Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837.IV. Mir träumt', ich ruhte wieder Vor meines Vaters Haus Und schaute fröhlich nieder In's alte Thal hinaus, Die Luft mit lindem Spielen Ging durch das Frühlingslaub, Und Blüten-Flocken fielen Mir über Brust und Haupt. Als ich erwacht, da schimmert Der Mond vom Waldesrand, Im falben Scheine flimmert Um mich ein fremdes Land, Und wie ich ringsher sehe: Die Flocken waren Eis, Die Gegend war vom Schnee, Mein Haar vom Alter weiß. V. Es schauert der Wald vor Lust, Die Sterne nun versanken, Und wandeln durch die Brust Als himmlische Gedanken. VI. An meinen Bruder. Gedenkst Du noch des Gartens
Und Schlosses über'm Wald, Des träumenden Erwartens: Ob's denn nicht Frühling bald? IV. Mir traͤumt', ich ruhte wieder Vor meines Vaters Haus Und ſchaute froͤhlich nieder In's alte Thal hinaus, Die Luft mit lindem Spielen Ging durch das Fruͤhlingslaub, Und Bluͤten-Flocken fielen Mir uͤber Bruſt und Haupt. Als ich erwacht, da ſchimmert Der Mond vom Waldesrand, Im falben Scheine flimmert Um mich ein fremdes Land, Und wie ich ringsher ſehe: Die Flocken waren Eis, Die Gegend war vom Schnee, Mein Haar vom Alter weiß. V. Es ſchauert der Wald vor Luſt, Die Sterne nun verſanken, Und wandeln durch die Bruſt Als himmliſche Gedanken. VI. An meinen Bruder. Gedenkſt Du noch des Gartens
Und Schloſſes uͤber'm Wald, Des traͤumenden Erwartens: Ob's denn nicht Fruͤhling bald? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0328" n="310"/> <lg> <head><hi rendition="#aq #b">IV</hi>.<lb/></head> <lg type="poem"> <l>Mir traͤumt', ich ruhte wieder</l><lb/> <l>Vor meines Vaters Haus</l><lb/> <l>Und ſchaute froͤhlich nieder</l><lb/> <l>In's alte Thal hinaus,</l><lb/> <l>Die Luft mit lindem Spielen</l><lb/> <l>Ging durch das Fruͤhlingslaub,</l><lb/> <l>Und Bluͤten-Flocken fielen</l><lb/> <l>Mir uͤber Bruſt und Haupt.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Als ich erwacht, da ſchimmert</l><lb/> <l>Der Mond vom Waldesrand,</l><lb/> <l>Im falben Scheine flimmert</l><lb/> <l>Um mich ein fremdes Land,</l><lb/> <l>Und wie ich ringsher ſehe:</l><lb/> <l>Die Flocken waren Eis,</l><lb/> <l>Die Gegend war vom Schnee,</l><lb/> <l>Mein Haar vom Alter weiß.</l><lb/> </lg> </lg> <lg> <head><hi rendition="#aq #b">V</hi>.<lb/></head> <lg type="poem"> <l>Es ſchauert der Wald vor Luſt,</l><lb/> <l>Die Sterne nun verſanken,</l><lb/> <l>Und wandeln durch die Bruſt</l><lb/> <l>Als himmliſche Gedanken.</l><lb/> </lg> </lg> <lg> <head><hi rendition="#aq #b">VI</hi>.<lb/><hi rendition="#g">An meinen Bruder.</hi><lb/></head> <lg type="poem"> <l>Gedenkſt Du noch des Gartens</l><lb/> <l>Und Schloſſes uͤber'm Wald,</l><lb/> <l>Des traͤumenden Erwartens:</l><lb/> <l>Ob's denn nicht Fruͤhling bald?</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [310/0328]
IV.
Mir traͤumt', ich ruhte wieder
Vor meines Vaters Haus
Und ſchaute froͤhlich nieder
In's alte Thal hinaus,
Die Luft mit lindem Spielen
Ging durch das Fruͤhlingslaub,
Und Bluͤten-Flocken fielen
Mir uͤber Bruſt und Haupt.
Als ich erwacht, da ſchimmert
Der Mond vom Waldesrand,
Im falben Scheine flimmert
Um mich ein fremdes Land,
Und wie ich ringsher ſehe:
Die Flocken waren Eis,
Die Gegend war vom Schnee,
Mein Haar vom Alter weiß.
V.
Es ſchauert der Wald vor Luſt,
Die Sterne nun verſanken,
Und wandeln durch die Bruſt
Als himmliſche Gedanken.
VI.
An meinen Bruder.
Gedenkſt Du noch des Gartens
Und Schloſſes uͤber'm Wald,
Des traͤumenden Erwartens:
Ob's denn nicht Fruͤhling bald?
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