Eichendorff, Joseph von: Dichter und ihre Gesellen. Berlin, 1834.Thal ein Reiter in bunter studentischer Tracht sichtbar, Aber am Eingang zur ersten Allee wurde er plötz¬ Salve! Herr Doctor oder Magister! Bin ein alter Bursch' und haß' die Philister,Bin der Waldmann aus dem Gebirge hier, Darf nicht näher treten zu Dir, Kann nicht zu Dir kommen in Haus und Zimmer, Trät' dort alle den Plunder in Trümmer, Thal ein Reiter in bunter ſtudentiſcher Tracht ſichtbar, Aber am Eingang zur erſten Allee wurde er ploͤtz¬ Salve! Herr Doctor oder Magiſter! Bin ein alter Burſch' und haß' die Philiſter,Bin der Waldmann aus dem Gebirge hier, Darf nicht naͤher treten zu Dir, Kann nicht zu Dir kommen in Haus und Zimmer, Traͤt' dort alle den Plunder in Truͤmmer, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0039" n="32"/> Thal ein Reiter in bunter ſtudentiſcher Tracht ſichtbar,<lb/> der nun auch ſeinerſeits die Harrenden auf dem Berge<lb/> erblickte, und, freudig ſeinen Hut ſchwenkend, die<lb/> Sporen einſetzte. Otto! Otto! rief alles froͤhlich durch¬<lb/> einander, und winkte ihm mit den Schnupftuͤchern ent¬<lb/> gegen. Der Reiter hatte unterdeß den Fuß des Ber¬<lb/> ges erreicht, ſchwang ſich vom Pferde, und auf dem<lb/> naͤchſten Wege zwiſchen den gruͤnen Rebengelaͤndern<lb/> aufſteigend, erſchien ein ſchoͤner Juͤngling von etwas<lb/> kleiner, zierlich ſchlanker Geſtalt mit einem feinen Ge¬<lb/> ſicht und faſt traͤumeriſchen Augen.</p><lb/> <p>Aber am Eingang zur erſten Allee wurde er ploͤtz¬<lb/> lich durch eine ſeltſame Erſcheinung aufgehalten. Ein<lb/> ſchoͤner Tannenbaum ſtand dort am Abhang von Alters<lb/> her, wie ein dunkler Ritter auf der Wacht, und ragte<lb/> mit dem Wipfel bis uͤber die Anhoͤhe hinauf. Auf<lb/> einmal rauſchte er mit den gruͤnen Kronen und zeigte<lb/> ſein Rieſenhaupt mit rothbraunem Geſicht und langem<lb/> Schilfbart, das Haar phantaſtiſch von wilden Blumen<lb/> und Eichenlaub umkraͤnzt. <hi rendition="#aq">Salve</hi>! redete das Haupt,<lb/> die Augen ſichtbar bewegend, den erſtaunten Studen¬<lb/> ten an:<lb/><lg type="poem"><l rendition="#et"><hi rendition="#aq">Salve</hi>! Herr Doctor oder Magiſter!</l><lb/><l>Bin ein alter Burſch' und haß' die Philiſter,</l><lb/><l>Bin der Waldmann aus dem Gebirge hier,</l><lb/><l>Darf nicht naͤher treten zu Dir,</l><lb/><l>Kann nicht zu Dir kommen in Haus und Zimmer,</l><lb/><l>Traͤt' dort alle den Plunder in Truͤmmer,</l><lb/></lg></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [32/0039]
Thal ein Reiter in bunter ſtudentiſcher Tracht ſichtbar,
der nun auch ſeinerſeits die Harrenden auf dem Berge
erblickte, und, freudig ſeinen Hut ſchwenkend, die
Sporen einſetzte. Otto! Otto! rief alles froͤhlich durch¬
einander, und winkte ihm mit den Schnupftuͤchern ent¬
gegen. Der Reiter hatte unterdeß den Fuß des Ber¬
ges erreicht, ſchwang ſich vom Pferde, und auf dem
naͤchſten Wege zwiſchen den gruͤnen Rebengelaͤndern
aufſteigend, erſchien ein ſchoͤner Juͤngling von etwas
kleiner, zierlich ſchlanker Geſtalt mit einem feinen Ge¬
ſicht und faſt traͤumeriſchen Augen.
Aber am Eingang zur erſten Allee wurde er ploͤtz¬
lich durch eine ſeltſame Erſcheinung aufgehalten. Ein
ſchoͤner Tannenbaum ſtand dort am Abhang von Alters
her, wie ein dunkler Ritter auf der Wacht, und ragte
mit dem Wipfel bis uͤber die Anhoͤhe hinauf. Auf
einmal rauſchte er mit den gruͤnen Kronen und zeigte
ſein Rieſenhaupt mit rothbraunem Geſicht und langem
Schilfbart, das Haar phantaſtiſch von wilden Blumen
und Eichenlaub umkraͤnzt. Salve! redete das Haupt,
die Augen ſichtbar bewegend, den erſtaunten Studen¬
ten an:
Salve! Herr Doctor oder Magiſter!
Bin ein alter Burſch' und haß' die Philiſter,
Bin der Waldmann aus dem Gebirge hier,
Darf nicht naͤher treten zu Dir,
Kann nicht zu Dir kommen in Haus und Zimmer,
Traͤt' dort alle den Plunder in Truͤmmer,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |