Eckarth dem Bademeister zwey Floren in die Hand druckte, welcher sich zum höfligsten be- danckte, und damit satzten sie sich auf und fuh- ren ihren Logiamente zu. Eckarth bath den Medicum zu Mittag mit ihme verlieb zu neh- men. Der Medicus bedanckte sich umb Erlaub- niß bittende: daß er zuvor seine Patienten besu- chen möchte, er wolte dem Befehl nach zu rech- ter Zeit sich gehorsamst einstellen, gieng nach ge- machter Complimente ab, und die Unsrigen in ihr angewärmtes Zimmer; nachdem der Me- dicus seine Patienten versorget hatte, kam er wieder, da denn Eckarth ihm entgegen gieng und ins Zimmer führte mit Bitte sich zu setzen: als solches geschehen, fragte Eckarth, wie lange muß man wohl die Bade-Cur die Zufälle zu he- ben, brauchen? Der Medicus antwortete, mein Patron die Zeit hierinnen ist nicht wohl zu be- nennen, indem die Naturen und Zustände un- terschiedlich sind und wann man einen Anstoß in der Zeit vorzukommen vermeynet, brauchet es keiner langen Cur, jedoch auch weniger nicht als zwey Wochen zu baden; Jst aber der Zu- stand alt und verhärtet wird nothwendig seyn auch längere Zeit, und wenigstens vier Wochen, ja in Fall der Noth wohl sechs Wochen, umb die- sen nach und nach aus dem Grund zu vertreiben das Bad zu gebrauchen. Auch wird nöthig
seyn
Eckarth dem Bademeiſter zwey Floren in die Hand druckte, welcher ſich zum hoͤfligſten be- danckte, und damit ſatzten ſie ſich auf und fuh- ren ihren Logiamente zu. Eckarth bath den Medicum zu Mittag mit ihme verlieb zu neh- men. Der Medicus bedanckte ſich umb Erlaub- niß bittende: daß er zuvor ſeine Patienten beſu- chen moͤchte, er wolte dem Befehl nach zu rech- ter Zeit ſich gehorſamſt einſtellen, gieng nach ge- machter Complimente ab, und die Unſrigen in ihr angewaͤrmtes Zimmer; nachdem der Me- dicus ſeine Patienten verſorget hatte, kam er wieder, da denn Eckarth ihm entgegen gieng und ins Zimmer fuͤhrte mit Bitte ſich zu ſetzen: als ſolches geſchehen, fragte Eckarth, wie lange muß man wohl die Bade-Cur die Zufaͤlle zu he- ben, brauchen? Der Medicus antwortete, mein Patron die Zeit hierinnen iſt nicht wohl zu be- nennen, indem die Naturen und Zuſtaͤnde un- terſchiedlich ſind und wann man einen Anſtoß in der Zeit vorzukommen vermeynet, brauchet es keiner langen Cur, jedoch auch weniger nicht als zwey Wochen zu baden; Jſt aber der Zu- ſtand alt und verhaͤrtet wird nothwendig ſeyn auch laͤngere Zeit, und wenigſtens vier Wochen, ja in Fall der Noth wohl ſechs Wochen, umb die- ſen nach und nach aus dem Grund zu vertreiben das Bad zu gebrauchen. Auch wird noͤthig
ſeyn
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Eckarth dem Bademeiſter zwey Floren in die
Hand druckte, welcher ſich zum hoͤfligſten be-
danckte, und damit ſatzten ſie ſich auf und fuh-
ren ihren Logiamente zu. Eckarth bath den
Medicum zu Mittag mit ihme verlieb zu neh-
men. Der Medicus bedanckte ſich umb Erlaub-
niß bittende: daß er zuvor ſeine Patienten beſu-
chen moͤchte, er wolte dem Befehl nach zu rech-
ter Zeit ſich gehorſamſt einſtellen, gieng nach ge-
machter Complimente ab, und die Unſrigen in
ihr angewaͤrmtes Zimmer; nachdem der Me-
dicus ſeine Patienten verſorget hatte, kam er
wieder, da denn Eckarth ihm entgegen gieng
und ins Zimmer fuͤhrte mit Bitte ſich zu ſetzen:
als ſolches geſchehen, fragte Eckarth, wie lange
muß man wohl die Bade-Cur die Zufaͤlle zu he-
ben, brauchen? Der Medicus antwortete, mein
Patron die Zeit hierinnen iſt nicht wohl zu be-
nennen, indem die Naturen und Zuſtaͤnde un-
terſchiedlich ſind und wann man einen Anſtoß
in der Zeit vorzukommen vermeynet, brauchet
es keiner langen Cur, jedoch auch weniger nicht
als zwey Wochen zu baden; Jſt aber der Zu-
ſtand alt und verhaͤrtet wird nothwendig ſeyn
auch laͤngere Zeit, und wenigſtens vier Wochen,
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 596. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/612>, abgerufen am 22.11.2024.
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