wisser; zudem wuste ich auch nicht, wann die Augen die wohl ehemahlen dem Frauenzimmer hold gewesen, denen Gedancken in die Ferne zu sehen nicht einige Stärcke lehnen solten, in sei- ner betrübten Einsamkeit ein Muster seiner ehemalig geliebten Ehewirthin, vergieb, o Wehrtester, daß durch meine Unvorsichtig- keit ich ihme seine noch trieffende Wunden zu einen hefftigeren bluten reitze, zu betrachten, und seinen besten Alter noch einige Annehm- lichkeit zuwüntsche. Nein liebste Schwe- ster, unterbrach ihre Reden Filinda, sagende: So fern du nur ein klein Vergrößerungs- Glaß auch in einen düsteren Orthe, allwo nur das wenigste Licht dir einen Platz der Verän- derung geben könte, deinen Augen vorhalten soltest, würdest du eine dergleichen Abwech- selung deiner Gedancken sehen, die in einem Stücke eine solche Ungleichheit und in andern eine verstellte Gleichheit zusammen dir wür- den vor Augen stellen, daß du mir, so ungern du auch wolltest, recht und gewonnen geben müssest, vergönne geneigtester Ehrenfried, vergönne einer Verwegenen, und erlaube der- jenigen, die wohl ehemahl denen Männern das Kleinod aus denen Händen gerissen, daß ich in seinen Anliegen näher als meine Frau
Schwe-
wiſſer; zudem wuſte ich auch nicht, wann die Augen die wohl ehemahlen dem Frauenzimmer hold geweſen, denen Gedancken in die Ferne zu ſehen nicht einige Staͤrcke lehnen ſolten, in ſei- ner betruͤbten Einſamkeit ein Muſter ſeiner ehemalig geliebten Ehewirthin, vergieb, o Wehrteſter, daß durch meine Unvorſichtig- keit ich ihme ſeine noch trieffende Wunden zu einen hefftigeren bluten reitze, zu betrachten, und ſeinen beſten Alter noch einige Annehm- lichkeit zuwuͤntſche. Nein liebſte Schwe- ſter, unterbrach ihre Reden Filinda, ſagende: So fern du nur ein klein Vergroͤßerungs- Glaß auch in einen duͤſteren Orthe, allwo nur das wenigſte Licht dir einen Platz der Veraͤn- derung geben koͤnte, deinen Augen vorhalten ſolteſt, wuͤrdeſt du eine dergleichen Abwech- ſelung deiner Gedancken ſehen, die in einem Stuͤcke eine ſolche Ungleichheit und in andern eine verſtellte Gleichheit zuſammen dir wuͤr- den vor Augen ſtellen, daß du mir, ſo ungern du auch wollteſt, recht und gewonnen geben muͤſſeſt, vergoͤnne geneigteſter Ehrenfried, vergoͤnne einer Verwegenen, und erlaube der- jenigen, die wohl ehemahl denen Maͤnnern das Kleinod aus denen Haͤnden geriſſen, daß ich in ſeinen Anliegen naͤher als meine Frau
Schwe-
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wiſſer; zudem wuſte ich auch nicht, wann die
Augen die wohl ehemahlen dem Frauenzimmer
hold geweſen, denen Gedancken in die Ferne zu
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ner betruͤbten Einſamkeit ein Muſter ſeiner
ehemalig geliebten Ehewirthin, vergieb, o
Wehrteſter, daß durch meine Unvorſichtig-
keit ich ihme ſeine noch trieffende Wunden zu
einen hefftigeren bluten reitze, zu betrachten,
und ſeinen beſten Alter noch einige Annehm-
lichkeit zuwuͤntſche. Nein liebſte Schwe-
ſter, unterbrach ihre Reden Filinda, ſagende:
So fern du nur ein klein Vergroͤßerungs-
Glaß auch in einen duͤſteren Orthe, allwo nur
das wenigſte Licht dir einen Platz der Veraͤn-
derung geben koͤnte, deinen Augen vorhalten
ſolteſt, wuͤrdeſt du eine dergleichen Abwech-
ſelung deiner Gedancken ſehen, die in einem
Stuͤcke eine ſolche Ungleichheit und in andern
eine verſtellte Gleichheit zuſammen dir wuͤr-
den vor Augen ſtellen, daß du mir, ſo ungern
du auch wollteſt, recht und gewonnen geben
muͤſſeſt, vergoͤnne geneigteſter Ehrenfried,
vergoͤnne einer Verwegenen, und erlaube der-
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das Kleinod aus denen Haͤnden geriſſen, daß
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Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/28>, abgerufen am 21.11.2024.
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