zweiffeln wir gar nicht, es ist nur unser Schertz gewesen. Hierauff gieng es drunten von der Soldatesca auf ein Vivat, im Saal aber auf die Gesundheiten loß, biß nach geendigter Ta- fel, ein jeder mit gebührenden Reverentz Ab- schied nahm, und sich nach erlangter Dimis- sion in sein Quartier begab. Nachdem ich dieses hörte und sahe, vermeynte ich, es solte noch wohl ein mahl geschehen, daß ich zu der Wissenschafft der Verwandlung der Metallen kommen und gelangen würde, und wann ich nur Zeit hatte, laß ich fleißig im Basilio Valen- tino, den ich, weil er mir ehemahls sonderlich recommendiret wurde, sehr aestimirte; Jch bekam endlich durch vieles und wiederholtes Lesen einige, ob gleich ungegründete Wissen- schafft, biß ich einsmahls zu Thoren in Preus- sen, im Wirths-Hause zum dreyen Königen einen Tisch-Cameraden hatte, derselbe war ein Mensch von vortreff lichen Qualitäten, und ein perfecter Chymicus der sagte eins- mahls, ich muß doch meinen Herren ein eini- ges Kunst-Stücklein zeigen, damit der Herr Wirth keine böse Gedancken, als würde ich ihn nicht bezahlen, weil ich keine Reise-Truhen mit mir führe, von mir machen möchte, und weiln gleich ein Hungarischer Wein-Händler mit am Tische war, sprach er zu ihm: Mein
Herr
zweiffeln wir gar nicht, es iſt nur unſer Schertz geweſen. Hierauff gieng es drunten von der Soldateſca auf ein Vivat, im Saal aber auf die Geſundheiten loß, biß nach geendigter Ta- fel, ein jeder mit gebuͤhrenden Reverentz Ab- ſchied nahm, und ſich nach erlangter Dimis- ſion in ſein Quartier begab. Nachdem ich dieſes hoͤrte und ſahe, vermeynte ich, es ſolte noch wohl ein mahl geſchehen, daß ich zu der Wiſſenſchafft der Verwandlung der Metallen kommen und gelangen wuͤrde, und wann ich nur Zeit hatte, laß ich fleißig im Baſilio Valen- tino, den ich, weil er mir ehemahls ſonderlich recommendiret wurde, ſehr æſtimirte; Jch bekam endlich durch vieles und wiederholtes Leſen einige, ob gleich ungegruͤndete Wiſſen- ſchafft, biß ich einsmahls zu Thoren in Preuſ- ſen, im Wirths-Hauſe zum dreyen Koͤnigen einen Tiſch-Cameraden hatte, derſelbe war ein Menſch von vortreff lichen Qualitaͤten, und ein perfecter Chymicus der ſagte eins- mahls, ich muß doch meinen Herren ein eini- ges Kunſt-Stuͤcklein zeigen, damit der Herr Wirth keine boͤſe Gedancken, als wuͤrde ich ihn nicht bezahlen, weil ich keine Reiſe-Truhen mit mir fuͤhre, von mir machen moͤchte, und weiln gleich ein Hungariſcher Wein-Haͤndler mit am Tiſche war, ſprach er zu ihm: Mein
Herr
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zweiffeln wir gar nicht, es iſt nur unſer Schertz
geweſen. Hierauff gieng es drunten von der
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die Geſundheiten loß, biß nach geendigter Ta-
fel, ein jeder mit gebuͤhrenden Reverentz Ab-
ſchied nahm, und ſich nach erlangter Dimis-
ſion in ſein Quartier begab. Nachdem ich
dieſes hoͤrte und ſahe, vermeynte ich, es ſolte
noch wohl ein mahl geſchehen, daß ich zu der
Wiſſenſchafft der Verwandlung der Metallen
kommen und gelangen wuͤrde, und wann ich
nur Zeit hatte, laß ich fleißig im Baſilio Valen-
tino, den ich, weil er mir ehemahls ſonderlich
recommendiret wurde, ſehr æſtimirte; Jch
bekam endlich durch vieles und wiederholtes
Leſen einige, ob gleich ungegruͤndete Wiſſen-
ſchafft, biß ich einsmahls zu Thoren in Preuſ-
ſen, im Wirths-Hauſe zum dreyen Koͤnigen
einen Tiſch-Cameraden hatte, derſelbe war
ein Menſch von vortreff lichen Qualitaͤten,
und ein perfecter Chymicus der ſagte eins-
mahls, ich muß doch meinen Herren ein eini-
ges Kunſt-Stuͤcklein zeigen, damit der Herr
Wirth keine boͤſe Gedancken, als wuͤrde ich
ihn nicht bezahlen, weil ich keine Reiſe-Truhen
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/310>, abgerufen am 22.11.2024.
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