werden soll. Ueberhaubt aber ist ein leibeigener ein solcher mensch, welcher sowohl mit seinem lei- be, als auch mit andern obligenheiten seinem herrn verpflichtet ist. Die leibeigenschaft kan auf ver- schidene weise erlanget werden, und zwar sowohl ausdrücklich, als stillschweigend. Das leztere findet man besonders an denen orten, wo die luft leibeigen machet, Pistorius cent. I par. 56 s. 75, Hert in der angezohenen disp. sect. III § 3 und in paroemiis juris Germ. lib. II par. 12 s. 401 opusc. T. III vol. 2. Also saget man im Holl- steinischen, trittstu meine henne, so wirst du mein han. Es heiset auch ieweilen: die unfreie hand zihet die freie nach sich, Pottgießer am a. o. s. 381 fg., Du Fresne, am a. o. unter dem worte: serui,MeviusP. V decis. 129 und von abforde- rung der bauern, qu. 2 num. 160 des freiherrn von Senkenberg disp. de seruorum conditio- ne § 4 s. 5 fg. In der Pfalz, den baadnischen, und einigen andern landen werden die hurkinder, auch wohl die findlinge leibeigen, Herts disp. de hominibus propriis, sect. III § 3, repertorium reale practicum juris priuati, im Iten theile, un- ter dem worte: Bastard s. 457 fg. Inhalts des Ostfrisischen landrechts lib. III cap. 111 ist von den findel-kindern ein anders verordnet.
§ 360
Es gibet zweierlei bauern, leibeigene und freie,die einthei- lung der bauern. welche sich in vielen stücken von einander unter- scheiden.
§ 361
Ein freier bauer heiset, dessen person niman-was ein freier bau- er sei? den zugehöret, folglich keinen eigenthums- oder halsherrn hat.
§ 362
leibeigenen bauern.
werden ſoll. Ueberhaubt aber iſt ein leibeigener ein ſolcher menſch, welcher ſowohl mit ſeinem lei- be, als auch mit andern obligenheiten ſeinem herrn verpflichtet iſt. Die leibeigenſchaft kan auf ver- ſchidene weiſe erlanget werden, und zwar ſowohl ausdruͤcklich, als ſtillſchweigend. Das leztere findet man beſonders an denen orten, wo die luft leibeigen machet, Piſtorius cent. I par. 56 ſ. 75, Hert in der angezohenen diſp. ſect. III § 3 und in paroemiis juris Germ. lib. II par. 12 ſ. 401 opuſc. T. III vol. 2. Alſo ſaget man im Holl- ſteiniſchen, trittſtu meine henne, ſo wirſt du mein han. Es heiſet auch ieweilen: die unfreie hand zihet die freie nach ſich, Pottgießer am a. o. ſ. 381 fg., Du Freſne, am a. o. unter dem worte: ſerui,MeviusP. V deciſ. 129 und von abforde- rung der bauern, qu. 2 num. 160 des freiherrn von Senkenberg diſp. de ſeruorum conditio- ne § 4 ſ. 5 fg. In der Pfalz, den baadniſchen, und einigen andern landen werden die hurkinder, auch wohl die findlinge leibeigen, Herts diſp. de hominibus propriis, ſect. III § 3, repertorium reale practicum juris priuati, im Iten theile, un- ter dem worte: Baſtard ſ. 457 fg. Inhalts des Oſtfriſiſchen landrechts lib. III cap. 111 iſt von den findel-kindern ein anders verordnet.
§ 360
Es gibet zweierlei bauern, leibeigene und freie,die einthei- lung der bauern. welche ſich in vielen ſtuͤcken von einander unter- ſcheiden.
§ 361
Ein freier bauer heiſet, deſſen perſon niman-was ein freier bau- er ſei? den zugehoͤret, folglich keinen eigenthums- oder halsherrn hat.
