Eichendorff, Joseph von: Aus dem Leben eines Taugenichts und das Marmorbild. Berlin, 1826.bogen sich die Zweige in dem Gesträuch auseinander, Wie froh war ich nun, als ich mich vom ersten Indem hub die verkappte Gärtnerin unten an: bogen ſich die Zweige in dem Geſtraͤuch auseinander, Wie froh war ich nun, als ich mich vom erſten Indem hub die verkappte Gaͤrtnerin unten an: <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0038" n="28"/> bogen ſich die Zweige in dem Geſtraͤuch auseinander,<lb/> und die Kammerjungfer ſteckte ihr kleines Geſichtchen,<lb/> ſich nach allen Seiten umſehend, zwiſchen der Laube<lb/> hindurch. Der Mondſchein funkelte recht auf ihren<lb/> pfiffigen Augen, wie ſie hervorguckten. Ich hielt den<lb/> Athem an mich und blickte unverwandt hinunter. Es<lb/> dauerte auch nicht lange, ſo trat wirklich die Gaͤrtne¬<lb/> rin, ganz ſo wie mir ſie die Kammerjungfer geſtern<lb/> beſchrieben hatte, zwiſchen den Baͤumen heraus. Mein<lb/> Herz klopfte mir zum zerſpringen. Sie aber hatte<lb/> eine Larve vor und ſah ſich, wie mir ſchien, verwun¬<lb/> dert auf dem Platze um. — Da wollt's mir vorkom¬<lb/> men, als waͤre ſie gar nicht recht ſchlank und nied¬<lb/> lich. — Endlich trat ſie ganz nahe an den Baum<lb/> und nahm die Larve ab. — Es war wahrhaftig die<lb/> andere aͤltere gnaͤdige Frau!</p><lb/> <p>Wie froh war ich nun, als ich mich vom erſten<lb/> Schreck erholt hatte, daß ich mich hier oben in Si¬<lb/> cherheit befand. Wie in aller Welt, dachte ich, kommt<lb/><hi rendition="#g">die</hi> nur jetzt hierher? wenn nun die liebe ſchoͤne gnaͤ¬<lb/> dige Frau die Blumen abholt, — das wird eine ſchoͤne<lb/> Geſchichte werden! Ich haͤtte am Ende weinen moͤ¬<lb/> gen vor Aerger uͤber den ganzen Spektakel.</p><lb/> <p>Indem hub die verkappte Gaͤrtnerin unten an:<lb/> „Es iſt ſo ſtickend heiß droben im Saale, ich mußte<lb/> mich ein wenig abkuͤhlen gehen in der freien ſchoͤnen<lb/> Natur.“ Dabei faͤchelte ſie ſich mit der Larve in ei¬<lb/> nem fort und blies die Luft von ſich. Bei dem hellen<lb/> Mondſchein konnt' ich deutlich erkennen, wie ihr die<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [28/0038]
bogen ſich die Zweige in dem Geſtraͤuch auseinander,
und die Kammerjungfer ſteckte ihr kleines Geſichtchen,
ſich nach allen Seiten umſehend, zwiſchen der Laube
hindurch. Der Mondſchein funkelte recht auf ihren
pfiffigen Augen, wie ſie hervorguckten. Ich hielt den
Athem an mich und blickte unverwandt hinunter. Es
dauerte auch nicht lange, ſo trat wirklich die Gaͤrtne¬
rin, ganz ſo wie mir ſie die Kammerjungfer geſtern
beſchrieben hatte, zwiſchen den Baͤumen heraus. Mein
Herz klopfte mir zum zerſpringen. Sie aber hatte
eine Larve vor und ſah ſich, wie mir ſchien, verwun¬
dert auf dem Platze um. — Da wollt's mir vorkom¬
men, als waͤre ſie gar nicht recht ſchlank und nied¬
lich. — Endlich trat ſie ganz nahe an den Baum
und nahm die Larve ab. — Es war wahrhaftig die
andere aͤltere gnaͤdige Frau!
Wie froh war ich nun, als ich mich vom erſten
Schreck erholt hatte, daß ich mich hier oben in Si¬
cherheit befand. Wie in aller Welt, dachte ich, kommt
die nur jetzt hierher? wenn nun die liebe ſchoͤne gnaͤ¬
dige Frau die Blumen abholt, — das wird eine ſchoͤne
Geſchichte werden! Ich haͤtte am Ende weinen moͤ¬
gen vor Aerger uͤber den ganzen Spektakel.
Indem hub die verkappte Gaͤrtnerin unten an:
„Es iſt ſo ſtickend heiß droben im Saale, ich mußte
mich ein wenig abkuͤhlen gehen in der freien ſchoͤnen
Natur.“ Dabei faͤchelte ſie ſich mit der Larve in ei¬
nem fort und blies die Luft von ſich. Bei dem hellen
Mondſchein konnt' ich deutlich erkennen, wie ihr die
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