Die Seele ist so licht, Und eh' ich liebt', da wußt' ich Von solcher Freude nicht.
Ich fühl' mich so befreyet
Von eitlem Trieb und Streit, Nichts mehr das Herz zerstreuet In seiner Fröhlichkeit.
Mir ist, als müßt' ich singen
So recht aus tiefster Lust Von wunderbaren Dingen, Was niemand sonst bewußt.
O könnt' ich alles sagen!
O wär' ich recht geschickt! So muß ich still ertragen, Was mich so hoch beglückt.
Viertes Kapitel.
Friedrich gab Leontins Bitten, noch län¬ ger auf seinem Schlosse zu verweilen, gern nach. Leontin hatte nach seiner raschen, fröhlichen Art bald eine wahre Freundschaft zu ihm gefaßt, und sie verabredeten miteinander, einen Streifzug durch das nahe Gebirge zu machen, das manches Sehens¬ werthe enthielt. Die Ausführung dieses Planes blieb indeß von Tage zu Tage verschoben. Bald war das Wetter zu nebligt, bald waren die Pferde
nicht
Ich bin ſo wach und luſtig,
Die Seele iſt ſo licht, Und eh' ich liebt', da wußt' ich Von ſolcher Freude nicht.
Ich fühl' mich ſo befreyet
Von eitlem Trieb und Streit, Nichts mehr das Herz zerſtreuet In ſeiner Fröhlichkeit.
Mir iſt, als müßt' ich ſingen
So recht aus tiefſter Luſt Von wunderbaren Dingen, Was niemand ſonſt bewußt.
O könnt' ich alles ſagen!
O wär' ich recht geſchickt! So muß ich ſtill ertragen, Was mich ſo hoch beglückt.
Viertes Kapitel.
Friedrich gab Leontins Bitten, noch län¬ ger auf ſeinem Schloſſe zu verweilen, gern nach. Leontin hatte nach ſeiner raſchen, fröhlichen Art bald eine wahre Freundſchaft zu ihm gefaßt, und ſie verabredeten miteinander, einen Streifzug durch das nahe Gebirge zu machen, das manches Sehens¬ werthe enthielt. Die Ausführung dieſes Planes blieb indeß von Tage zu Tage verſchoben. Bald war das Wetter zu nebligt, bald waren die Pferde
nicht
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Ich bin ſo wach und luſtig,
Die Seele iſt ſo licht,
Und eh' ich liebt', da wußt' ich
Von ſolcher Freude nicht.
Ich fühl' mich ſo befreyet
Von eitlem Trieb und Streit,
Nichts mehr das Herz zerſtreuet
In ſeiner Fröhlichkeit.
Mir iſt, als müßt' ich ſingen
So recht aus tiefſter Luſt
Von wunderbaren Dingen,
Was niemand ſonſt bewußt.
O könnt' ich alles ſagen!
O wär' ich recht geſchickt!
So muß ich ſtill ertragen,
Was mich ſo hoch beglückt.
Viertes Kapitel.
Friedrich gab Leontins Bitten, noch län¬
ger auf ſeinem Schloſſe zu verweilen, gern nach.
Leontin hatte nach ſeiner raſchen, fröhlichen Art
bald eine wahre Freundſchaft zu ihm gefaßt, und
ſie verabredeten miteinander, einen Streifzug durch
das nahe Gebirge zu machen, das manches Sehens¬
werthe enthielt. Die Ausführung dieſes Planes
blieb indeß von Tage zu Tage verſchoben. Bald
war das Wetter zu nebligt, bald waren die Pferde
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Eichendorff, Joseph von: Ahnung und Gegenwart. Nürnberg, 1815, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_ahnung_1815/54>, abgerufen am 27.11.2024.
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