ter zu schauen verwegere; bevorab weil sie durch ihren klaren weissen Schein, uns Mor- gen geliebts GOtt, ein klares Wetter und schönen Tag weissaget, nach den bekannten Vers:
Pallida Luna pluit, rubicunda flat, alba serenat.
Liebhold replicirte, zuweilen ist der nachfol- gende Tag heiter und schöne, wann der Mon- den des Abends zuvor sich roth aufführet. So- phia sagte: Der Meynung bin ich auch ge- wesen. Adelbrecht versetzte: Mit starcken Winden vermischt, doch trifft die Beschrei- bung nicht allezeit zu, so, daß wann auch der Monden noch so schöne hell und weiß seinen Umbkreiß durchlaufft, der Tag darauff un- stett und stürmisch ist. Eusebia sprach: Es ist ja fast alles in der Welt der Unbeständigkeit unterworffen, also wird der Mond als ein Ebenbild derselben nicht ausgeschlossen seyn, bey Anschauung dieses Lichts, welches fast täglich seinen Wechsel vorzeiget indem es bald klein ist, zunimbt und groß wird, bald wieder abnimbt und wieder kleine wird, kan man ih- me eine Vorstellung eines wanckel-müthigen Menschen, der in seinen Lebens-Wandel sich fast stündlich ändert, daß in solchen keine Ge- wißheit zu setzen ist, machen: Mithin verfüg-
te
ter zu ſchauen verwegere; bevorab weil ſie durch ihren klaren weiſſen Schein, uns Mor- gen geliebts GOtt, ein klares Wetter und ſchoͤnen Tag weiſſaget, nach den bekannten Vers:
Pallida Luna pluit, rubicunda flat, alba ſerenat.
Liebhold replicirte, zuweilen iſt der nachfol- gende Tag heiter und ſchoͤne, wann der Mon- den des Abends zuvor ſich roth auffuͤhret. So- phia ſagte: Der Meynung bin ich auch ge- weſen. Adelbrecht verſetzte: Mit ſtarcken Winden vermiſcht, doch trifft die Beſchrei- bung nicht allezeit zu, ſo, daß wann auch der Monden noch ſo ſchoͤne hell und weiß ſeinen Umbkreiß durchlaufft, der Tag darauff un- ſtett und ſtuͤrmiſch iſt. Euſebia ſprach: Es iſt ja faſt alles in der Welt der Unbeſtaͤndigkeit unterworffen, alſo wird der Mond als ein Ebenbild derſelben nicht ausgeſchloſſen ſeyn, bey Anſchauung dieſes Lichts, welches faſt taͤglich ſeinen Wechſel vorzeiget indem es bald klein iſt, zunimbt und groß wird, bald wieder abnimbt und wieder kleine wird, kan man ih- me eine Vorſtellung eines wanckel-muͤthigen Menſchen, der in ſeinen Lebens-Wandel ſich faſt ſtuͤndlich aͤndert, daß in ſolchen keine Ge- wißheit zu ſetzen iſt, machen: Mithin verfuͤg-
te
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0174"n="158"/>
ter zu ſchauen verwegere; bevorab weil ſie<lb/>
durch ihren klaren weiſſen Schein, uns Mor-<lb/>
gen geliebts GOtt, ein klares Wetter und<lb/>ſchoͤnen Tag weiſſaget, nach den bekannten<lb/>
Vers:</p><lb/><lgtype="poem"><l><hirendition="#aq">Pallida Luna pluit, rubicunda flat, alba</hi></l><lb/><l><hirendition="#aq"><hirendition="#et">ſerenat.</hi></hi></l></lg><lb/><p>Liebhold <hirendition="#aq">replici</hi>rte, zuweilen iſt der nachfol-<lb/>
gende Tag heiter und ſchoͤne, wann der Mon-<lb/>
den des Abends zuvor ſich roth auffuͤhret. <hirendition="#aq">So-<lb/>
phia</hi>ſagte: Der Meynung bin ich auch ge-<lb/>
weſen. Adelbrecht verſetzte: Mit ſtarcken<lb/>
Winden vermiſcht, doch trifft die Beſchrei-<lb/>
bung nicht allezeit zu, ſo, daß wann auch der<lb/>
Monden noch ſo ſchoͤne hell und weiß ſeinen<lb/>
Umbkreiß durchlaufft, der Tag darauff un-<lb/>ſtett und ſtuͤrmiſch iſt. <hirendition="#aq">Euſebia</hi>ſprach: Es iſt<lb/>
ja faſt alles in der Welt der Unbeſtaͤndigkeit<lb/>
unterworffen, alſo wird der Mond als ein<lb/>
Ebenbild derſelben nicht ausgeſchloſſen ſeyn,<lb/>
bey Anſchauung dieſes Lichts, welches faſt<lb/>
taͤglich ſeinen Wechſel vorzeiget indem es bald<lb/>
klein iſt, zunimbt und groß wird, bald wieder<lb/>
abnimbt und wieder kleine wird, kan man ih-<lb/>
me eine Vorſtellung eines wanckel-muͤthigen<lb/>
Menſchen, der in ſeinen Lebens-Wandel ſich<lb/>
faſt ſtuͤndlich aͤndert, daß in ſolchen keine Ge-<lb/>
wißheit zu ſetzen iſt, machen: Mithin verfuͤg-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">te</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[158/0174]
ter zu ſchauen verwegere; bevorab weil ſie
durch ihren klaren weiſſen Schein, uns Mor-
gen geliebts GOtt, ein klares Wetter und
ſchoͤnen Tag weiſſaget, nach den bekannten
Vers:
Pallida Luna pluit, rubicunda flat, alba
ſerenat.
Liebhold replicirte, zuweilen iſt der nachfol-
gende Tag heiter und ſchoͤne, wann der Mon-
den des Abends zuvor ſich roth auffuͤhret. So-
phia ſagte: Der Meynung bin ich auch ge-
weſen. Adelbrecht verſetzte: Mit ſtarcken
Winden vermiſcht, doch trifft die Beſchrei-
bung nicht allezeit zu, ſo, daß wann auch der
Monden noch ſo ſchoͤne hell und weiß ſeinen
Umbkreiß durchlaufft, der Tag darauff un-
ſtett und ſtuͤrmiſch iſt. Euſebia ſprach: Es iſt
ja faſt alles in der Welt der Unbeſtaͤndigkeit
unterworffen, alſo wird der Mond als ein
Ebenbild derſelben nicht ausgeſchloſſen ſeyn,
bey Anſchauung dieſes Lichts, welches faſt
taͤglich ſeinen Wechſel vorzeiget indem es bald
klein iſt, zunimbt und groß wird, bald wieder
abnimbt und wieder kleine wird, kan man ih-
me eine Vorſtellung eines wanckel-muͤthigen
Menſchen, der in ſeinen Lebens-Wandel ſich
faſt ſtuͤndlich aͤndert, daß in ſolchen keine Ge-
wißheit zu ſetzen iſt, machen: Mithin verfuͤg-
te
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/174>, abgerufen am 09.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.