Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

die ich zuvor ausser diesen Geträncken nicht
thun können? Eckarth antwortete: Ob
wohln in Paliro und andern Orthen man die-
sen Tranck, so wohl als hier starck brauchet,
so halt ich meines Theils wenig oder nichts
davon. Ob gleich vortreffliche Medici diese
beyde Geträncke sonderlich recommendiren,
halte ich ihre Anordnung mehr vor eine medi-
cini
sche Politique, die Leuthe in einer bessern
und beqvemern Diaet zu erhalten. Zum Ex-
empel, ich errinnere mich eines Empirici, da-
mit ich eins zum andern besserer Erläuterung
halben setze, der vor etlichen Jahren in Dreß-
den das Podagra felicissime hemmte, und de-
nen Patienten eine ziemliche Zeit, Ruhe schaff-
te, dieser befahl denen Bedrängten, daß sie
vier Wochen lang nichts anders, als Sem-
mel in Milch geweicht, essen, und davon trin-
cken musten, nebenst ein wenig Haber-Sup-
pen, und scharffe regnichte Lufft und Wetter
zu meiden. Die nun dieser vorgeschriebenen
Diaet nachlebten, von ihren Debauchen ab-
stunden, empfunden Linderung und wurden
gesund. Daraus siehet man was eine gute
Diaet thut; Jch kenne alte Leuthe, die sich
sonst ordentlich in der Diaet gehalten, und ein
gekochtes Haber-und Aniß-Wasser, gleich-
wie man anjetzo das Thee und Coffee

braucht
M 5

die ich zuvor auſſer dieſen Getraͤncken nicht
thun koͤnnen? Eckarth antwortete: Ob
wohln in Paliro und andern Orthen man die-
ſen Tranck, ſo wohl als hier ſtarck brauchet,
ſo halt ich meines Theils wenig oder nichts
davon. Ob gleich vortreffliche Medici dieſe
beyde Getraͤncke ſonderlich recommendiren,
halte ich ihre Anordnung mehr vor eine medi-
cini
ſche Politique, die Leuthe in einer beſſern
und beqvemern Diæt zu erhalten. Zum Ex-
empel, ich errinnere mich eines Empirici, da-
mit ich eins zum andern beſſerer Erlaͤuterung
halben ſetze, der vor etlichen Jahren in Dreß-
den das Podagra felicisſime hemmte, und de-
nen Patienten eine ziemliche Zeit, Ruhe ſchaff-
te, dieſer befahl denen Bedraͤngten, daß ſie
vier Wochen lang nichts anders, als Sem-
mel in Milch geweicht, eſſen, und davon trin-
cken muſten, nebenſt ein wenig Haber-Sup-
pen, und ſcharffe regnichte Lufft und Wetter
zu meiden. Die nun dieſer vorgeſchriebenen
Diæt nachlebten, von ihren Debauchen ab-
ſtunden, empfunden Linderung und wurden
geſund. Daraus ſiehet man was eine gute
Diæt thut; Jch kenne alte Leuthe, die ſich
ſonſt ordentlich in der Diæt gehalten, und ein
gekochtes Haber-und Aniß-Waſſer, gleich-
wie man anjetzo das Thee und Coffee

