Die Gesellschaft war längst auf den schönen Ge¬ sang aufmerksam geworden; der abenteuerliche Pilger trat vor den Sänger und sang ihm sogleich nach der¬ selben Melodie zu:
Das klingt wie ein Waldhorn in Träumen,
Was irrst du durch das Gestein, Mein Rehlein, unter den Bäumen? Ich will dein Jäger seyn!
Der Sänger sah ihn einen Augenblick von der Seite an, und antwortete, ohne sich lange zu besinnen:
Sie aber lachte im Wandern:
"Du hast einen kecken Mund, Ich aber mein' einen andern, Du bist mir zu kurz und rund!"
Hier erschallte ein allgemeines Gelächter, der Sän¬ ger erschrak darüber, warf schnell die Zitter fort und setzte sich zu seinem Gesellen. Der Runde aber war nicht so leicht aus dem Felde zu schlagen, er machte sich, sehr vergnügt, sogleich mit Witzen an die Beiden und wollte sie in's Bockshorn jagen. Mein zärtlicher Herr Jäger, sagte er, mir scheint, Ihr seyd vielmehr geschossen, als Ihr jemals geschossen habt. -- Und Ihr, scheint mir, habt Euch verschossen, versetzte das muntere Jägerbürschchen, denn der Witz brennt Euch von der Pfanne. -- Wird euch wenigstens kein Här¬ chen über der Oberlippe versengen! Wett' ich doch,
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Die Geſellſchaft war laͤngſt auf den ſchoͤnen Ge¬ ſang aufmerkſam geworden; der abenteuerliche Pilger trat vor den Saͤnger und ſang ihm ſogleich nach der¬ ſelben Melodie zu:
Das klingt wie ein Waldhorn in Traͤumen,
Was irrſt du durch das Geſtein, Mein Rehlein, unter den Baͤumen? Ich will dein Jaͤger ſeyn!
Der Saͤnger ſah ihn einen Augenblick von der Seite an, und antwortete, ohne ſich lange zu beſinnen:
Sie aber lachte im Wandern:
„Du haſt einen kecken Mund, Ich aber mein' einen andern, Du biſt mir zu kurz und rund!“
Hier erſchallte ein allgemeines Gelaͤchter, der Saͤn¬ ger erſchrak daruͤber, warf ſchnell die Zitter fort und ſetzte ſich zu ſeinem Geſellen. Der Runde aber war nicht ſo leicht aus dem Felde zu ſchlagen, er machte ſich, ſehr vergnuͤgt, ſogleich mit Witzen an die Beiden und wollte ſie in's Bockshorn jagen. Mein zaͤrtlicher Herr Jaͤger, ſagte er, mir ſcheint, Ihr ſeyd vielmehr geſchoſſen, als Ihr jemals geſchoſſen habt. — Und Ihr, ſcheint mir, habt Euch verſchoſſen, verſetzte das muntere Jaͤgerbuͤrſchchen, denn der Witz brennt Euch von der Pfanne. — Wird euch wenigſtens kein Haͤr¬ chen uͤber der Oberlippe verſengen! Wett' ich doch,
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Die Geſellſchaft war laͤngſt auf den ſchoͤnen Ge¬
ſang aufmerkſam geworden; der abenteuerliche Pilger
trat vor den Saͤnger und ſang ihm ſogleich nach der¬
ſelben Melodie zu:
Das klingt wie ein Waldhorn in Traͤumen,
Was irrſt du durch das Geſtein,
Mein Rehlein, unter den Baͤumen?
Ich will dein Jaͤger ſeyn!
Der Saͤnger ſah ihn einen Augenblick von der
Seite an, und antwortete, ohne ſich lange zu beſinnen:
Sie aber lachte im Wandern:
„Du haſt einen kecken Mund,
Ich aber mein' einen andern,
Du biſt mir zu kurz und rund!“
Hier erſchallte ein allgemeines Gelaͤchter, der Saͤn¬
ger erſchrak daruͤber, warf ſchnell die Zitter fort und
ſetzte ſich zu ſeinem Geſellen. Der Runde aber war
nicht ſo leicht aus dem Felde zu ſchlagen, er machte
ſich, ſehr vergnuͤgt, ſogleich mit Witzen an die Beiden
und wollte ſie in's Bockshorn jagen. Mein zaͤrtlicher
Herr Jaͤger, ſagte er, mir ſcheint, Ihr ſeyd vielmehr
geſchoſſen, als Ihr jemals geſchoſſen habt. — Und
Ihr, ſcheint mir, habt Euch verſchoſſen, verſetzte das
muntere Jaͤgerbuͤrſchchen, denn der Witz brennt Euch
von der Pfanne. — Wird euch wenigſtens kein Haͤr¬
chen uͤber der Oberlippe verſengen! Wett' ich doch,
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Eichendorff, Joseph von: Dichter und ihre Gesellen. Berlin, 1834, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_dichter_1834/298>, abgerufen am 16.07.2024.
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