Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837."Und von ihrem Hals behende Thät sie Iösen eine Kette, Reicht' mit ihren weißen Händen Mir die allerschönste Perle." "Nur ein Wort von fremdem Klange Sprach sie da mit rothem Munde, Doch im Herzen ewig stehen Wird des Wort's geheime Kunde."-- "Seitdem saß ich wie gebannt dort, Und wenn neu der Lenz erwachte, Immer von dem Halsgeschmeide Eine Perle sie mir brachte." "Ich barg all' im Waldesgrunde, Und aus jeder Perl der Fraue Sproßte eine Blum' zur Stunde, Wie ihr Auge anzuschauen." "Und so bin ich aufgewachsen, Thät der Blumen treulich warten, Schlummert' oft und träumte golden In dem schwülen Waldes-Garten." "Fortgespült ist nun der Garten
Und die Blumen all' verschwunden, Und die Gegend, wo sie standen, Hab' ich nimmermehr gefunden." „Und von ihrem Hals behende Thaͤt ſie Ioͤſen eine Kette, Reicht' mit ihren weißen Haͤnden Mir die allerſchoͤnſte Perle.“ „Nur ein Wort von fremdem Klange Sprach ſie da mit rothem Munde, Doch im Herzen ewig ſtehen Wird des Wort's geheime Kunde.“— „Seitdem ſaß ich wie gebannt dort, Und wenn neu der Lenz erwachte, Immer von dem Halsgeſchmeide Eine Perle ſie mir brachte.“ „Ich barg all' im Waldesgrunde, Und aus jeder Perl der Fraue Sproßte eine Blum' zur Stunde, Wie ihr Auge anzuſchauen.“ „Und ſo bin ich aufgewachſen, Thaͤt der Blumen treulich warten, Schlummert' oft und traͤumte golden In dem ſchwuͤlen Waldes-Garten.“ „Fortgeſpuͤlt iſt nun der Garten
Und die Blumen all' verſchwunden, Und die Gegend, wo ſie ſtanden, Hab' ich nimmermehr gefunden.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0416" n="398"/> <lg type="poem"> <l>„Und von ihrem Hals behende</l><lb/> <l>Thaͤt ſie Ioͤſen eine Kette,</l><lb/> <l>Reicht' mit ihren weißen Haͤnden</l><lb/> <l>Mir die allerſchoͤnſte Perle.“</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>„Nur ein Wort von fremdem Klange</l><lb/> <l>Sprach ſie da mit rothem Munde,</l><lb/> <l>Doch im Herzen ewig ſtehen</l><lb/> <l>Wird des Wort's geheime Kunde.“—</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>„Seitdem ſaß ich wie gebannt dort,</l><lb/> <l>Und wenn neu der Lenz erwachte,</l><lb/> <l>Immer von dem Halsgeſchmeide</l><lb/> <l>Eine Perle ſie mir brachte.“</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>„Ich barg all' im Waldesgrunde,</l><lb/> <l>Und aus jeder Perl der Fraue</l><lb/> <l>Sproßte eine Blum' zur Stunde,</l><lb/> <l>Wie ihr Auge anzuſchauen.“</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>„Und ſo bin ich aufgewachſen,</l><lb/> <l>Thaͤt der Blumen treulich warten,</l><lb/> <l>Schlummert' oft und traͤumte golden</l><lb/> <l>In dem ſchwuͤlen Waldes-Garten.“</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>„Fortgeſpuͤlt iſt nun der Garten</l><lb/> <l>Und die Blumen all' verſchwunden,</l><lb/> <l>Und die Gegend, wo ſie ſtanden,</l><lb/> <l>Hab' ich nimmermehr gefunden.“</l><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [398/0416]
„Und von ihrem Hals behende
Thaͤt ſie Ioͤſen eine Kette,
Reicht' mit ihren weißen Haͤnden
Mir die allerſchoͤnſte Perle.“
„Nur ein Wort von fremdem Klange
Sprach ſie da mit rothem Munde,
Doch im Herzen ewig ſtehen
Wird des Wort's geheime Kunde.“—
„Seitdem ſaß ich wie gebannt dort,
Und wenn neu der Lenz erwachte,
Immer von dem Halsgeſchmeide
Eine Perle ſie mir brachte.“
„Ich barg all' im Waldesgrunde,
Und aus jeder Perl der Fraue
Sproßte eine Blum' zur Stunde,
Wie ihr Auge anzuſchauen.“
„Und ſo bin ich aufgewachſen,
Thaͤt der Blumen treulich warten,
Schlummert' oft und traͤumte golden
In dem ſchwuͤlen Waldes-Garten.“
„Fortgeſpuͤlt iſt nun der Garten
Und die Blumen all' verſchwunden,
Und die Gegend, wo ſie ſtanden,
Hab' ich nimmermehr gefunden.“
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