kunte sich gar fromm und heilig stellen. So geschah auch, daß mein Vieh kranck wurde, de- nen gab der Vogel etwas, wovon sie wieder ge- sund wurden, doch sind mir hernach zwey Kühe und ein Pferd verreckt. Unten am Dorffe ha- ben wir einen Brunnen, mit überaus guten Wasser, welches dieser Land-Betrüger hefftig lobte, auch täglich dahin gieng, und davon tranck; Es geschach aber, daß einmahl Nach- bar Kuntze vor den Brunnen vorbey gieng, und gewahr wurde, wie daß der Kerl etwas in den Brunnen versenckte: Kuntze gehet vorbey, weil er ihn schon gesehen und gegrüsset hatte, im Vorbeygehen begegnet ihn unser Schäfer, dem redet er zu, daß er sich verbergen und Achtung geben solte, was der Mensche weiter vorneh- men würde. Der Schäffer that es, und ver- steckte sich hinter einen Busch, da der Schurcke muste vorbey gehen; Wie er an Scholtzens Scheune kommt, so legt er ein Gebündel hin, und gehet wieder nach seiner Herberge zu mir, der Schäffer gehet hin, siehet was da lieget, he- bet es auf, und bringt es zu mir, nun war Nach- bar Kuntze schon bey mir und hatte mir von dem, was er gesehen hatte Nachricht gegeben: Jch befahl den Schäffer, er solte zwey Schüt- ten Stroh nehmen, dieselben umb die Ecke des Hauses weit ins Feld legen, und das Gebündel
hinein
kunte ſich gar fromm und heilig ſtellen. So geſchah auch, daß mein Vieh kranck wurde, de- nen gab der Vogel etwas, wovon ſie wieder ge- ſund wurden, doch ſind mir hernach zwey Kuͤhe und ein Pferd verreckt. Unten am Dorffe ha- ben wir einen Brunnen, mit uͤberaus guten Waſſer, welches dieſer Land-Betruͤger hefftig lobte, auch taͤglich dahin gieng, und davon tranck; Es geſchach aber, daß einmahl Nach- bar Kuntze vor den Brunnen vorbey gieng, und gewahr wurde, wie daß der Kerl etwas in den Brunnen verſenckte: Kuntze gehet vorbey, weil er ihn ſchon geſehen und gegruͤſſet hatte, im Vorbeygehen begegnet ihn unſer Schaͤfer, dem redet er zu, daß er ſich verbergen und Achtung geben ſolte, was der Menſche weiter vorneh- men wuͤrde. Der Schaͤffer that es, und ver- ſteckte ſich hinter einen Buſch, da der Schurcke muſte vorbey gehen; Wie er an Scholtzens Scheune kommt, ſo legt er ein Gebuͤndel hin, und gehet wieder nach ſeiner Herberge zu mir, der Schaͤffer gehet hin, ſiehet was da lieget, he- bet es auf, und bringt es zu mir, nun war Nach- bar Kuntze ſchon bey mir und hatte mir von dem, was er geſehen hatte Nachricht gegeben: Jch befahl den Schaͤffer, er ſolte zwey Schuͤt- ten Stroh nehmen, dieſelben umb die Ecke des Hauſes weit ins Feld legen, und das Gebuͤndel
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kunte ſich gar fromm und heilig ſtellen. So
geſchah auch, daß mein Vieh kranck wurde, de-
nen gab der Vogel etwas, wovon ſie wieder ge-
ſund wurden, doch ſind mir hernach zwey Kuͤhe
und ein Pferd verreckt. Unten am Dorffe ha-
ben wir einen Brunnen, mit uͤberaus guten
Waſſer, welches dieſer Land-Betruͤger hefftig
lobte, auch taͤglich dahin gieng, und davon
tranck; Es geſchach aber, daß einmahl Nach-
bar Kuntze vor den Brunnen vorbey gieng, und
gewahr wurde, wie daß der Kerl etwas in den
Brunnen verſenckte: Kuntze gehet vorbey, weil
er ihn ſchon geſehen und gegruͤſſet hatte, im
Vorbeygehen begegnet ihn unſer Schaͤfer, dem
redet er zu, daß er ſich verbergen und Achtung
geben ſolte, was der Menſche weiter vorneh-
men wuͤrde. Der Schaͤffer that es, und ver-
ſteckte ſich hinter einen Buſch, da der Schurcke
muſte vorbey gehen; Wie er an Scholtzens
Scheune kommt, ſo legt er ein Gebuͤndel hin,
und gehet wieder nach ſeiner Herberge zu mir,
der Schaͤffer gehet hin, ſiehet was da lieget, he-
bet es auf, und bringt es zu mir, nun war Nach-
bar Kuntze ſchon bey mir und hatte mir von
dem, was er geſehen hatte Nachricht gegeben:
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Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 648. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/664>, abgerufen am 22.11.2024.
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