Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886.Wird sie zaubermächtig glühen, Und dann steigt aus Schutt und Trümmern Doppelt reich das neue Blühen!" -- Aus dem tiefen Burgthor ritten
Beide Frau'n, ins Land zu streifen; Kalt war's, silberhell die Zweige, Schon that's in den Nächten reifen, Und die ersten Flocken wehten Weiß und glitzernd um die Wangen, Auf dem Beet die letzten Astern Ließen schwarz die Köpfe hangen. In dem pelzverbrämten Mantel Reitet Nella wohlgeborgen, Reitet langsam durch die Tannen, Sonder Lust und sonder Sorgen. Sieh', da sitzt auf moos'gem Steine, Tief gebeugt von Noth und Jahren, Just ein Klausner an dem Wege. In den silberweißen Haaren, Die in struppig langen Wellen Aus der zwilchenen Kapuze Um die Stirn und Wangen quellen, Spielt der Wind. Mit schnellen Blicken Streifet Nella jetzt den Alten, Schickt sich an, mit güt'gem Nicken, Ihren Zelter anzuhalten; In die Tasche an dem Kleide Greift sie hastig, sucht behende, Wirft den kleinen Opferheller Grüßend in des Klausners Hände Wird ſie zaubermächtig glühen, Und dann ſteigt aus Schutt und Trümmern Doppelt reich das neue Blühen!“ — Aus dem tiefen Burgthor ritten
Beide Frau'n, ins Land zu ſtreifen; Kalt war's, ſilberhell die Zweige, Schon that's in den Nächten reifen, Und die erſten Flocken wehten Weiß und glitzernd um die Wangen, Auf dem Beet die letzten Aſtern Ließen ſchwarz die Köpfe hangen. In dem pelzverbrämten Mantel Reitet Nella wohlgeborgen, Reitet langſam durch die Tannen, Sonder Luſt und ſonder Sorgen. Sieh', da ſitzt auf mooſ'gem Steine, Tief gebeugt von Noth und Jahren, Juſt ein Klausner an dem Wege. In den ſilberweißen Haaren, Die in ſtruppig langen Wellen Aus der zwilchenen Kapuze Um die Stirn und Wangen quellen, Spielt der Wind. Mit ſchnellen Blicken Streifet Nella jetzt den Alten, Schickt ſich an, mit güt'gem Nicken, Ihren Zelter anzuhalten; In die Taſche an dem Kleide Greift ſie haſtig, ſucht behende, Wirft den kleinen Opferheller Grüßend in des Klausners Hände <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0173" n="159"/> <lg n="4"> <l>Wird ſie zaubermächtig glühen,</l><lb/> <l>Und dann ſteigt aus Schutt und Trümmern</l><lb/> <l>Doppelt reich das neue Blühen!“ —</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Aus dem tiefen Burgthor ritten</l><lb/> <l>Beide Frau'n, ins Land zu ſtreifen;</l><lb/> <l>Kalt war's, ſilberhell die Zweige,</l><lb/> <l>Schon that's in den Nächten reifen,</l><lb/> <l>Und die erſten Flocken wehten</l><lb/> <l>Weiß und glitzernd um die Wangen,</l><lb/> <l>Auf dem Beet die letzten Aſtern</l><lb/> <l>Ließen ſchwarz die Köpfe hangen.</l><lb/> <l>In dem pelzverbrämten Mantel</l><lb/> <l>Reitet Nella wohlgeborgen,</l><lb/> <l>Reitet langſam durch die Tannen,</l><lb/> <l>Sonder Luſt und ſonder Sorgen.</l><lb/> <l>Sieh', da ſitzt auf mooſ'gem Steine,</l><lb/> <l>Tief gebeugt von Noth und Jahren,</l><lb/> <l>Juſt ein Klausner an dem Wege.</l><lb/> <l>In den ſilberweißen Haaren,</l><lb/> <l>Die in ſtruppig langen Wellen</l><lb/> <l>Aus der zwilchenen Kapuze</l><lb/> <l>Um die Stirn und Wangen quellen,</l><lb/> <l>Spielt der Wind. Mit ſchnellen Blicken</l><lb/> <l>Streifet Nella jetzt den Alten,</l><lb/> <l>Schickt ſich an, mit güt'gem Nicken,</l><lb/> <l>Ihren Zelter anzuhalten;</l><lb/> <l>In die Taſche an dem Kleide</l><lb/> <l>Greift ſie haſtig, ſucht behende,</l><lb/> <l>Wirft den kleinen Opferheller</l><lb/> <l>Grüßend in des Klausners Hände</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [159/0173]
Wird ſie zaubermächtig glühen,
Und dann ſteigt aus Schutt und Trümmern
Doppelt reich das neue Blühen!“ —
Aus dem tiefen Burgthor ritten
Beide Frau'n, ins Land zu ſtreifen;
Kalt war's, ſilberhell die Zweige,
Schon that's in den Nächten reifen,
Und die erſten Flocken wehten
Weiß und glitzernd um die Wangen,
Auf dem Beet die letzten Aſtern
Ließen ſchwarz die Köpfe hangen.
In dem pelzverbrämten Mantel
Reitet Nella wohlgeborgen,
Reitet langſam durch die Tannen,
Sonder Luſt und ſonder Sorgen.
Sieh', da ſitzt auf mooſ'gem Steine,
Tief gebeugt von Noth und Jahren,
Juſt ein Klausner an dem Wege.
In den ſilberweißen Haaren,
Die in ſtruppig langen Wellen
Aus der zwilchenen Kapuze
Um die Stirn und Wangen quellen,
Spielt der Wind. Mit ſchnellen Blicken
Streifet Nella jetzt den Alten,
Schickt ſich an, mit güt'gem Nicken,
Ihren Zelter anzuhalten;
In die Taſche an dem Kleide
Greift ſie haſtig, ſucht behende,
Wirft den kleinen Opferheller
Grüßend in des Klausners Hände
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