Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886.Dafür hab' ich mir Lohn erkürt,
Und Folgendes erlesen: Gieb mir aus all dem Ueberfluß Nur einen kleinen, kleinen Kuß, Schön Nella von Eschwege!" -- Im Wogenschwall steh'n sie allein, Gebannet Seit' an Seite, Im Mondlicht strahlt wie Demantstein Sein ritterlich Geschmeide, Fest hält er ihre Hand gefaßt. Die Jungfrau zittert und erblaßt Und starrt in seine Augen, Die schauen sie so seltsam an, Wie gluthenvolle Sonne, Die weben einen Zauberbann Von Angst durchschreckter Wonne; Und näher neigt er, -- näher sich: "Zahl' mir den Lohn und küsse mich, Klein Nella von Eschwege!" -- Ein Schreckensschrei leis zu ihm gellt: "Mag eh' die Fluth mich schlingen!" Und Nella jach zur Seite schnellt, Zum Fluß herab zu springen. Er lacht, hält sie mit sichrer Hand: "Gemach, gemach! Ihr wär't's im Stand, Hab' ich Euch je gezwungen? Ich schreib' den Kuß zu Eurer Schuld, Bis Ihr mich einst beglücket, Freiwillig mir durch Minnehuld Ihn auf die Lippen drücket; Bis Ihr den Ritter Frankenstein Dafür hab' ich mir Lohn erkürt,
Und Folgendes erleſen: Gieb mir aus all dem Ueberfluß Nur einen kleinen, kleinen Kuß, Schön Nella von Eſchwege!“ — Im Wogenſchwall ſteh'n ſie allein, Gebannet Seit' an Seite, Im Mondlicht ſtrahlt wie Demantſtein Sein ritterlich Geſchmeide, Feſt hält er ihre Hand gefaßt. Die Jungfrau zittert und erblaßt Und ſtarrt in ſeine Augen, Die ſchauen ſie ſo ſeltſam an, Wie gluthenvolle Sonne, Die weben einen Zauberbann Von Angſt durchſchreckter Wonne; Und näher neigt er, — näher ſich: „Zahl' mir den Lohn und küſſe mich, Klein Nella von Eſchwege!“ — Ein Schreckensſchrei leis zu ihm gellt: „Mag eh' die Fluth mich ſchlingen!“ Und Nella jach zur Seite ſchnellt, Zum Fluß herab zu ſpringen. Er lacht, hält ſie mit ſichrer Hand: „Gemach, gemach! Ihr wär't's im Stand, Hab' ich Euch je gezwungen? Ich ſchreib' den Kuß zu Eurer Schuld, Bis Ihr mich einſt beglücket, Freiwillig mir durch Minnehuld Ihn auf die Lippen drücket; Bis Ihr den Ritter Frankenſtein <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0076" n="62"/> <lg n="5"> <l>Dafür hab' ich mir Lohn erkürt,</l><lb/> <l>Und Folgendes erleſen:</l><lb/> <l>Gieb mir aus all dem Ueberfluß</l><lb/> <l>Nur einen kleinen, kleinen Kuß,</l><lb/> <l>Schön Nella von Eſchwege!“ —</l><lb/> <l>Im Wogenſchwall ſteh'n ſie allein,</l><lb/> <l>Gebannet Seit' an Seite,</l><lb/> <l>Im Mondlicht ſtrahlt wie Demantſtein</l><lb/> <l>Sein ritterlich Geſchmeide,</l><lb/> <l>Feſt hält er ihre Hand gefaßt.</l><lb/> <l>Die Jungfrau zittert und erblaßt</l><lb/> <l>Und ſtarrt in ſeine Augen,</l><lb/> <l>Die ſchauen ſie ſo ſeltſam an,</l><lb/> <l>Wie gluthenvolle Sonne,</l><lb/> <l>Die weben einen Zauberbann</l><lb/> <l>Von Angſt durchſchreckter Wonne;</l><lb/> <l>Und näher neigt er, — näher ſich:</l><lb/> <l>„Zahl' mir den Lohn und küſſe mich,</l><lb/> <l>Klein Nella von Eſchwege!“ —</l><lb/> <l>Ein Schreckensſchrei leis zu ihm gellt:</l><lb/> <l>„Mag eh' die Fluth mich ſchlingen!“</l><lb/> <l>Und Nella jach zur Seite ſchnellt,</l><lb/> <l>Zum Fluß herab zu ſpringen.</l><lb/> <l>Er lacht, hält ſie mit ſichrer Hand:</l><lb/> <l>„Gemach, gemach! Ihr wär't's im Stand,</l><lb/> <l>Hab' ich Euch je gezwungen?</l><lb/> <l>Ich ſchreib' den Kuß zu Eurer Schuld,</l><lb/> <l>Bis Ihr mich einſt beglücket,</l><lb/> <l>Freiwillig mir durch Minnehuld</l><lb/> <l>Ihn auf die Lippen drücket;</l><lb/> <l>Bis Ihr den Ritter Frankenſtein</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [62/0076]
Dafür hab' ich mir Lohn erkürt,
Und Folgendes erleſen:
Gieb mir aus all dem Ueberfluß
Nur einen kleinen, kleinen Kuß,
Schön Nella von Eſchwege!“ —
Im Wogenſchwall ſteh'n ſie allein,
Gebannet Seit' an Seite,
Im Mondlicht ſtrahlt wie Demantſtein
Sein ritterlich Geſchmeide,
Feſt hält er ihre Hand gefaßt.
Die Jungfrau zittert und erblaßt
Und ſtarrt in ſeine Augen,
Die ſchauen ſie ſo ſeltſam an,
Wie gluthenvolle Sonne,
Die weben einen Zauberbann
Von Angſt durchſchreckter Wonne;
Und näher neigt er, — näher ſich:
„Zahl' mir den Lohn und küſſe mich,
Klein Nella von Eſchwege!“ —
Ein Schreckensſchrei leis zu ihm gellt:
„Mag eh' die Fluth mich ſchlingen!“
Und Nella jach zur Seite ſchnellt,
Zum Fluß herab zu ſpringen.
Er lacht, hält ſie mit ſichrer Hand:
„Gemach, gemach! Ihr wär't's im Stand,
Hab' ich Euch je gezwungen?
Ich ſchreib' den Kuß zu Eurer Schuld,
Bis Ihr mich einſt beglücket,
Freiwillig mir durch Minnehuld
Ihn auf die Lippen drücket;
Bis Ihr den Ritter Frankenſtein
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |