende Sterne in der Gegend der Reſidenz, die ſie für Raketen hielten. Das ſieht recht luſtig aus, ſagte Leontin. Hier können wir ohnedieß nicht weiter, laß uns einen Streifzug dorthinaus wagen und ſehen, was es in der Stadt giebt. Wir kommen wohl in der Dunkelheit uner¬ kannt durch und ſind, ehe der Tag anbricht, wieder im Gebirge. — Friedrich willigte ein, und ſo zogen ſie in's Thal hinunter. Noch vor Mitternacht langten ſie vor der Re¬ ſidenz an. Der ganze Kreis der Stadt war bis zu den höchſten Thurmſpitzen hinauf erleuchtet und lag mit ſeinen unzähligen Fenſtern wie eine Feeninſel in der ſtillen Nacht vor ihnen. Sie hatten die Kühn¬ heit bis ins Thor hineinzureiten. Ein verworrener Schwall von Muſik und Lichtern quoll ihnen da ent¬ gegen. Herren und Damen wandelten, wie am Tage, geputzt durch die Gaſſen, unzählige Wagen mit Fackeln tosten dazwiſchen, ſich mannigfaltig durchkreuzend, eine fröhliche Menge ſchwärmte hin und her. — Nun, was giebt's denn hier noch für eine raſende Freude? fragte Leontin endlich einen Handwerksmann, der, ein Schurzfell um den Leib, und ein Glas Brandtwein hoch in der Hand, un¬ aufhörlich Vivat rief. Der Mann machte eine ver¬ teufelt pfiffige Miene und hätte gern die Unwiſſen¬ heit der beyden Fremden tüchtig abgeführt, wenn ihm nicht eben ſein Witz verſagt hätte. Endlich 25

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Zitationshilfe: Eichendorff, Joseph von: Ahnung und Gegenwart. Nürnberg, 1815, S. 385. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_ahnung_1815/391>, abgerufen am 23.11.2024.