Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837.XI. Durch's Leben schleichen feindlich fremde Stunden, Wo Aengsten aus der Brust hinunterlauschen, Verworr'ne Worte mit dem Abgrund tauschen, Drin bodenlose Nacht nur ward erfunden. Wohl ist des Dichters Seele stumm verbunden Mit Mächten, die am Volk' vorüberrauschen; Sehnsucht muß wachsen an der Tiefe Rauschen Nach hellerm Licht und nach des Himmels Kunden. O Herr! Du kennst allein den treuen Willen, Befrei' ihn von der Kerkerluft des Bösen, Laß' nicht die eig'ne Brust mich feig' zerschlagen! Und wie ich schreibe hier, den Schmerz zu stillen, Fühl' ich den Engel schon die Riegel lösen, Und kann vor Glänzung nicht mehr weiter klagen. XI. Durch's Leben ſchleichen feindlich fremde Stunden, Wo Aengſten aus der Bruſt hinunterlauſchen, Verworr'ne Worte mit dem Abgrund tauſchen, Drin bodenloſe Nacht nur ward erfunden. Wohl iſt des Dichters Seele ſtumm verbunden Mit Maͤchten, die am Volk' voruͤberrauſchen; Sehnſucht muß wachſen an der Tiefe Rauſchen Nach hellerm Licht und nach des Himmels Kunden. O Herr! Du kennſt allein den treuen Willen, Befrei' ihn von der Kerkerluft des Boͤſen, Laß' nicht die eig'ne Bruſt mich feig' zerſchlagen! Und wie ich ſchreibe hier, den Schmerz zu ſtillen, Fuͤhl' ich den Engel ſchon die Riegel loͤſen, Und kann vor Glaͤnzung nicht mehr weiter klagen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0366" n="348"/> <lg> <head><hi rendition="#aq">XI</hi>.<lb/></head> <lg type="poem"> <l>Durch's Leben ſchleichen feindlich fremde Stunden,</l><lb/> <l>Wo Aengſten aus der Bruſt hinunterlauſchen,</l><lb/> <l>Verworr'ne Worte mit dem Abgrund tauſchen,</l><lb/> <l>Drin bodenloſe Nacht nur ward erfunden.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Wohl iſt des Dichters Seele ſtumm verbunden</l><lb/> <l>Mit Maͤchten, die am Volk' voruͤberrauſchen;</l><lb/> <l>Sehnſucht muß wachſen an der Tiefe Rauſchen</l><lb/> <l>Nach hellerm Licht und nach des Himmels Kunden.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>O Herr! Du kennſt allein den treuen Willen,</l><lb/> <l>Befrei' ihn von der Kerkerluft des Boͤſen,</l><lb/> <l>Laß' nicht die eig'ne Bruſt mich feig' zerſchlagen!</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Und wie ich ſchreibe hier, den Schmerz zu ſtillen,</l><lb/> <l>Fuͤhl' ich den Engel ſchon die Riegel loͤſen,</l><lb/> <l>Und kann vor Glaͤnzung nicht mehr weiter klagen.</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [348/0366]
XI.
Durch's Leben ſchleichen feindlich fremde Stunden,
Wo Aengſten aus der Bruſt hinunterlauſchen,
Verworr'ne Worte mit dem Abgrund tauſchen,
Drin bodenloſe Nacht nur ward erfunden.
Wohl iſt des Dichters Seele ſtumm verbunden
Mit Maͤchten, die am Volk' voruͤberrauſchen;
Sehnſucht muß wachſen an der Tiefe Rauſchen
Nach hellerm Licht und nach des Himmels Kunden.
O Herr! Du kennſt allein den treuen Willen,
Befrei' ihn von der Kerkerluft des Boͤſen,
Laß' nicht die eig'ne Bruſt mich feig' zerſchlagen!
Und wie ich ſchreibe hier, den Schmerz zu ſtillen,
Fuͤhl' ich den Engel ſchon die Riegel loͤſen,
Und kann vor Glaͤnzung nicht mehr weiter klagen.
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