braucht
M 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0201" n="185"/>
die ich zuvor au&#x017F;&#x017F;er die&#x017F;en Getra&#x0364;ncken nicht<lb/>
thun ko&#x0364;nnen? Eckarth antwortete: Ob<lb/>
wohln in <hi rendition="#aq">Paliro</hi> und andern Orthen man die-<lb/>
&#x017F;en Tranck, &#x017F;o wohl als hier &#x017F;tarck brauchet,<lb/>
&#x017F;o halt ich meines Theils wenig oder nichts<lb/>
davon. Ob gleich vortreffliche <hi rendition="#aq">Medici</hi> die&#x017F;e<lb/>
beyde Getra&#x0364;ncke &#x017F;onderlich <hi rendition="#aq">recommendi</hi>ren,<lb/>
halte ich ihre Anordnung mehr vor eine <hi rendition="#aq">medi-<lb/>
cini</hi>&#x017F;che <hi rendition="#aq">Politique,</hi> die Leuthe in einer be&#x017F;&#x017F;ern<lb/>
und beqvemern <hi rendition="#aq">Diæt</hi> zu erhalten. Zum Ex-<lb/>
empel, ich errinnere mich eines <hi rendition="#aq">Empirici,</hi> da-<lb/>
mit ich eins zum andern be&#x017F;&#x017F;erer Erla&#x0364;uterung<lb/>
halben &#x017F;etze, der vor etlichen Jahren in Dreß-<lb/>
den das <hi rendition="#aq">Podagra felicis&#x017F;ime</hi> hemmte, und de-<lb/>
nen Patienten eine ziemliche Zeit, Ruhe &#x017F;chaff-<lb/>
te, die&#x017F;er befahl denen Bedra&#x0364;ngten, daß &#x017F;ie<lb/>
vier Wochen lang nichts anders, als Sem-<lb/>
mel in Milch geweicht, e&#x017F;&#x017F;en, und davon trin-<lb/>
cken mu&#x017F;ten, neben&#x017F;t ein wenig Haber-Sup-<lb/>
pen, und &#x017F;charffe regnichte Lufft und Wetter<lb/>
zu meiden. Die nun die&#x017F;er vorge&#x017F;chriebenen<lb/><hi rendition="#aq">Diæt</hi> nachlebten, von ihren <hi rendition="#aq">Debauch</hi>en ab-<lb/>
&#x017F;tunden, empfunden Linderung und wurden<lb/>
ge&#x017F;und. Daraus &#x017F;iehet man was eine gute<lb/><hi rendition="#aq">Diæt</hi> thut; Jch kenne alte Leuthe, die &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;on&#x017F;t ordentlich in der <hi rendition="#aq">Diæt</hi> gehalten, und ein<lb/>
gekochtes Haber-und Aniß-Wa&#x017F;&#x017F;er, gleich-<lb/>
wie man anjetzo das <hi rendition="#aq">Thee</hi> und <hi rendition="#aq">Coffee</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">M 5</fw><fw place="bottom" type="catch">braucht</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[185/0201] die ich zuvor auſſer dieſen Getraͤncken nicht thun koͤnnen? Eckarth antwortete: Ob wohln in Paliro und andern Orthen man die- ſen Tranck, ſo wohl als hier ſtarck brauchet, ſo halt ich meines Theils wenig oder nichts davon. Ob gleich vortreffliche Medici dieſe beyde Getraͤncke ſonderlich recommendiren, halte ich ihre Anordnung mehr vor eine medi- ciniſche Politique, die Leuthe in einer beſſern und beqvemern Diæt zu erhalten. Zum Ex- empel, ich errinnere mich eines Empirici, da- mit ich eins zum andern beſſerer Erlaͤuterung halben ſetze, der vor etlichen Jahren in Dreß- den das Podagra felicisſime hemmte, und de- nen Patienten eine ziemliche Zeit, Ruhe ſchaff- te, dieſer befahl denen Bedraͤngten, daß ſie vier Wochen lang nichts anders, als Sem- mel in Milch geweicht, eſſen, und davon trin- cken muſten, nebenſt ein wenig Haber-Sup- pen, und ſcharffe regnichte Lufft und Wetter zu meiden. Die nun dieſer vorgeſchriebenen Diæt nachlebten, von ihren Debauchen ab- ſtunden, empfunden Linderung und wurden geſund. Daraus ſiehet man was eine gute Diæt thut; Jch kenne alte Leuthe, die ſich ſonſt ordentlich in der Diæt gehalten, und ein gekochtes Haber-und Aniß-Waſſer, gleich- wie man anjetzo das Thee und Coffee braucht M 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/201
Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/201>, abgerufen am 21.11.2024.