de kleine Wölcklein, welche tausenterley Figu- ren und Verwandelung derselben vorstellten. Filinda als eine curieuse freymüthige Frau, sprach: Jn meiner Jugend wann ich in den Monden sahe, und die Flecken desselben admi- rirte, machten meine Begleitende mir weiß, es sey in solchen ein Männlein das träge ein Bündlein Holtz, mit dessen Zulegung dasselbe den Monden anfeuerte; Nachdem ich grösser und im Lesen fertiger wurde, bekam ich ein Büchlein mit Nahmen der fliegende Wan- ders-Mann in den Mond, zu lesen, das mir den vorigen, mir stets zweiffelhafften Wahn be- nahm, und im Durchlesen mich seinen Vor- trag zu approbiren gäntzlich beredete, die- weil ich die hin und wieder in Umkreiß und Zir- ckel des Mondes zerstreuete Flecke, vor Ber- ge, Hügel, Städte, Dörffer und dergleichen ansahe, und wann der fliegende Wanders- Mann mir seine Transporteurs hätte über- lassen oder mir gleiche Sorte anschaffen kön- nen, ich hätte diese Monden-Reise aus Curio- sität mit ihme gantz begierig antretten und ihn begleiten wollen. Kunigundis sprach: Filinda du bist in deinen Jugend-Jahren unter uns allezeit die poßierlichste gewesen, und hast uns zuweilen manche Lust mit deinen Einfällen und Vorträgen gemacht, der Himmel, dessen
Lich-
de kleine Woͤlcklein, welche tauſenterley Figu- ren und Verwandelung derſelben vorſtellten. Filinda als eine curieuſe freymuͤthige Frau, ſprach: Jn meiner Jugend wann ich in den Monden ſahe, und die Flecken deſſelben admi- rirte, machten meine Begleitende mir weiß, es ſey in ſolchen ein Maͤnnlein das traͤge ein Buͤndlein Holtz, mit deſſen Zulegung daſſelbe den Monden anfeuerte; Nachdem ich groͤſſer und im Leſen fertiger wurde, bekam ich ein Buͤchlein mit Nahmen der fliegende Wan- ders-Mann in den Mond, zu leſen, das mir den vorigen, mir ſtets zweiffelhafften Wahn be- nahm, und im Durchleſen mich ſeinen Vor- trag zu approbiren gaͤntzlich beredete, die- weil ich die hin und wieder in Umkreiß und Zir- ckel des Mondes zerſtreuete Flecke, vor Ber- ge, Huͤgel, Staͤdte, Doͤrffer und dergleichen anſahe, und wann der fliegende Wanders- Mann mir ſeine Transporteurs haͤtte uͤber- laſſen oder mir gleiche Sorte anſchaffen koͤn- nen, ich haͤtte dieſe Monden-Reiſe aus Curio- ſitaͤt mit ihme gantz begierig antretten und ihn begleiten wollen. Kunigundis ſprach: Filinda du biſt in deinen Jugend-Jahren unter uns allezeit die poßierlichſte geweſen, und haſt uns zuweilen manche Luſt mit deinen Einfaͤllen und Vortraͤgen gemacht, der Himmel, deſſen
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de kleine Woͤlcklein, welche tauſenterley Figu-
ren und Verwandelung derſelben vorſtellten.
Filinda als eine curieuſe freymuͤthige Frau,
ſprach: Jn meiner Jugend wann ich in den
Monden ſahe, und die Flecken deſſelben admi-
rirte, machten meine Begleitende mir weiß, es
ſey in ſolchen ein Maͤnnlein das traͤge ein
Buͤndlein Holtz, mit deſſen Zulegung daſſelbe
den Monden anfeuerte; Nachdem ich groͤſſer
und im Leſen fertiger wurde, bekam ich ein
Buͤchlein mit Nahmen der fliegende Wan-
ders-Mann in den Mond, zu leſen, das mir
den vorigen, mir ſtets zweiffelhafften Wahn be-
nahm, und im Durchleſen mich ſeinen Vor-
trag zu approbiren gaͤntzlich beredete, die-
weil ich die hin und wieder in Umkreiß und Zir-
ckel des Mondes zerſtreuete Flecke, vor Ber-
ge, Huͤgel, Staͤdte, Doͤrffer und dergleichen
anſahe, und wann der fliegende Wanders-
Mann mir ſeine Transporteurs haͤtte uͤber-
laſſen oder mir gleiche Sorte anſchaffen koͤn-
nen, ich haͤtte dieſe Monden-Reiſe aus Curio-
ſitaͤt mit ihme gantz begierig antretten und ihn
begleiten wollen. Kunigundis ſprach: Filinda
du biſt in deinen Jugend-Jahren unter uns
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Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/172>, abgerufen am 24.11.2024.
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