Berg-Zinnober, und verrichtete glückliche Curen; dieweil ich aber den gemeinen Zinno- ber der so schön hoch-roth aussahe, eben so gut zu seyn vermeynte, wagte ichs, und habe be- funden, daß er keinen Schaden verursachet. Mein Freund, versetzte Eckarth, ihr habt euer Examen wohl ausgehalten, vor heute sollt ihr mein Gast seyn, müsset aber mit Bauren vor- lieb nehmen. Gestrenger Herr antwortete der Ziegeuner, wie sie befehlen, so gehorsame ich; Nachdem allerhand Reden vorgangen wa- ren, ruckte die Zeit zum Abend-Essen herbey, und weil Eckarth im Garten-Hause verbleiben wolte, ließ er die Speisen dahin bringen; Un- ter denen kam auch eine Schüssel mit gesotte- nen Krebsen auf den Tisch, bey welchen He- rumlegen fragte Eckarth den Ziegeuner; was haltet ihr von diesen gepantzerten Fischen? Allzuviel Gestrenger Herr, antwortete der Ziegeuner, mein Herr, der D. Rumler sagte vielmahl, daß derselben Steine (oder so ge- nannte Krebs-Augen) ihren Tugenden nach höher als der beniembte Bezoar-Stein zu schätzen wären, es ist auch selten eine Artzeney gewesen, darunter er sie nicht gemischt hätte, doch nur rohe und zart gestossen, weswegen ich vielmahl dachte, warumb er nicht die Pre- parirten nehme: Weil ich nun bey meinen
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Berg-Zinnober, und verrichtete gluͤckliche Curen; dieweil ich aber den gemeinen Zinno- ber der ſo ſchoͤn hoch-roth ausſahe, eben ſo gut zu ſeyn vermeynte, wagte ichs, und habe be- funden, daß er keinen Schaden verurſachet. Mein Freund, verſetzte Eckarth, ihr habt euer Examen wohl ausgehalten, vor heute ſollt ihr mein Gaſt ſeyn, muͤſſet aber mit Bauren vor- lieb nehmen. Geſtrenger Herr antwortete der Ziegeuner, wie ſie befehlen, ſo gehorſame ich; Nachdem allerhand Reden vorgangen wa- ren, ruckte die Zeit zum Abend-Eſſen herbey, und weil Eckarth im Garten-Hauſe verbleiben wolte, ließ er die Speiſen dahin bringen; Un- ter denen kam auch eine Schuͤſſel mit geſotte- nen Krebſen auf den Tiſch, bey welchen He- rumlegen fragte Eckarth den Ziegeuner; was haltet ihr von dieſen gepantzerten Fiſchen? Allzuviel Geſtrenger Herr, antwortete der Ziegeuner, mein Herr, der D. Rumler ſagte vielmahl, daß derſelben Steine (oder ſo ge- nannte Krebs-Augen) ihren Tugenden nach hoͤher als der beniembte Bezoar-Stein zu ſchaͤtzen waͤren, es iſt auch ſelten eine Artzeney geweſen, darunter er ſie nicht gemiſcht haͤtte, doch nur rohe und zart geſtoſſen, weswegen ich vielmahl dachte, warumb er nicht die Pre- parirten nehme: Weil ich nun bey meinen
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Berg-Zinnober, und verrichtete gluͤckliche
Curen; dieweil ich aber den gemeinen Zinno-
ber der ſo ſchoͤn hoch-roth ausſahe, eben ſo gut
zu ſeyn vermeynte, wagte ichs, und habe be-
funden, daß er keinen Schaden verurſachet.
Mein Freund, verſetzte Eckarth, ihr habt euer
Examen wohl ausgehalten, vor heute ſollt ihr
mein Gaſt ſeyn, muͤſſet aber mit Bauren vor-
lieb nehmen. Geſtrenger Herr antwortete
der Ziegeuner, wie ſie befehlen, ſo gehorſame
ich; Nachdem allerhand Reden vorgangen wa-
ren, ruckte die Zeit zum Abend-Eſſen herbey,
und weil Eckarth im Garten-Hauſe verbleiben
wolte, ließ er die Speiſen dahin bringen; Un-
ter denen kam auch eine Schuͤſſel mit geſotte-
nen Krebſen auf den Tiſch, bey welchen He-
rumlegen fragte Eckarth den Ziegeuner; was
haltet ihr von dieſen gepantzerten Fiſchen?
Allzuviel Geſtrenger Herr, antwortete der
Ziegeuner, mein Herr, der D. Rumler ſagte
vielmahl, daß derſelben Steine (oder ſo ge-
nannte Krebs-Augen) ihren Tugenden nach
hoͤher als der beniembte Bezoar-Stein zu
ſchaͤtzen waͤren, es iſt auch ſelten eine Artzeney
geweſen, darunter er ſie nicht gemiſcht haͤtte,
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/151>, abgerufen am 21.11.2024.
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