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Eichendorff, Joseph von: Aus dem Leben eines Taugenichts und das Marmorbild. Berlin, 1826.

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Hier bin ich, Herr! Gegrüßt das Licht,
Das durch die stille Schwüle
Der müden Brust gewaltig bricht,
Mit seiner strengen Kühle.
Nun bin ich frei! Ich taumle noch
Und kann mich noch nicht fassen, --
O Vater, du erkennst mich doch,
Und wirst nicht von mir lassen!

Es kommt nach allen heftigen Gemüthsbewegun¬
gen, die unser ganzes Wesen durchschüttern, eine still¬
klare Heiterkeit über die Seele, gleich wie die Felder
nach einem Gewitter frischer grünen und aufathmen.
So fühlte sich auch Florio nun innerlichst erquickt, er
blickte wieder recht muthig um sich und erwartete be¬
ruhigt die Gefährten, die langsam im Grünen nachge¬
zogen kamen.

Der zierliche Knabe, welcher Pietro'n begleitete,
hatte unterdeß auch, wie Blumen vor den ersten Mor¬
genstrahlen, das Köpfchen erhoben. -- Da erkannte
Florio mit Erstaunen Fräulein Bianka. Er erschrak,
wie sie so bleich aussah gegen jenen Abend, da er sie
zum erstenmal unter den Zelten im reizenden Muth¬
willen gesehen. Die Arme war mitten in ihren sorg¬
losen Kinderspielen von der Gewalt der ersten Liebe
überrascht worden. Und als dann der heißgeliebte
Florio, den dunkeln Mächten folgend, so fremde wurde
und sich immer weiter von ihr entfernte, bis sie ihn
endlich ganz verloren geben mußte, da versank sie in
eine tiefe Schwermuth, deren Geheimniß sie Nieman¬

Hier bin ich, Herr! Gegruͤßt das Licht,
Das durch die ſtille Schwuͤle
Der muͤden Bruſt gewaltig bricht,
Mit ſeiner ſtrengen Kuͤhle.
Nun bin ich frei! Ich taumle noch
Und kann mich noch nicht faſſen, —
O Vater, du erkennſt mich doch,
Und wirſt nicht von mir laſſen!

Es kommt nach allen heftigen Gemuͤthsbewegun¬
gen, die unſer ganzes Weſen durchſchuͤttern, eine ſtill¬
klare Heiterkeit uͤber die Seele, gleich wie die Felder
nach einem Gewitter friſcher gruͤnen und aufathmen.
So fuͤhlte ſich auch Florio nun innerlichſt erquickt, er
blickte wieder recht muthig um ſich und erwartete be¬
ruhigt die Gefaͤhrten, die langſam im Gruͤnen nachge¬
zogen kamen.

Der zierliche Knabe, welcher Pietro'n begleitete,
hatte unterdeß auch, wie Blumen vor den erſten Mor¬
genſtrahlen, das Koͤpfchen erhoben. — Da erkannte
Florio mit Erſtaunen Fraͤulein Bianka. Er erſchrak,
wie ſie ſo bleich ausſah gegen jenen Abend, da er ſie
zum erſtenmal unter den Zelten im reizenden Muth¬
willen geſehen. Die Arme war mitten in ihren ſorg¬
loſen Kinderſpielen von der Gewalt der erſten Liebe
uͤberraſcht worden. Und als dann der heißgeliebte
Florio, den dunkeln Maͤchten folgend, ſo fremde wurde
und ſich immer weiter von ihr entfernte, bis ſie ihn
endlich ganz verloren geben mußte, da verſank ſie in
eine tiefe Schwermuth, deren Geheimniß ſie Nieman¬

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[196/0206] Hier bin ich, Herr! Gegruͤßt das Licht, Das durch die ſtille Schwuͤle Der muͤden Bruſt gewaltig bricht, Mit ſeiner ſtrengen Kuͤhle. Nun bin ich frei! Ich taumle noch Und kann mich noch nicht faſſen, — O Vater, du erkennſt mich doch, Und wirſt nicht von mir laſſen! Es kommt nach allen heftigen Gemuͤthsbewegun¬ gen, die unſer ganzes Weſen durchſchuͤttern, eine ſtill¬ klare Heiterkeit uͤber die Seele, gleich wie die Felder nach einem Gewitter friſcher gruͤnen und aufathmen. So fuͤhlte ſich auch Florio nun innerlichſt erquickt, er blickte wieder recht muthig um ſich und erwartete be¬ ruhigt die Gefaͤhrten, die langſam im Gruͤnen nachge¬ zogen kamen. Der zierliche Knabe, welcher Pietro'n begleitete, hatte unterdeß auch, wie Blumen vor den erſten Mor¬ genſtrahlen, das Koͤpfchen erhoben. — Da erkannte Florio mit Erſtaunen Fraͤulein Bianka. Er erſchrak, wie ſie ſo bleich ausſah gegen jenen Abend, da er ſie zum erſtenmal unter den Zelten im reizenden Muth¬ willen geſehen. Die Arme war mitten in ihren ſorg¬ loſen Kinderſpielen von der Gewalt der erſten Liebe uͤberraſcht worden. Und als dann der heißgeliebte Florio, den dunkeln Maͤchten folgend, ſo fremde wurde und ſich immer weiter von ihr entfernte, bis ſie ihn endlich ganz verloren geben mußte, da verſank ſie in eine tiefe Schwermuth, deren Geheimniß ſie Nieman¬

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Zitationshilfe: Eichendorff, Joseph von: Aus dem Leben eines Taugenichts und das Marmorbild. Berlin, 1826, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_taugenichts_1826/206>, abgerufen am 09.11.2024.