Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837.

Bild:
<< vorherige Seite
XI.
Durch's Leben schleichen feindlich fremde Stunden,
Wo Aengsten aus der Brust hinunterlauschen,
Verworr'ne Worte mit dem Abgrund tauschen,
Drin bodenlose Nacht nur ward erfunden.
Wohl ist des Dichters Seele stumm verbunden
Mit Mächten, die am Volk' vorüberrauschen;
Sehnsucht muß wachsen an der Tiefe Rauschen
Nach hellerm Licht und nach des Himmels Kunden.
O Herr! Du kennst allein den treuen Willen,
Befrei' ihn von der Kerkerluft des Bösen,
Laß' nicht die eig'ne Brust mich feig' zerschlagen!
Und wie ich schreibe hier, den Schmerz zu stillen,
Fühl' ich den Engel schon die Riegel lösen,
Und kann vor Glänzung nicht mehr weiter klagen.

XI.
Durch's Leben ſchleichen feindlich fremde Stunden,
Wo Aengſten aus der Bruſt hinunterlauſchen,
Verworr'ne Worte mit dem Abgrund tauſchen,
Drin bodenloſe Nacht nur ward erfunden.
Wohl iſt des Dichters Seele ſtumm verbunden
Mit Maͤchten, die am Volk' voruͤberrauſchen;
Sehnſucht muß wachſen an der Tiefe Rauſchen
Nach hellerm Licht und nach des Himmels Kunden.
O Herr! Du kennſt allein den treuen Willen,
Befrei' ihn von der Kerkerluft des Boͤſen,
Laß' nicht die eig'ne Bruſt mich feig' zerſchlagen!
Und wie ich ſchreibe hier, den Schmerz zu ſtillen,
Fuͤhl' ich den Engel ſchon die Riegel loͤſen,
Und kann vor Glaͤnzung nicht mehr weiter klagen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0366" n="348"/>
          <lg>
            <head><hi rendition="#aq">XI</hi>.<lb/></head>
            <lg type="poem">
              <l>Durch's Leben &#x017F;chleichen feindlich fremde Stunden,</l><lb/>
              <l>Wo Aeng&#x017F;ten aus der Bru&#x017F;t hinunterlau&#x017F;chen,</l><lb/>
              <l>Verworr'ne Worte mit dem Abgrund tau&#x017F;chen,</l><lb/>
              <l>Drin bodenlo&#x017F;e Nacht nur ward erfunden.</l><lb/>
            </lg>
            <lg type="poem">
              <l>Wohl i&#x017F;t des Dichters Seele &#x017F;tumm verbunden</l><lb/>
              <l>Mit Ma&#x0364;chten, die am Volk' voru&#x0364;berrau&#x017F;chen;</l><lb/>
              <l>Sehn&#x017F;ucht muß wach&#x017F;en an der Tiefe Rau&#x017F;chen</l><lb/>
              <l>Nach hellerm Licht und nach des Himmels Kunden.</l><lb/>
            </lg>
            <lg type="poem">
              <l>O Herr! Du kenn&#x017F;t allein den treuen Willen,</l><lb/>
              <l>Befrei' ihn von der Kerkerluft des Bo&#x0364;&#x017F;en,</l><lb/>
              <l>Laß' nicht die eig'ne Bru&#x017F;t mich feig' zer&#x017F;chlagen!</l><lb/>
            </lg>
            <lg type="poem">
              <l>Und wie ich &#x017F;chreibe hier, den Schmerz zu &#x017F;tillen,</l><lb/>
              <l>Fu&#x0364;hl' ich den Engel &#x017F;chon die Riegel lo&#x0364;&#x017F;en,</l><lb/>
              <l>Und kann vor Gla&#x0364;nzung nicht mehr weiter klagen.</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[348/0366] XI. Durch's Leben ſchleichen feindlich fremde Stunden, Wo Aengſten aus der Bruſt hinunterlauſchen, Verworr'ne Worte mit dem Abgrund tauſchen, Drin bodenloſe Nacht nur ward erfunden. Wohl iſt des Dichters Seele ſtumm verbunden Mit Maͤchten, die am Volk' voruͤberrauſchen; Sehnſucht muß wachſen an der Tiefe Rauſchen Nach hellerm Licht und nach des Himmels Kunden. O Herr! Du kennſt allein den treuen Willen, Befrei' ihn von der Kerkerluft des Boͤſen, Laß' nicht die eig'ne Bruſt mich feig' zerſchlagen! Und wie ich ſchreibe hier, den Schmerz zu ſtillen, Fuͤhl' ich den Engel ſchon die Riegel loͤſen, Und kann vor Glaͤnzung nicht mehr weiter klagen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837/366
Zitationshilfe: Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837, S. 348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837/366>, abgerufen am 21.11.2024.