Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757.

Bild:
<< vorherige Seite

XXX haubtst. vom nidern adel,
kapitularium Francorum, Buche VII cap. 143
beim Georgisch im corpore juris Germanici,
s. 1645 die hurerei ehrlos gemachet habe, mit wel-
chen der freiheits brief, den der herr landgraf
Heinrich im jahre 1294 den Franckenbergern er-
theilet hat, in den analectis Hassiacis coll. V s. 186
übereinstimmet.

§ 182
ob die ade-
liche allein
pleureusen
tragen kön-
nen?

Bei hoftrauern will der adel für den bür-
gerlichen bedienten einen vorzug haben, und diesen
das pleureusen-tragen nicht verstatten. Allein der
vorige könig in Polen, August, hat diesen unter-
scheid nicht gedultet.

§ 183
ob sie allein
zur fürstl.
tafel gezo-
gen wer-
den sollen?

Auch sollen die bürgerliche bedienten zur fürst-
lichen tafel nicht gezogen werden. Allein das ge-
gentheil liegt am tage, worin sie einen anständigen
rang haben.

§ 184
das adel.
frauenzim-
mer hat ei-
nen vorzug
bei dem h.
abendmal.

Die adelichen weibespersonen haben das vor-
recht, daß sie bei dem h. abendmahle den manns-
personen geringern standes vorgehen, Riccius
am a. o. s. 519.

§ 185
sie dürfen
nicht mit
rothem
wachs
sigeln.

Adeliche dürfen nicht mit rothem wachs siegeln,
ob sie gleich die hohe gerichtsbarkeit haben, in be-
tracht solches ein Vorzug der fürsten ist, siehe
Strycks disp. de cera rubra, Struve in corp.
jur. publici
, cap. 30 § 18 s. 1135 und cap. 31 § 79,
s. 1229, iedoch können sie mit sigil-lak, oder spani-
schem wachs siegeln, Riccius am a. o. s. 520.

§ 186
der adel ge-
het verloren
durch den

Der adel wird durch den nichtgebrauch verlo-
ren, gestalt dann viele gefunden werden, deren ihre
vorältern adelich gewesen sind, allein sie sich nun-

mehr

XXX haubtſt. vom nidern adel,
kapitularium Francorum, Buche VII cap. 143
beim Georgiſch im corpore juris Germanici,
ſ. 1645 die hurerei ehrlos gemachet habe, mit wel-
chen der freiheits brief, den der herr landgraf
Heinrich im jahre 1294 den Franckenbergern er-
theilet hat, in den analectis Haſſiacis coll. V ſ. 186
uͤbereinſtimmet.

§ 182
ob die ade-
liche allein
pleureuſen
tragen koͤn-
nen?

Bei hoftrauern will der adel fuͤr den buͤr-
gerlichen bedienten einen vorzug haben, und dieſen
das pleureuſen-tragen nicht verſtatten. Allein der
vorige koͤnig in Polen, Auguſt, hat dieſen unter-
ſcheid nicht gedultet.

§ 183
ob ſie allein
zur fuͤrſtl.
tafel gezo-
gen wer-
den ſollen?

Auch ſollen die buͤrgerliche bedienten zur fuͤrſt-
lichen tafel nicht gezogen werden. Allein das ge-
gentheil liegt am tage, worin ſie einen anſtaͤndigen
rang haben.

§ 184
das adel.
frauenzim-
mer hat ei-
nen vorzug
bei dem h.
abendmal.

Die adelichen weibesperſonen haben das vor-
recht, daß ſie bei dem h. abendmahle den manns-
perſonen geringern ſtandes vorgehen, Riccius
am a. o. ſ. 519.

§ 185
ſie duͤrfen
nicht mit
rothem
wachs
ſigeln.

Adeliche duͤrfen nicht mit rothem wachs ſiegeln,
ob ſie gleich die hohe gerichtsbarkeit haben, in be-
tracht ſolches ein Vorzug der fuͤrſten iſt, ſiehe
Strycks diſp. de cera rubra, Struve in corp.
jur. publici
, cap. 30 § 18 ſ. 1135 und cap. 31 § 79,
ſ. 1229, iedoch koͤnnen ſie mit ſigil-lak, oder ſpani-
ſchem wachs ſiegeln, Riccius am a. o. ſ. 520.

§ 186
der adel ge-
het verloꝛen
durch den

Der adel wird durch den nichtgebrauch verlo-
ren, geſtalt dann viele gefunden werden, deren ihre
voraͤltern adelich geweſen ſind, allein ſie ſich nun-

