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Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

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rer Hoch-geschätzten weiden; Hierauff ergötz-
ten sich die Vergnügende mit zierlichen Ge-
gen-Täntzen bey nahe einer Stunden lang:
Gnung rieff Edelmuth die Zeit ist um, Filinda
war bald fertig, sagende: Liebes Schwester-
chen, wann man Frauenzimmer zu Nacht-
rüffern nehme, würde die Obrigkeit unrecht
thun, wann sie dir diese Charge nicht vor an-
dern zuliesse, weiln du den Seiger so accurat
im Kopffe hast; Dein Mülard ist dir eine be-
hende Unruhe in deiner Uhr, jedoch du errin-
nerst wohl, Zeit hat Ehre, es ist genung ge-
schwärmet. Ehrenfried bath die Compagnie
ehe sie aufbrechen, ein wenig auszuruhen: Als
sie sich nun gesetzt hatte, sungen die vorigen
Knaben folgende Arie:

I.
Wann das volle Monden-Licht/
Durch die trüben Wolcken bricht.
Kan es in den'n Sommer-Zeiten/
Uns mit süsser Kühle leiten.
Dann so können Freunde Hertzen/
Jn vergnügter Ruhe schertzen.
II.
Setzet sich die Nachtigall/
Und läßt ihren Liebes-Schall/
Durch die stillen Lüffte gehen/
Muß man recht vergnüget stehen/
Denn
B 2

rer Hoch-geſchaͤtzten weiden; Hierauff ergoͤtz-
ten ſich die Vergnuͤgende mit zierlichen Ge-
gen-Taͤntzen bey nahe einer Stunden lang:
Gnung rieff Edelmuth die Zeit iſt um, Filinda
war bald fertig, ſagende: Liebes Schweſter-
chen, wann man Frauenzimmer zu Nacht-
ruͤffern nehme, wuͤrde die Obrigkeit unrecht
thun, wann ſie dir dieſe Charge nicht vor an-
dern zulieſſe, weiln du den Seiger ſo accurat
im Kopffe haſt; Dein Muͤlard iſt dir eine be-
hende Unruhe in deiner Uhr, jedoch du errin-
nerſt wohl, Zeit hat Ehre, es iſt genung ge-
ſchwaͤrmet. Ehrenfried bath die Compagnie
ehe ſie aufbrechen, ein wenig auszuruhen: Als
ſie ſich nun geſetzt hatte, ſungen die vorigen
Knaben folgende Arie:

I.
Wann das volle Monden-Licht/
Durch die truͤben Wolcken bricht.
Kan es in den’n Sommer-Zeiten/
Uns mit ſuͤſſer Kuͤhle leiten.
Dann ſo koͤnnen Freunde Hertzen/
Jn vergnuͤgter Ruhe ſchertzen.
II.
Setzet ſich die Nachtigall/
Und laͤßt ihren Liebes-Schall/
Durch die ſtillen Luͤffte gehen/
Muß man recht vergnuͤget ſtehen/
Denn
B 2
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[19/0035] rer Hoch-geſchaͤtzten weiden; Hierauff ergoͤtz- ten ſich die Vergnuͤgende mit zierlichen Ge- gen-Taͤntzen bey nahe einer Stunden lang: Gnung rieff Edelmuth die Zeit iſt um, Filinda war bald fertig, ſagende: Liebes Schweſter- chen, wann man Frauenzimmer zu Nacht- ruͤffern nehme, wuͤrde die Obrigkeit unrecht thun, wann ſie dir dieſe Charge nicht vor an- dern zulieſſe, weiln du den Seiger ſo accurat im Kopffe haſt; Dein Muͤlard iſt dir eine be- hende Unruhe in deiner Uhr, jedoch du errin- nerſt wohl, Zeit hat Ehre, es iſt genung ge- ſchwaͤrmet. Ehrenfried bath die Compagnie ehe ſie aufbrechen, ein wenig auszuruhen: Als ſie ſich nun geſetzt hatte, ſungen die vorigen Knaben folgende Arie: I. Wann das volle Monden-Licht/ Durch die truͤben Wolcken bricht. Kan es in den’n Sommer-Zeiten/ Uns mit ſuͤſſer Kuͤhle leiten. Dann ſo koͤnnen Freunde Hertzen/ Jn vergnuͤgter Ruhe ſchertzen. II. Setzet ſich die Nachtigall/ Und laͤßt ihren Liebes-Schall/ Durch die ſtillen Luͤffte gehen/ Muß man recht vergnuͤget ſtehen/ Denn B 2

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Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/35>, abgerufen am 21.11.2024.