wart, gleich der Morgenröthe, alles verzaubere und verwandle. So gingen sie langsam durch die ver¬ lockende Nacht, die Nachtigallen schlugen aus allen Gärten und zahllose Brunnen rauschten von fern.
Siebenzehntes Kapitel.
Die Villa des Marchese A. mit ihren kühlen Schatten, hohen ausländischen Blumen und weißen Marmorbildern lag wie eine Insel in dem Weltge¬ wühl, auf die sich Fortunat einsam verschlagen fühlte. Oft tönte es wunderlich in seine Morgenträume hin¬ ein, wie wenn eine Hochzeit in weiter Ferne schwir¬ rend durch eine anmuthige Landschaft ginge; wenn er erwachte, erkannte er Fiametta's liebliche Stimme, die Trepp' auf Trepp' ab singend, plaudernd und lachend, das ganze Haus schon mit fröhlichem Klang erfüllte. Eines Morgens fand er sogar einen frischen vollen Blumenstrauß auf seinem Tischchen am Bett, er be¬ griff nicht, wie er über Nacht dahingekommen, und da er der kleinen Marchesin dafür danken wollte, schob sie's lachend auf ihre Kammerjungfer Lenore, die ihn
wart, gleich der Morgenroͤthe, alles verzaubere und verwandle. So gingen ſie langſam durch die ver¬ lockende Nacht, die Nachtigallen ſchlugen aus allen Gaͤrten und zahlloſe Brunnen rauſchten von fern.
Siebenzehntes Kapitel.
Die Villa des Marcheſe A. mit ihren kuͤhlen Schatten, hohen auslaͤndiſchen Blumen und weißen Marmorbildern lag wie eine Inſel in dem Weltge¬ wuͤhl, auf die ſich Fortunat einſam verſchlagen fuͤhlte. Oft toͤnte es wunderlich in ſeine Morgentraͤume hin¬ ein, wie wenn eine Hochzeit in weiter Ferne ſchwir¬ rend durch eine anmuthige Landſchaft ginge; wenn er erwachte, erkannte er Fiametta's liebliche Stimme, die Trepp' auf Trepp' ab ſingend, plaudernd und lachend, das ganze Haus ſchon mit froͤhlichem Klang erfuͤllte. Eines Morgens fand er ſogar einen friſchen vollen Blumenſtrauß auf ſeinem Tiſchchen am Bett, er be¬ griff nicht, wie er uͤber Nacht dahingekommen, und da er der kleinen Marcheſin dafuͤr danken wollte, ſchob ſie's lachend auf ihre Kammerjungfer Lenore, die ihn
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0225"n="218"/>
wart, gleich der Morgenroͤthe, alles verzaubere und<lb/>
verwandle. So gingen ſie langſam durch die ver¬<lb/>
lockende Nacht, die Nachtigallen ſchlugen aus allen<lb/>
Gaͤrten und zahlloſe Brunnen rauſchten von fern.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/></div><divn="2"><head><hirendition="#fr #g">Siebenzehntes Kapitel.</hi><lb/></head><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p>Die Villa des Marcheſe A. mit ihren kuͤhlen<lb/>
Schatten, hohen auslaͤndiſchen Blumen und weißen<lb/>
Marmorbildern lag wie eine Inſel in dem Weltge¬<lb/>
wuͤhl, auf die ſich Fortunat einſam verſchlagen fuͤhlte.<lb/>
Oft toͤnte es wunderlich in ſeine Morgentraͤume hin¬<lb/>
ein, wie wenn eine Hochzeit in weiter Ferne ſchwir¬<lb/>
rend durch eine anmuthige Landſchaft ginge; wenn er<lb/>
erwachte, erkannte er Fiametta's liebliche Stimme, die<lb/>
Trepp' auf Trepp' ab ſingend, plaudernd und lachend,<lb/>
das ganze Haus ſchon mit froͤhlichem Klang erfuͤllte.<lb/>
Eines Morgens fand er ſogar einen friſchen vollen<lb/>
Blumenſtrauß auf ſeinem Tiſchchen am Bett, er be¬<lb/>
griff nicht, wie er uͤber Nacht dahingekommen, und<lb/>
da er der kleinen Marcheſin dafuͤr danken wollte, ſchob<lb/>ſie's lachend auf ihre Kammerjungfer Lenore, die ihn<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[218/0225]
wart, gleich der Morgenroͤthe, alles verzaubere und
verwandle. So gingen ſie langſam durch die ver¬
lockende Nacht, die Nachtigallen ſchlugen aus allen
Gaͤrten und zahlloſe Brunnen rauſchten von fern.
Siebenzehntes Kapitel.
Die Villa des Marcheſe A. mit ihren kuͤhlen
Schatten, hohen auslaͤndiſchen Blumen und weißen
Marmorbildern lag wie eine Inſel in dem Weltge¬
wuͤhl, auf die ſich Fortunat einſam verſchlagen fuͤhlte.
Oft toͤnte es wunderlich in ſeine Morgentraͤume hin¬
ein, wie wenn eine Hochzeit in weiter Ferne ſchwir¬
rend durch eine anmuthige Landſchaft ginge; wenn er
erwachte, erkannte er Fiametta's liebliche Stimme, die
Trepp' auf Trepp' ab ſingend, plaudernd und lachend,
das ganze Haus ſchon mit froͤhlichem Klang erfuͤllte.
Eines Morgens fand er ſogar einen friſchen vollen
Blumenſtrauß auf ſeinem Tiſchchen am Bett, er be¬
griff nicht, wie er uͤber Nacht dahingekommen, und
da er der kleinen Marcheſin dafuͤr danken wollte, ſchob
ſie's lachend auf ihre Kammerjungfer Lenore, die ihn
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Eichendorff, Joseph von: Dichter und ihre Gesellen. Berlin, 1834, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_dichter_1834/225>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.