mehr
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0086" n="76"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">XXX</hi> haubt&#x017F;t. vom nidern adel,</hi></fw><lb/>
kapitularium Francorum, Buche <hi rendition="#aq">VII</hi> cap. 143<lb/>
beim <hi rendition="#fr">Georgi&#x017F;ch</hi> im <hi rendition="#aq">corpore juris Germanici,</hi><lb/>
&#x017F;. 1645 die hurerei ehrlos gemachet habe, mit wel-<lb/>
chen der freiheits brief, den der herr landgraf<lb/>
Heinrich im jahre 1294 den Franckenbergern er-<lb/>
theilet hat, in den <hi rendition="#aq">analectis Ha&#x017F;&#x017F;iacis coll. V</hi> &#x017F;. 186<lb/>
u&#x0364;berein&#x017F;timmet.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 182</head><lb/>
            <note place="left">ob die ade-<lb/>
liche allein<lb/>
pleureu&#x017F;en<lb/>
tragen ko&#x0364;n-<lb/>
nen?</note>
            <p>Bei hoftrauern will der adel fu&#x0364;r den bu&#x0364;r-<lb/>
gerlichen bedienten einen vorzug haben, und die&#x017F;en<lb/>
das pleureu&#x017F;en-tragen nicht ver&#x017F;tatten. Allein der<lb/>
vorige ko&#x0364;nig in Polen, Augu&#x017F;t, hat die&#x017F;en unter-<lb/>
&#x017F;cheid nicht gedultet.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 183</head><lb/>
            <note place="left">ob &#x017F;ie allein<lb/>
zur fu&#x0364;r&#x017F;tl.<lb/>
tafel gezo-<lb/>
gen wer-<lb/>
den &#x017F;ollen?</note>
            <p>Auch &#x017F;ollen die bu&#x0364;rgerliche bedienten zur fu&#x0364;r&#x017F;t-<lb/>
lichen tafel nicht gezogen werden. Allein das ge-<lb/>
gentheil liegt am tage, worin &#x017F;ie einen an&#x017F;ta&#x0364;ndigen<lb/>
rang haben.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 184</head><lb/>
            <note place="left">das adel.<lb/>
frauenzim-<lb/>
mer hat ei-<lb/>
nen vorzug<lb/>
bei dem h.<lb/>
abendmal.</note>
            <p>Die adelichen weibesper&#x017F;onen haben das vor-<lb/>
recht, daß &#x017F;ie bei dem h. abendmahle den manns-<lb/>
per&#x017F;onen geringern &#x017F;tandes vorgehen, <hi rendition="#fr">Riccius</hi><lb/>
am a. o. &#x017F;. 519.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 185</head><lb/>
            <note place="left">&#x017F;ie du&#x0364;rfen<lb/>
nicht mit<lb/>
rothem<lb/>
wachs<lb/>
&#x017F;igeln.</note>
            <p>Adeliche du&#x0364;rfen nicht mit rothem wachs &#x017F;iegeln,<lb/>
ob &#x017F;ie gleich die hohe gerichtsbarkeit haben, in be-<lb/>
tracht &#x017F;olches ein Vorzug der fu&#x0364;r&#x017F;ten i&#x017F;t, &#x017F;iehe<lb/><hi rendition="#fr">Strycks</hi> di&#x017F;p. <hi rendition="#aq">de cera rubra,</hi> <hi rendition="#fr">Struve</hi> in <hi rendition="#aq">corp.<lb/>
jur. publici</hi>, cap. 30 § 18 &#x017F;. 1135 und cap. 31 § 79,<lb/>
&#x017F;. 1229, iedoch ko&#x0364;nnen &#x017F;ie mit &#x017F;igil-lak, oder &#x017F;pani-<lb/>
&#x017F;chem wachs &#x017F;iegeln, <hi rendition="#fr">Riccius</hi> am a. o. &#x017F;. 520.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 186</head><lb/>
            <note place="left">der adel ge-<lb/>
het verlo&#xA75B;en<lb/>
durch den</note>
            <p>Der adel wird durch den nichtgebrauch verlo-<lb/>
ren, ge&#x017F;talt dann viele gefunden werden, deren ihre<lb/>
vora&#x0364;ltern adelich gewe&#x017F;en &#x017F;ind, allein &#x017F;ie &#x017F;ich nun-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">mehr</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[76/0086] XXX haubtſt. vom nidern adel, kapitularium Francorum, Buche VII cap. 143 beim Georgiſch im corpore juris Germanici, ſ. 1645 die hurerei ehrlos gemachet habe, mit wel- chen der freiheits brief, den der herr landgraf Heinrich im jahre 1294 den Franckenbergern er- theilet hat, in den analectis Haſſiacis coll. V ſ. 186 uͤbereinſtimmet. § 182 Bei hoftrauern will der adel fuͤr den buͤr- gerlichen bedienten einen vorzug haben, und dieſen das pleureuſen-tragen nicht verſtatten. Allein der vorige koͤnig in Polen, Auguſt, hat dieſen unter- ſcheid nicht gedultet. § 183 Auch ſollen die buͤrgerliche bedienten zur fuͤrſt- lichen tafel nicht gezogen werden. Allein das ge- gentheil liegt am tage, worin ſie einen anſtaͤndigen rang haben. § 184 Die adelichen weibesperſonen haben das vor- recht, daß ſie bei dem h. abendmahle den manns- perſonen geringern ſtandes vorgehen, Riccius am a. o. ſ. 519. § 185 Adeliche duͤrfen nicht mit rothem wachs ſiegeln, ob ſie gleich die hohe gerichtsbarkeit haben, in be- tracht ſolches ein Vorzug der fuͤrſten iſt, ſiehe Strycks diſp. de cera rubra, Struve in corp. jur. publici, cap. 30 § 18 ſ. 1135 und cap. 31 § 79, ſ. 1229, iedoch koͤnnen ſie mit ſigil-lak, oder ſpani- ſchem wachs ſiegeln, Riccius am a. o. ſ. 520. § 186 Der adel wird durch den nichtgebrauch verlo- ren, geſtalt dann viele gefunden werden, deren ihre voraͤltern adelich geweſen ſind, allein ſie ſich nun- mehr

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/86
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/86>, abgerufen am 24.11.2024.