Perlen! Welche Juwelen! Ich sehe mich schnell um und erblicke -- Angelina, die in voller Pracht ihrer Schönheit die Allee heraufkommt. -- Mein mörderischer Zorn, der mich damals durch ganz Italien hin und her gehetzt hatte, war längst vor¬ über, denn ich war nicht mehr verliebt. Es war mir eben alles Einerley auf der Welt. Ich wand¬ te mich daher und wollte, ohne sie zu sprechen, in einen anderen Gang herumbeugen. Wie sehr er¬ staunte ich aber, als Angelina mir schnell nach¬ hüpfte und sich vertraulich in meinen Arm hieng. -- Kennst Du mich? rief ich ganz entrüstet. -- Wie sollt' ich doch nicht, sagte sie scherzend, hab' ich Dir denn nicht selber die Halskrause zu der Maske ge¬ näht? -- Ich bemerkte nun wohl, daß sie mich ver¬ kannte, konnte aber nicht wissen, für wen sie mich hielt, und gieng daher stillschweigend neben ihr her.
Wir waren unterdeß von der Gesellschaft abge¬ kommen, die Musik schallte nur noch schwach nach, die Beleuchtung gieng gar aus, von Ferne gewit¬ terte es hin und wieder. Warum bist Du so still? sagte sie wieder. Ich weiß nicht, fuhr sie fort, ich bin heut traurig bey aller Lust, und ich könnte es auch nicht beschreiben, wie mir zu Muthe ist. Aber ihr harten Männer achtet gar wenig darauf. -- Wir kamen an eine Laube, in deren Mitte eine Guitarre auf einem Tischchen lag. Sie nahm die¬ selbe und fieng an, ein italienisches Liedchen zu sin¬ gen. Mitten im Liede brach sie aber wieder ab.
Perlen! Welche Juwelen! Ich ſehe mich ſchnell um und erblicke — Angelina, die in voller Pracht ihrer Schönheit die Allee heraufkommt. — Mein mörderiſcher Zorn, der mich damals durch ganz Italien hin und her gehetzt hatte, war längſt vor¬ über, denn ich war nicht mehr verliebt. Es war mir eben alles Einerley auf der Welt. Ich wand¬ te mich daher und wollte, ohne ſie zu ſprechen, in einen anderen Gang herumbeugen. Wie ſehr er¬ ſtaunte ich aber, als Angelina mir ſchnell nach¬ hüpfte und ſich vertraulich in meinen Arm hieng. — Kennſt Du mich? rief ich ganz entrüſtet. — Wie ſollt' ich doch nicht, ſagte ſie ſcherzend, hab' ich Dir denn nicht ſelber die Halskrauſe zu der Maſke ge¬ näht? — Ich bemerkte nun wohl, daß ſie mich ver¬ kannte, konnte aber nicht wiſſen, für wen ſie mich hielt, und gieng daher ſtillſchweigend neben ihr her.
Wir waren unterdeß von der Geſellſchaft abge¬ kommen, die Muſik ſchallte nur noch ſchwach nach, die Beleuchtung gieng gar aus, von Ferne gewit¬ terte es hin und wieder. Warum biſt Du ſo ſtill? ſagte ſie wieder. Ich weiß nicht, fuhr ſie fort, ich bin heut traurig bey aller Luſt, und ich könnte es auch nicht beſchreiben, wie mir zu Muthe iſt. Aber ihr harten Männer achtet gar wenig darauf. — Wir kamen an eine Laube, in deren Mitte eine Guitarre auf einem Tiſchchen lag. Sie nahm die¬ ſelbe und fieng an, ein italieniſches Liedchen zu ſin¬ gen. Mitten im Liede brach ſie aber wieder ab.
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Perlen! Welche Juwelen! Ich ſehe mich ſchnell
um und erblicke — Angelina, die in voller Pracht
ihrer Schönheit die Allee heraufkommt. — Mein
mörderiſcher Zorn, der mich damals durch ganz
Italien hin und her gehetzt hatte, war längſt vor¬
über, denn ich war nicht mehr verliebt. Es war
mir eben alles Einerley auf der Welt. Ich wand¬
te mich daher und wollte, ohne ſie zu ſprechen, in
einen anderen Gang herumbeugen. Wie ſehr er¬
ſtaunte ich aber, als Angelina mir ſchnell nach¬
hüpfte und ſich vertraulich in meinen Arm hieng. —
Kennſt Du mich? rief ich ganz entrüſtet. — Wie
ſollt' ich doch nicht, ſagte ſie ſcherzend, hab' ich Dir
denn nicht ſelber die Halskrauſe zu der Maſke ge¬
näht? — Ich bemerkte nun wohl, daß ſie mich ver¬
kannte, konnte aber nicht wiſſen, für wen ſie mich
hielt, und gieng daher ſtillſchweigend neben ihr
her.
Wir waren unterdeß von der Geſellſchaft abge¬
kommen, die Muſik ſchallte nur noch ſchwach nach,
die Beleuchtung gieng gar aus, von Ferne gewit¬
terte es hin und wieder. Warum biſt Du ſo ſtill?
ſagte ſie wieder. Ich weiß nicht, fuhr ſie fort,
ich bin heut traurig bey aller Luſt, und ich könnte
es auch nicht beſchreiben, wie mir zu Muthe iſt.
Aber ihr harten Männer achtet gar wenig darauf.
— Wir kamen an eine Laube, in deren Mitte eine
Guitarre auf einem Tiſchchen lag. Sie nahm die¬
ſelbe und fieng an, ein italieniſches Liedchen zu ſin¬
gen. Mitten im Liede brach ſie aber wieder ab.
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Eichendorff, Joseph von: Ahnung und Gegenwart. Nürnberg, 1815, S. 439. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_ahnung_1815/445>, abgerufen am 23.11.2024.
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