§ 362
<TEI><text><body><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0167"n="155"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">leibeigenen bauern.</hi></fw><lb/>
werden ſoll. Ueberhaubt aber iſt ein leibeigener<lb/>
ein ſolcher menſch, welcher ſowohl mit ſeinem lei-<lb/>
be, als auch mit andern obligenheiten ſeinem herrn<lb/>
verpflichtet iſt. Die leibeigenſchaft kan auf ver-<lb/>ſchidene weiſe erlanget werden, und zwar ſowohl<lb/>
ausdruͤcklich, als ſtillſchweigend. Das leztere<lb/>
findet man beſonders an denen orten, wo die luft<lb/>
leibeigen machet, <hirendition="#fr">Piſtorius</hi> cent. <hirendition="#aq">I</hi> par. 56 ſ. 75,<lb/><hirendition="#fr">Hert</hi> in der angezohenen diſp. <hirendition="#aq">ſect. III</hi> § 3 und in<lb/><hirendition="#aq">paroemiis juris Germ. lib. II</hi> par. 12 ſ. 401<lb/><hirendition="#aq">opuſc. T. III</hi> vol. 2. Alſo ſaget man im Holl-<lb/>ſteiniſchen, trittſtu meine henne, ſo wirſt du mein<lb/>
han. Es heiſet auch ieweilen: die unfreie hand<lb/>
zihet die freie nach ſich, <hirendition="#fr">Pottgießer</hi> am a. o. ſ.<lb/>
381 fg., <hirendition="#aq"><hirendition="#i">Du Freſne,</hi></hi> am a. o. unter dem worte:<lb/><hirendition="#aq">ſerui,</hi><hirendition="#fr">Mevius</hi><hirendition="#aq">P. V deciſ.</hi> 129 und von abforde-<lb/>
rung der bauern, <hirendition="#aq">qu.</hi> 2 num. 160 des freiherrn<lb/><hirendition="#fr">von Senkenberg</hi> diſp. <hirendition="#aq">de ſeruorum conditio-<lb/>
ne</hi> § 4 ſ. 5 fg. In der Pfalz, den baadniſchen,<lb/>
und einigen andern landen werden die hurkinder,<lb/>
auch wohl die findlinge leibeigen, <hirendition="#fr">Herts</hi> diſp. <hirendition="#aq">de<lb/>
hominibus propriis, ſect. III § 3, repertorium<lb/>
reale practicum juris priuati,</hi> im <hirendition="#aq">I</hi>ten theile, un-<lb/>
ter dem worte: <hirendition="#fr">Baſtard</hi>ſ. 457 fg. Inhalts des<lb/>
Oſtfriſiſchen landrechts <hirendition="#aq">lib. III</hi> cap. 111 iſt von den<lb/>
findel-kindern ein anders verordnet.</p></div><lb/><divn="3"><head>§ 360</head><lb/><p>Es gibet zweierlei bauern, leibeigene und freie,<noteplace="right">die einthei-<lb/>
lung der<lb/>
bauern.</note><lb/>
welche ſich in vielen ſtuͤcken von einander unter-<lb/>ſcheiden.</p></div><lb/><divn="3"><head>§ 361</head><lb/><p>Ein freier bauer heiſet, deſſen perſon niman-<noteplace="right">was ein<lb/>
freier bau-<lb/>
er ſei?</note><lb/>
den zugehoͤret, folglich keinen eigenthums- oder<lb/>
halsherrn hat.</p></div><lb/><fwplace="bottom"type="catch">§ 362</fw><lb/></div></body></text></TEI>
[155/0167]
leibeigenen bauern.
werden ſoll. Ueberhaubt aber iſt ein leibeigener
ein ſolcher menſch, welcher ſowohl mit ſeinem lei-
be, als auch mit andern obligenheiten ſeinem herrn
verpflichtet iſt. Die leibeigenſchaft kan auf ver-
ſchidene weiſe erlanget werden, und zwar ſowohl
ausdruͤcklich, als ſtillſchweigend. Das leztere
findet man beſonders an denen orten, wo die luft
leibeigen machet, Piſtorius cent. I par. 56 ſ. 75,
Hert in der angezohenen diſp. ſect. III § 3 und in
paroemiis juris Germ. lib. II par. 12 ſ. 401
opuſc. T. III vol. 2. Alſo ſaget man im Holl-
ſteiniſchen, trittſtu meine henne, ſo wirſt du mein
han. Es heiſet auch ieweilen: die unfreie hand
zihet die freie nach ſich, Pottgießer am a. o. ſ.
381 fg., Du Freſne, am a. o. unter dem worte:
ſerui, Mevius P. V deciſ. 129 und von abforde-
rung der bauern, qu. 2 num. 160 des freiherrn
von Senkenberg diſp. de ſeruorum conditio-
ne § 4 ſ. 5 fg. In der Pfalz, den baadniſchen,
und einigen andern landen werden die hurkinder,
auch wohl die findlinge leibeigen, Herts diſp. de
hominibus propriis, ſect. III § 3, repertorium
reale practicum juris priuati, im Iten theile, un-
ter dem worte: Baſtard ſ. 457 fg. Inhalts des
Oſtfriſiſchen landrechts lib. III cap. 111 iſt von den
findel-kindern ein anders verordnet.
§ 360
Es gibet zweierlei bauern, leibeigene und freie,
welche ſich in vielen ſtuͤcken von einander unter-
ſcheiden.
die einthei-
lung der
bauern.
§ 361
Ein freier bauer heiſet, deſſen perſon niman-
den zugehoͤret, folglich keinen eigenthums- oder
halsherrn hat.
was ein
freier bau-
er ſei?
§ 362
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/167>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.