Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

muß man hintertreiben, die Brieffe zurück
halten, auch gar öffnen und sehen, ob auch et-
was verfängliches darinnen enthalten sey. Jst
ein Ampt offen, ihme durch den Dritten oder
Vierdten Angelegenheit geben, darumb an-
zuhalten, thut er es, so dann ihme weisen wie
hoch ihre Freundschafft und Patrocinium zu
aestimiren sey; Das erstremahl ihn nichts er-
halten lassen, umb ihn durch Geringachtung
zu zeigen was es sey, den hohen Priester zu
schelten. Ja mein Herr Threnacker, fiel ihm
Eckarth in die Rede, der Herr redet gar wohl,
und dieses sind heut zu Tage die Binden, wo-
mit man einen Scharffsichtigen die Augen ver-
ziehet. Alleine, wann einer ist, den ein der-
gleichen Staat weder schaden noch nutzen kan,
der ihre Beförderung nichts achtet, der Welt
seiner Redlichkeit halben bekannt ist, sich auch
in keine Staats-Geschöffte verwickelt, weit-
läufftige Correspondentz hat, und seine Brie-
fe auf vielerley Arth an Orth und Stelle
durch gute Freunde befördern kan, der die
Macht und Verstand hat höhere Officia sei-
nen Feinden zu schaden zu erlangen, und in
allen schauet, daß er jedermann mit Redlich-
keit unter die Augen trit, das Simulare nichts
achtet; GOtt, und so viel als mensch-und
möglich seinen Nähesten dienet, mit dem läst

es

muß man hintertreiben, die Brieffe zuruͤck
halten, auch gar oͤffnen und ſehen, ob auch et-
was verfaͤngliches darinnen enthalten ſey. Jſt
ein Ampt offen, ihme durch den Dritten oder
Vierdten Angelegenheit geben, darumb an-
zuhalten, thut er es, ſo dann ihme weiſen wie
hoch ihre Freundſchafft und Patrocinium zu
æſtimiren ſey; Das erſtremahl ihn nichts er-
halten laſſen, umb ihn durch Geringachtung
zu zeigen was es ſey, den hohen Prieſter zu
ſchelten. Ja mein Herr Threnacker, fiel ihm
Eckarth in die Rede, der Herr redet gar wohl,
und dieſes ſind heut zu Tage die Binden, wo-
mit man einen Scharffſichtigen die Augen ver-
ziehet. Alleine, wann einer iſt, den ein der-
gleichen Staat weder ſchaden noch nutzen kan,
der ihre Befoͤrderung nichts achtet, der Welt
ſeiner Redlichkeit halben bekannt iſt, ſich auch
in keine Staats-Geſchoͤffte verwickelt, weit-
laͤufftige Correſpondentz hat, und ſeine Brie-
fe auf vielerley Arth an Orth und Stelle
durch gute Freunde befoͤrdern kan, der die
Macht und Verſtand hat hoͤhere Officia ſei-
nen Feinden zu ſchaden zu erlangen, und in
allen ſchauet, daß er jedermann mit Redlich-
keit unter die Augen trit, das Simulare nichts
achtet; GOtt, und ſo viel als menſch-und
moͤglich ſeinen Naͤheſten dienet, mit dem laͤſt

