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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758.

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LXXXIIII haubtstück
gerichtliche verfaren beschahe mündlich, und nicht
schriftlich. Die Teutschen hatten ebenfalls ire
verzögerlichen auszüge und schuzwehren, auch ein-
reden; von einer förmlichen einlassung wusten
sie nichts. Der ungehorsam wurde auf mancher-
lei weise bestrafet. Zum beweise hatten sie ver-
schidene mittel. Die zeugen musten dem kläger
oder dem beklagten ebenbürtig, auch wohl angeses-
sen seyn. So lang anderer beweis übrig war,
erkannte der richter nicht auf den eid. Endlich er-
folgte das urtel. Wer damit nicht zufriden war,
schalde solches. Man hatte desfalls verschidene
rechts-mittel. Beschahe aber dises nicht, oder es
wurde dasselbe bestätiget, wurde das urtel vollstrek-
ket. Es waren hirzu verschidene mittel vorhan-
den, z. e. die pfändung, der arrest, die auspfän-
dung, der öffentliche verkauf, die einweisung etc.

Vir und achtzigstes haubtstück
von den schöffen.
§ 6578
wie die urtel
erfunden
worden sind?

Der richter selbst fassete keinen rechts-spruch in
rechts-sachen ab, sondern diejenigen taten es,
mit welchen das gericht besezet war. Sihe meine
anmerkungen über das stats- und kirchen-recht,
§ 407 § 415 s. 587 fg. Die obersten von den
schöffen wurden magistri scabinorum genennet;
daher sie finder benennet wurden, immasen sie das
urtel fanden. Man sagete deswegen: der schöf
weiset zu rechte (§ 4), Pistorius cent. IIII par. 99
s. 295 fg., Hert in epid. paroem. § 39, Brunner
de scabinis, Hartung de scultetis cap. III § 9 s. 29,
Bechmann de scabinis, Dreyer am a. o. s. 191 fg.,
Schöpf de rachenburg., Specht de scultetis et

scabi-

LXXXIIII haubtſtuͤck
gerichtliche verfaren beſchahe muͤndlich, und nicht
ſchriftlich. Die Teutſchen hatten ebenfalls ire
verzoͤgerlichen auszuͤge und ſchuzwehren, auch ein-
reden; von einer foͤrmlichen einlaſſung wuſten
ſie nichts. Der ungehorſam wurde auf mancher-
lei weiſe beſtrafet. Zum beweiſe hatten ſie ver-
ſchidene mittel. Die zeugen muſten dem klaͤger
oder dem beklagten ebenbuͤrtig, auch wohl angeſeſ-
ſen ſeyn. So lang anderer beweis uͤbrig war,
erkannte der richter nicht auf den eid. Endlich er-
folgte das urtel. Wer damit nicht zufriden war,
ſchalde ſolches. Man hatte desfalls verſchidene
rechts-mittel. Beſchahe aber diſes nicht, oder es
wurde daſſelbe beſtaͤtiget, wurde das urtel vollſtrek-
ket. Es waren hirzu verſchidene mittel vorhan-
den, z. e. die pfaͤndung, der arreſt, die auspfaͤn-
dung, der oͤffentliche verkauf, die einweiſung ꝛc.

Vir und achtzigſtes haubtſtuͤck
von den ſchoͤffen.
§ 6578
wie die urtel
erfunden
worden ſind?

Der richter ſelbſt faſſete keinen rechts-ſpruch in
rechts-ſachen ab, ſondern diejenigen taten es,
mit welchen das gericht beſezet war. Sihe meine
anmerkungen uͤber das ſtats- und kirchen-recht,
§ 407 § 415 ſ. 587 fg. Die oberſten von den
ſchoͤffen wurden magiſtri ſcabinorum genennet;
daher ſie finder benennet wurden, immaſen ſie das
urtel fanden. Man ſagete deswegen: der ſchoͤf
weiſet zu rechte (§ 4), Piſtorius cent. IIII par. 99
ſ. 295 fg., Hert in epid. paroem. § 39, Brunner
de ſcabinis, Hartung de ſcultetis cap. III § 9 ſ. 29,
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[1116/1164] LXXXIIII haubtſtuͤck gerichtliche verfaren beſchahe muͤndlich, und nicht ſchriftlich. Die Teutſchen hatten ebenfalls ire verzoͤgerlichen auszuͤge und ſchuzwehren, auch ein- reden; von einer foͤrmlichen einlaſſung wuſten ſie nichts. Der ungehorſam wurde auf mancher- lei weiſe beſtrafet. Zum beweiſe hatten ſie ver- ſchidene mittel. Die zeugen muſten dem klaͤger oder dem beklagten ebenbuͤrtig, auch wohl angeſeſ- ſen ſeyn. So lang anderer beweis uͤbrig war, erkannte der richter nicht auf den eid. Endlich er- folgte das urtel. Wer damit nicht zufriden war, ſchalde ſolches. Man hatte desfalls verſchidene rechts-mittel. Beſchahe aber diſes nicht, oder es wurde daſſelbe beſtaͤtiget, wurde das urtel vollſtrek- ket. Es waren hirzu verſchidene mittel vorhan- den, z. e. die pfaͤndung, der arreſt, die auspfaͤn- dung, der oͤffentliche verkauf, die einweiſung ꝛc. Vir und achtzigſtes haubtſtuͤck von den ſchoͤffen. § 6578 Der richter ſelbſt faſſete keinen rechts-ſpruch in rechts-ſachen ab, ſondern diejenigen taten es, mit welchen das gericht beſezet war. Sihe meine anmerkungen uͤber das ſtats- und kirchen-recht, § 407 § 415 ſ. 587 fg. Die oberſten von den ſchoͤffen wurden magiſtri ſcabinorum genennet; daher ſie finder benennet wurden, immaſen ſie das urtel fanden. Man ſagete deswegen: der ſchoͤf weiſet zu rechte (§ 4), Piſtorius cent. IIII par. 99 ſ. 295 fg., Hert in epid. paroem. § 39, Brunner de ſcabinis, Hartung de ſcultetis cap. III § 9 ſ. 29, Bechmann de ſcabinis, Dreyer am a. o. ſ. 191 fg., Schoͤpf de rachenburg., Specht de ſcultetis et ſcabi-

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 1116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/1164>, abgerufen am 22.11.2024.