Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837.

Bild:
<< vorherige Seite
Der Bräut'gam thät erbleichen,
Er hört im Thal das Lied,
Ein dunkelrothes Zeichen
Ihm von der Stirne glüht.
Und Tanz und Jubel enden,
Er und die Gäst' im Saal,
Windlichter in den Händen,
Sich stürzen in das Thal.
Da schweifen rothe Scheine,
Schall nun und Rosseshuf,
Es hallen die Gesteine
Rings von verworr'nem Ruf.
Doch einsam irrt die Fraue
Im Walde schön und bleich,
Die Nacht hat tiefes Grauen,
Das ist von Sternen so reich.
Und als sie war gelanget
Zum allerstillsten Grund,
Ein Kind am Felsenhange
Dort freundlich lächelnd stund.
Das trug in seinen Locken
Einen weißen Rosenkranz,
Sie schaut' es an erschrocken
Beim irren Mondesglanz.
Der Braͤut'gam thaͤt erbleichen,
Er hoͤrt im Thal das Lied,
Ein dunkelrothes Zeichen
Ihm von der Stirne gluͤht.
Und Tanz und Jubel enden,
Er und die Gaͤſt' im Saal,
Windlichter in den Haͤnden,
Sich ſtuͤrzen in das Thal.
Da ſchweifen rothe Scheine,
Schall nun und Roſſeshuf,
Es hallen die Geſteine
Rings von verworr'nem Ruf.
Doch einſam irrt die Fraue
Im Walde ſchoͤn und bleich,
Die Nacht hat tiefes Grauen,
Das iſt von Sternen ſo reich.
Und als ſie war gelanget
Zum allerſtillſten Grund,
Ein Kind am Felſenhange
Dort freundlich laͤchelnd ſtund.
Das trug in ſeinen Locken
Einen weißen Roſenkranz,
Sie ſchaut' es an erſchrocken
Beim irren Mondesglanz.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0464" n="446"/>
          <lg type="poem">
            <l>Der Bra&#x0364;ut'gam tha&#x0364;t erbleichen,</l><lb/>
            <l>Er ho&#x0364;rt im Thal das Lied,</l><lb/>
            <l>Ein dunkelrothes Zeichen</l><lb/>
            <l>Ihm von der Stirne glu&#x0364;ht.</l><lb/>
          </lg>
          <lg type="poem">
            <l>Und Tanz und Jubel enden,</l><lb/>
            <l>Er und die Ga&#x0364;&#x017F;t' im Saal,</l><lb/>
            <l>Windlichter in den Ha&#x0364;nden,</l><lb/>
            <l>Sich &#x017F;tu&#x0364;rzen in das Thal.</l><lb/>
          </lg>
          <lg type="poem">
            <l>Da &#x017F;chweifen rothe Scheine,</l><lb/>
            <l>Schall nun und Ro&#x017F;&#x017F;eshuf,</l><lb/>
            <l>Es hallen die Ge&#x017F;teine</l><lb/>
            <l>Rings von verworr'nem Ruf.</l><lb/>
          </lg>
          <lg type="poem">
            <l>Doch ein&#x017F;am irrt die Fraue</l><lb/>
            <l>Im Walde &#x017F;cho&#x0364;n und bleich,</l><lb/>
            <l>Die Nacht hat tiefes Grauen,</l><lb/>
            <l>Das i&#x017F;t von Sternen &#x017F;o reich.</l><lb/>
          </lg>
          <lg type="poem">
            <l>Und als &#x017F;ie war gelanget</l><lb/>
            <l>Zum aller&#x017F;till&#x017F;ten Grund,</l><lb/>
            <l>Ein Kind am Fel&#x017F;enhange</l><lb/>
            <l>Dort freundlich la&#x0364;chelnd &#x017F;tund.</l><lb/>
          </lg>
          <lg type="poem">
            <l>Das trug in &#x017F;einen Locken</l><lb/>
            <l>Einen weißen Ro&#x017F;enkranz,</l><lb/>
            <l>Sie &#x017F;chaut' es an er&#x017F;chrocken</l><lb/>
            <l>Beim irren Mondesglanz.</l><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[446/0464] Der Braͤut'gam thaͤt erbleichen, Er hoͤrt im Thal das Lied, Ein dunkelrothes Zeichen Ihm von der Stirne gluͤht. Und Tanz und Jubel enden, Er und die Gaͤſt' im Saal, Windlichter in den Haͤnden, Sich ſtuͤrzen in das Thal. Da ſchweifen rothe Scheine, Schall nun und Roſſeshuf, Es hallen die Geſteine Rings von verworr'nem Ruf. Doch einſam irrt die Fraue Im Walde ſchoͤn und bleich, Die Nacht hat tiefes Grauen, Das iſt von Sternen ſo reich. Und als ſie war gelanget Zum allerſtillſten Grund, Ein Kind am Felſenhange Dort freundlich laͤchelnd ſtund. Das trug in ſeinen Locken Einen weißen Roſenkranz, Sie ſchaut' es an erſchrocken Beim irren Mondesglanz.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837/464
Zitationshilfe: Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837, S. 446. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837/464>, abgerufen am 02.06.2024.