seinen Ausschlag: Jedennoch so hertzlich ger- ne ich dir den Preiß der Uberwindung gönne, so halte ich doch dafür, du werdest gleich der holdseeligen Eusebia verfehlet haben; Den- noch wenigstens näher getroffen, mein Schatz replicirte Filinda. Ehrenfried nahm ein Glaß mit Wein, sagende: Allerwehrteste Eu- sebia, wann dero Tugenden nicht verdrießlich fiele, wie ich denn wohl weiß, daß sie eher eine Wunde erdulten, als ihr Hertz durch einige Ungedult der Verdrießligkeit würde reitzen lassen, werde ich dieses Glaß Wein deren Frau Hertzens- und Blut-Schwester als einer gu- ten Schützin, ob sie wohl nicht ins Rothe, sondern nur ins Weisse getroffen hat, in Ge- sundheit ihrer, sich zu der freymüthigen Filin- da kehrend, überreichen, und so dann nach be- günstigster Anhörung einer schlechten Arie den Grund und Wahrheit meiner verflossenen Thränen, die ich nicht leugnen kan, und biß- hero geführter Reden, selbst-mündig einer so hoch-ansehnlichen Compagnie, so sie anders als ich nicht zweifele, ein Viertelstündgen ihre zuneigende Ohren meinen schlechten Reden gönnen wollen, erzehlen: Hierauff fiengen vorige Knaben folgende Arie an zu singen.
I. Wer
ſeinen Ausſchlag: Jedennoch ſo hertzlich ger- ne ich dir den Preiß der Uberwindung goͤnne, ſo halte ich doch dafuͤr, du werdeſt gleich der holdſeeligen Euſebia verfehlet haben; Den- noch wenigſtens naͤher getroffen, mein Schatz replicirte Filinda. Ehrenfried nahm ein Glaß mit Wein, ſagende: Allerwehrteſte Eu- ſebia, wann dero Tugenden nicht verdrießlich fiele, wie ich denn wohl weiß, daß ſie eher eine Wunde erdulten, als ihr Hertz durch einige Ungedult der Verdrießligkeit wuͤrde reitzen laſſen, werde ich dieſes Glaß Wein deren Frau Hertzens- und Blut-Schweſter als einer gu- ten Schuͤtzin, ob ſie wohl nicht ins Rothe, ſondern nur ins Weiſſe getroffen hat, in Ge- ſundheit ihrer, ſich zu der freymuͤthigen Filin- da kehrend, uͤberreichen, und ſo dann nach be- guͤnſtigſter Anhoͤrung einer ſchlechten Arie den Grund und Wahrheit meiner verfloſſenen Thraͤnen, die ich nicht leugnen kan, und biß- hero gefuͤhrter Reden, ſelbſt-muͤndig einer ſo hoch-anſehnlichen Compagnie, ſo ſie anders als ich nicht zweifele, ein Viertelſtuͤndgen ihre zuneigende Ohren meinen ſchlechten Reden goͤnnen wollen, erzehlen: Hierauff fiengen vorige Knaben folgende Arie an zu ſingen.
I. Wer
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0030"n="14"/>ſeinen Ausſchlag: Jedennoch ſo hertzlich ger-<lb/>
ne ich dir den Preiß der Uberwindung goͤnne,<lb/>ſo halte ich doch dafuͤr, du werdeſt gleich der<lb/>
holdſeeligen <hirendition="#aq">Euſebia</hi> verfehlet haben; Den-<lb/>
noch wenigſtens naͤher getroffen, mein Schatz<lb/><hirendition="#aq">replici</hi>rte <hirendition="#aq">Filinda.</hi> Ehrenfried nahm ein<lb/>
Glaß mit Wein, ſagende: Allerwehrteſte <hirendition="#aq">Eu-<lb/>ſebia,</hi> wann dero Tugenden nicht verdrießlich<lb/>
fiele, wie ich denn wohl weiß, daß ſie eher eine<lb/>
Wunde erdulten, als ihr Hertz durch einige<lb/>
Ungedult der Verdrießligkeit wuͤrde reitzen<lb/>
laſſen, werde ich dieſes Glaß Wein deren Frau<lb/>
Hertzens- und Blut-Schweſter als einer gu-<lb/>
ten Schuͤtzin, ob ſie wohl nicht ins Rothe,<lb/>ſondern nur ins Weiſſe getroffen hat, in Ge-<lb/>ſundheit ihrer, ſich zu der freymuͤthigen <hirendition="#aq">Filin-<lb/>
da</hi> kehrend, uͤberreichen, und ſo dann nach be-<lb/>
guͤnſtigſter Anhoͤrung einer ſchlechten <hirendition="#aq">Arie</hi><lb/>
den Grund und Wahrheit meiner verfloſſenen<lb/>
Thraͤnen, die ich nicht leugnen kan, und biß-<lb/>
hero gefuͤhrter Reden, ſelbſt-muͤndig einer ſo<lb/>
hoch-anſehnlichen <hirendition="#aq">Compagnie,</hi>ſo ſie anders<lb/>
als ich nicht zweifele, ein Viertelſtuͤndgen ihre<lb/>
zuneigende Ohren meinen ſchlechten Reden<lb/>
goͤnnen wollen, erzehlen: Hierauff fiengen<lb/>
vorige Knaben folgende <hirendition="#aq">Arie</hi> an zu ſingen.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#aq">I.</hi> Wer</fw><lb/></div></body></text></TEI>
[14/0030]
ſeinen Ausſchlag: Jedennoch ſo hertzlich ger-
ne ich dir den Preiß der Uberwindung goͤnne,
ſo halte ich doch dafuͤr, du werdeſt gleich der
holdſeeligen Euſebia verfehlet haben; Den-
noch wenigſtens naͤher getroffen, mein Schatz
replicirte Filinda. Ehrenfried nahm ein
Glaß mit Wein, ſagende: Allerwehrteſte Eu-
ſebia, wann dero Tugenden nicht verdrießlich
fiele, wie ich denn wohl weiß, daß ſie eher eine
Wunde erdulten, als ihr Hertz durch einige
Ungedult der Verdrießligkeit wuͤrde reitzen
laſſen, werde ich dieſes Glaß Wein deren Frau
Hertzens- und Blut-Schweſter als einer gu-
ten Schuͤtzin, ob ſie wohl nicht ins Rothe,
ſondern nur ins Weiſſe getroffen hat, in Ge-
ſundheit ihrer, ſich zu der freymuͤthigen Filin-
da kehrend, uͤberreichen, und ſo dann nach be-
guͤnſtigſter Anhoͤrung einer ſchlechten Arie
den Grund und Wahrheit meiner verfloſſenen
Thraͤnen, die ich nicht leugnen kan, und biß-
hero gefuͤhrter Reden, ſelbſt-muͤndig einer ſo
hoch-anſehnlichen Compagnie, ſo ſie anders
als ich nicht zweifele, ein Viertelſtuͤndgen ihre
zuneigende Ohren meinen ſchlechten Reden
goͤnnen wollen, erzehlen: Hierauff fiengen
vorige Knaben folgende Arie an zu ſingen.
I. Wer
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/30>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.