thut es auch Schaden? D. Huffeisen ant- wortete: gar keinen, sondern nutzet vielmehr, indem es denen die es verschlingen, noch gelinde Stuhl-Gänge verursachet, und kan man dieses Sälblein auch bey denen kleinen Kindern adhibiren. Oder aber neh- met gedörrte Juden-Kirschen, pulverisi- ret sie, streuet von diesen Pulver ein wenig auf glüende Kohlen, lasset den Rauch, doch ohne einziehen, an die Zähne und Halß gehen, haltet ein Glaß mit Wasser unter, so werden kleine subtile Zäserlein oder Würmlein aus dem Munde, jedoch mit vorhergehenden gros- sen Schmertzen fallen, und diese Würmlein sind der weh-thuenden Zähne meiste Ursache. Wohlan denn sagte Mülard, so werdet ihr mir zu Gefallen ein Mittel sagen: wie ich mei- nen krummen Finger gleich machen soll. Was Raths ist hierzu nöthig? antwortete Eckarth: Den Finger in eine gleich weite angeglüete ei- serne Röhre gesteckt, wird ihm gar bald gera- de machen: Weiln nun der vermeynte Quack- salber nahe an Mülarden saß, riß er ihme die Nase mit sammt denen falschen Haaren und Barte ab, sagende: Du alter teutscher De- gen-Knopff, was hältest du mich so lange auff, deine Stimme verräth dich, daß du Eckarth, mein ehemahliger Academischer Camerad
bist,
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thut es auch Schaden? D. Huffeiſen ant- wortete: gar keinen, ſondern nutzet vielmehr, indem es denen die es verſchlingen, noch gelinde Stuhl-Gaͤnge verurſachet, und kan man dieſes Saͤlblein auch bey denen kleinen Kindern adhibiren. Oder aber neh- met gedoͤrrte Juden-Kirſchen, pulveriſi- ret ſie, ſtreuet von dieſen Pulver ein wenig auf gluͤende Kohlen, laſſet den Rauch, doch ohne einziehen, an die Zaͤhne und Halß gehen, haltet ein Glaß mit Waſſer unter, ſo werden kleine ſubtile Zaͤſerlein oder Wuͤrmlein aus dem Munde, jedoch mit vorhergehenden groſ- ſen Schmertzen fallen, und dieſe Wuͤrmlein ſind der weh-thuenden Zaͤhne meiſte Urſache. Wohlan denn ſagte Muͤlard, ſo werdet ihr mir zu Gefallen ein Mittel ſagen: wie ich mei- nen krummen Finger gleich machen ſoll. Was Raths iſt hierzu noͤthig? antwortete Eckarth: Den Finger in eine gleich weite angegluͤete ei- ſerne Roͤhre geſteckt, wird ihm gar bald gera- de machen: Weiln nun der vermeynte Quack- ſalber nahe an Muͤlarden ſaß, riß er ihme die Naſe mit ſammt denen falſchen Haaren und Barte ab, ſagende: Du alter teutſcher De- gen-Knopff, was haͤlteſt du mich ſo lange auff, deine Stimme verraͤth dich, daß du Eckarth, mein ehemahliger Academiſcher Camerad
biſt,
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thut es auch Schaden? D. Huffeiſen ant-
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indem es denen die es verſchlingen, noch
gelinde Stuhl-Gaͤnge verurſachet, und
kan man dieſes Saͤlblein auch bey denen
kleinen Kindern adhibiren. Oder aber neh-
met gedoͤrrte Juden-Kirſchen, pulveriſi-
ret ſie, ſtreuet von dieſen Pulver ein wenig
auf gluͤende Kohlen, laſſet den Rauch, doch
ohne einziehen, an die Zaͤhne und Halß gehen,
haltet ein Glaß mit Waſſer unter, ſo werden
kleine ſubtile Zaͤſerlein oder Wuͤrmlein aus
dem Munde, jedoch mit vorhergehenden groſ-
ſen Schmertzen fallen, und dieſe Wuͤrmlein
ſind der weh-thuenden Zaͤhne meiſte Urſache.
Wohlan denn ſagte Muͤlard, ſo werdet ihr
mir zu Gefallen ein Mittel ſagen: wie ich mei-
nen krummen Finger gleich machen ſoll. Was
Raths iſt hierzu noͤthig? antwortete Eckarth:
Den Finger in eine gleich weite angegluͤete ei-
ſerne Roͤhre geſteckt, wird ihm gar bald gera-
de machen: Weiln nun der vermeynte Quack-
ſalber nahe an Muͤlarden ſaß, riß er ihme die
Naſe mit ſammt denen falſchen Haaren und
Barte ab, ſagende: Du alter teutſcher De-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/89>, abgerufen am 24.11.2024.
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