es
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0380" n="364"/>
muß man hintertreiben, die Brieffe zuru&#x0364;ck<lb/>
halten, auch gar o&#x0364;ffnen und &#x017F;ehen, ob auch et-<lb/>
was verfa&#x0364;ngliches darinnen enthalten &#x017F;ey. J&#x017F;t<lb/>
ein Ampt offen, ihme durch den Dritten oder<lb/>
Vierdten Angelegenheit geben, darumb an-<lb/>
zuhalten, thut er es, &#x017F;o dann ihme wei&#x017F;en wie<lb/>
hoch ihre Freund&#x017F;chafft und <hi rendition="#aq">Patrocinium</hi> zu<lb/><hi rendition="#aq">æ&#x017F;timi</hi>ren &#x017F;ey; Das er&#x017F;tremahl ihn nichts er-<lb/>
halten la&#x017F;&#x017F;en, umb ihn durch Geringachtung<lb/>
zu zeigen was es &#x017F;ey, den hohen Prie&#x017F;ter zu<lb/>
&#x017F;chelten. Ja mein Herr Threnacker, fiel ihm<lb/>
Eckarth in die Rede, der Herr redet gar wohl,<lb/>
und die&#x017F;es &#x017F;ind heut zu Tage die Binden, wo-<lb/>
mit man einen Scharff&#x017F;ichtigen die Augen ver-<lb/>
ziehet. Alleine, wann einer i&#x017F;t, den ein der-<lb/>
gleichen Staat weder &#x017F;chaden noch nutzen kan,<lb/>
der ihre Befo&#x0364;rderung nichts achtet, der Welt<lb/>
&#x017F;einer Redlichkeit halben bekannt i&#x017F;t, &#x017F;ich auch<lb/>
in keine Staats-Ge&#x017F;cho&#x0364;ffte verwickelt, weit-<lb/>
la&#x0364;ufftige <hi rendition="#aq">Corre&#x017F;ponden</hi>tz hat, und &#x017F;eine Brie-<lb/>
fe auf vielerley Arth an Orth und Stelle<lb/>
durch gute Freunde befo&#x0364;rdern kan, der die<lb/>
Macht und Ver&#x017F;tand hat ho&#x0364;here <hi rendition="#aq">Officia</hi> &#x017F;ei-<lb/>
nen Feinden zu &#x017F;chaden zu erlangen, und in<lb/>
allen &#x017F;chauet, daß er jedermann mit Redlich-<lb/>
keit unter die Augen trit, das <hi rendition="#aq">Simulare</hi> nichts<lb/>
achtet; GOtt, und &#x017F;o viel als men&#x017F;ch-und<lb/>
mo&#x0364;glich &#x017F;einen Na&#x0364;he&#x017F;ten dienet, mit dem la&#x0364;&#x017F;t<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">es</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[364/0380] muß man hintertreiben, die Brieffe zuruͤck halten, auch gar oͤffnen und ſehen, ob auch et- was verfaͤngliches darinnen enthalten ſey. Jſt ein Ampt offen, ihme durch den Dritten oder Vierdten Angelegenheit geben, darumb an- zuhalten, thut er es, ſo dann ihme weiſen wie hoch ihre Freundſchafft und Patrocinium zu æſtimiren ſey; Das erſtremahl ihn nichts er- halten laſſen, umb ihn durch Geringachtung zu zeigen was es ſey, den hohen Prieſter zu ſchelten. Ja mein Herr Threnacker, fiel ihm Eckarth in die Rede, der Herr redet gar wohl, und dieſes ſind heut zu Tage die Binden, wo- mit man einen Scharffſichtigen die Augen ver- ziehet. Alleine, wann einer iſt, den ein der- gleichen Staat weder ſchaden noch nutzen kan, der ihre Befoͤrderung nichts achtet, der Welt ſeiner Redlichkeit halben bekannt iſt, ſich auch in keine Staats-Geſchoͤffte verwickelt, weit- laͤufftige Correſpondentz hat, und ſeine Brie- fe auf vielerley Arth an Orth und Stelle durch gute Freunde befoͤrdern kan, der die Macht und Verſtand hat hoͤhere Officia ſei- nen Feinden zu ſchaden zu erlangen, und in allen ſchauet, daß er jedermann mit Redlich- keit unter die Augen trit, das Simulare nichts achtet; GOtt, und ſo viel als menſch-und moͤglich ſeinen Naͤheſten dienet, mit dem laͤſt es

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/380
Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 364. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/380>, abgerufen am 24.11.2024.