mich, und erzählt mir, wie sie mich schon früher ein¬ mal im Traume gesehen, mit Uniform und dreieckigem Hut durch's Morgenroth auf Wolken schwebend, et cetera. Jetzt war auch der Lord mit dem Petschiren des Testaments fertig, die Prinzessin wollte uns aus dem Schlachtgetümmel heimlich salviren, wir retirirten durch Kammern und lange Gänge unaufhaltsam immer höher hinauf, wobei uns noch der eigensinnige Lord gefährlich wurde, der niemals seine prallen hirschleder¬ nen Hosen ablegen mochte, die nun in dem Mond¬ schein von weitem leuchteten. So kamen wir endlich auf das flache Schloßdach hinaus, da standen wieder blühende Granaten und Limonien, in der Mitte plät¬ scherte eine Wasserkunst sehr angenehm, in der Gold¬ fischchen bei dem klaren Mondschein lustig hin und her fuhren. Aber da war nicht lange Zeit zur Ergötz¬ lichkeit. Unter uns der Kriegslärm, vor uns der nächtliche Abgrund, dazwischen die schöne Herzogin mit der südlichen Glut immer dicht hinter mir drein: ich soll katholisch werden und sie heirathen, oder ich und sie müßten auf der Stelle sterben! Ich aber kann mich in der Confusion nicht gleich resolviren, da zieht sie einen unvernünftig langen Dolch aus dem Gürtel, preßt mich mit dem linken Arm fest an ihre Brust, holt mit dem rechten hinter meinem Rücken aus, und will mich und sich zugleich durch und durch stechen. In demselben Augenblick platzt die Fallthür neben uns
mich, und erzaͤhlt mir, wie ſie mich ſchon fruͤher ein¬ mal im Traume geſehen, mit Uniform und dreieckigem Hut durch's Morgenroth auf Wolken ſchwebend, et cetera. Jetzt war auch der Lord mit dem Petſchiren des Teſtaments fertig, die Prinzeſſin wollte uns aus dem Schlachtgetuͤmmel heimlich ſalviren, wir retirirten durch Kammern und lange Gaͤnge unaufhaltſam immer hoͤher hinauf, wobei uns noch der eigenſinnige Lord gefaͤhrlich wurde, der niemals ſeine prallen hirſchleder¬ nen Hoſen ablegen mochte, die nun in dem Mond¬ ſchein von weitem leuchteten. So kamen wir endlich auf das flache Schloßdach hinaus, da ſtanden wieder bluͤhende Granaten und Limonien, in der Mitte plaͤt¬ ſcherte eine Waſſerkunſt ſehr angenehm, in der Gold¬ fiſchchen bei dem klaren Mondſchein luſtig hin und her fuhren. Aber da war nicht lange Zeit zur Ergoͤtz¬ lichkeit. Unter uns der Kriegslaͤrm, vor uns der naͤchtliche Abgrund, dazwiſchen die ſchoͤne Herzogin mit der ſuͤdlichen Glut immer dicht hinter mir drein: ich ſoll katholiſch werden und ſie heirathen, oder ich und ſie muͤßten auf der Stelle ſterben! Ich aber kann mich in der Confuſion nicht gleich reſolviren, da zieht ſie einen unvernuͤnftig langen Dolch aus dem Guͤrtel, preßt mich mit dem linken Arm feſt an ihre Bruſt, holt mit dem rechten hinter meinem Ruͤcken aus, und will mich und ſich zugleich durch und durch ſtechen. In demſelben Augenblick platzt die Fallthuͤr neben uns
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cetera. Jetzt war auch der Lord mit dem Petſchiren
des Teſtaments fertig, die Prinzeſſin wollte uns aus
dem Schlachtgetuͤmmel heimlich ſalviren, wir retirirten
durch Kammern und lange Gaͤnge unaufhaltſam immer
hoͤher hinauf, wobei uns noch der eigenſinnige Lord
gefaͤhrlich wurde, der niemals ſeine prallen hirſchleder¬
nen Hoſen ablegen mochte, die nun in dem Mond¬
ſchein von weitem leuchteten. So kamen wir endlich
auf das flache Schloßdach hinaus, da ſtanden wieder
bluͤhende Granaten und Limonien, in der Mitte plaͤt¬
ſcherte eine Waſſerkunſt ſehr angenehm, in der Gold¬
fiſchchen bei dem klaren Mondſchein luſtig hin und
her fuhren. Aber da war nicht lange Zeit zur Ergoͤtz¬
lichkeit. Unter uns der Kriegslaͤrm, vor uns der
naͤchtliche Abgrund, dazwiſchen die ſchoͤne Herzogin mit
der ſuͤdlichen Glut immer dicht hinter mir drein: ich
ſoll katholiſch werden und ſie heirathen, oder ich und
ſie muͤßten auf der Stelle ſterben! Ich aber kann
mich in der Confuſion nicht gleich reſolviren, da zieht
ſie einen unvernuͤnftig langen Dolch aus dem Guͤrtel,
preßt mich mit dem linken Arm feſt an ihre Bruſt,
holt mit dem rechten hinter meinem Ruͤcken aus, und
will mich und ſich zugleich durch und durch ſtechen.
In demſelben Augenblick platzt die Fallthuͤr neben uns
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Eichendorff, Joseph von: Dichter und ihre Gesellen. Berlin, 1834, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_dichter_1834/219>, abgerufen am 21.11.2024.
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