überschwemmungen verursachet? Alsdann ist zu prüfen: ob an dem nahen flusse ein wasser-rad anzubringen sey? wo nicht; so denke man auf ein gestänge, oder eine holländische wasser-müle, oder die kasten-künste. Man schneidet kleine graben, die das wasser ins bassin oder maschine leiten. Wider die flut wird ein damm angeleget. Ist die maschine zu kostbar; so leitet man das wasser durch tife und enge graben ab.
§ 2230
was ein damm oder deich ist?
Der damm, oder deich ist ein von erde aufge- fürter wall, oder erd-damm, um die überschwem- mungen zu verhüten, von Wicht in den anmer- kungen über das Ostfrisische deich- und syl-recht s. 871, Wachter am a. o. unter dem worte: teich. Mauern und holzwerke dinen nicht darzu. Er bestehet aus dreien wesentlichen teilen: der kappe, der abdachung das wasser zu, und der ab- dachung auf der land-seite.
§ 2231
was die kap- pe ist?
Die kappe ist die zwischen den beiden abdachun- gen befindliche oberfläche. Sie muß höher seyn als die jemalen bemerkete flut, anbenebst an und für sich selbst dem stoße der wellen gleich seyn. Ihre stärke hat sie von der breite, daher kan keine unter 6 fuße breit seyn. Bei lockerem, oder sehr sandigen erdreiche muß die kappe noch einmal so breit seyn, als sonst. Dise dossirung dinet an statt der rückpfeiler. Das dritte wesentliche stück an der wasser-seite ist auch eine dossirung.
§ 2232
wie der bamm anzulegen ist?
Der damm muß vom ufer so weit entfernet seyn, als eines teils das vorland, und andern teiles der cubic-inhalt desjenigen erdreiches, wor- aus er verfertiget werden soll, erheischen. Vor dem haubt-damm, oder deich, wird jeweilen ein
vor-
LVI haubtſtuͤck
uͤberſchwemmungen verurſachet? Alsdann iſt zu pruͤfen: ob an dem nahen fluſſe ein waſſer-rad anzubringen ſey? wo nicht; ſo denke man auf ein geſtaͤnge, oder eine hollaͤndiſche waſſer-muͤle, oder die kaſten-kuͤnſte. Man ſchneidet kleine graben, die das waſſer ins baſſin oder maſchine leiten. Wider die flut wird ein damm angeleget. Iſt die maſchine zu koſtbar; ſo leitet man das waſſer durch tife und enge graben ab.
§ 2230
was ein damm oder deich iſt?
Der damm, oder deich iſt ein von erde aufge- fuͤrter wall, oder erd-damm, um die uͤberſchwem- mungen zu verhuͤten, von Wicht in den anmer- kungen uͤber das Oſtfriſiſche deich- und ſyl-recht ſ. 871, Wachter am a. o. unter dem worte: teich. Mauern und holzwerke dinen nicht darzu. Er beſtehet aus dreien weſentlichen teilen: der kappe, der abdachung das waſſer zu, und der ab- dachung auf der land-ſeite.
§ 2231
was die kap- pe iſt?
Die kappe iſt die zwiſchen den beiden abdachun- gen befindliche oberflaͤche. Sie muß hoͤher ſeyn als die jemalen bemerkete flut, anbenebſt an und fuͤr ſich ſelbſt dem ſtoße der wellen gleich ſeyn. Ihre ſtaͤrke hat ſie von der breite, daher kan keine unter 6 fuße breit ſeyn. Bei lockerem, oder ſehr ſandigen erdreiche muß die kappe noch einmal ſo breit ſeyn, als ſonſt. Diſe doſſirung dinet an ſtatt der ruͤckpfeiler. Das dritte weſentliche ſtuͤck an der waſſer-ſeite iſt auch eine doſſirung.
§ 2232
wie der bam̃ anzulegen iſt?
Der damm muß vom ufer ſo weit entfernet ſeyn, als eines teils das vorland, und andern teiles der cubic-inhalt desjenigen erdreiches, wor- aus er verfertiget werden ſoll, erheiſchen. Vor dem haubt-damm, oder deich, wird jeweilen ein
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LVI haubtſtuͤck
uͤberſchwemmungen verurſachet? Alsdann iſt zu
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anzubringen ſey? wo nicht; ſo denke man auf ein
geſtaͤnge, oder eine hollaͤndiſche waſſer-muͤle, oder
die kaſten-kuͤnſte. Man ſchneidet kleine graben,
die das waſſer ins baſſin oder maſchine leiten.
Wider die flut wird ein damm angeleget. Iſt
die maſchine zu koſtbar; ſo leitet man das waſſer
durch tife und enge graben ab.
§ 2230
Der damm, oder deich iſt ein von erde aufge-
fuͤrter wall, oder erd-damm, um die uͤberſchwem-
mungen zu verhuͤten, von Wicht in den anmer-
kungen uͤber das Oſtfriſiſche deich- und ſyl-recht
ſ. 871, Wachter am a. o. unter dem worte:
teich. Mauern und holzwerke dinen nicht darzu.
Er beſtehet aus dreien weſentlichen teilen: der
kappe, der abdachung das waſſer zu, und der ab-
dachung auf der land-ſeite.
§ 2231
Die kappe iſt die zwiſchen den beiden abdachun-
gen befindliche oberflaͤche. Sie muß hoͤher ſeyn
als die jemalen bemerkete flut, anbenebſt an und
fuͤr ſich ſelbſt dem ſtoße der wellen gleich ſeyn.
Ihre ſtaͤrke hat ſie von der breite, daher kan keine
unter 6 fuße breit ſeyn. Bei lockerem, oder ſehr
ſandigen erdreiche muß die kappe noch einmal ſo
breit ſeyn, als ſonſt. Diſe doſſirung dinet an ſtatt
der ruͤckpfeiler. Das dritte weſentliche ſtuͤck an
der waſſer-ſeite iſt auch eine doſſirung.
§ 2232
Der damm muß vom ufer ſo weit entfernet
ſeyn, als eines teils das vorland, und andern
teiles der cubic-inhalt desjenigen erdreiches, wor-
aus er verfertiget werden ſoll, erheiſchen. Vor
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Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 898. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/910>, abgerufen am 22.11.2024.
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