Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758.

Bild:
<< vorherige Seite

LXXXIIII haubtstück
gehoben und zwischen den streitenden gleich ge-
teilet.

§ 6587
wie die rechts-
sachen ver-
handelt wor-
den sind?

Die rechts-sachen wurden nicht schriftlich,
sondern mündlich gefüret, Dreyer am a. o. s. 157,
und de veteris Germaniae litium prolixarum ne-
sciae indole,
Kiel 1748 s. 21 fg. Das urtel wur-
de wohl geschriben, und hise deswegen charta
(judicium). Es wurde solches ieder partei schrift-
lich mitgeteilet. Wie sie ehemals abgefasset wor-
den sind, habe ich in den anfangs-gründen gezei-
get. Die ersten kammer-gerichts-urtel sind wie
die alten carten beschaffen, Hauschild am a. o.
s. 27, s. 45 fg. Sollte die carte glauben verdi-
nen, muste sie mit dem gerichts-sigel bestärket
werden. Dise carte konnte der richter nicht
schreiben, sondern muste darzu den gerichts-schrei-
ber brauchen, welcher alles, was gerichtlich ge-
schriben werden sollte, niderzuschreiben hatte,
Kemmerich de secretariis, protonotariis et actua-
riis iudicialibus,
Wittenb. 1726. Die Laien
waren des schreibens meistens unerfaren; derowe-
gen man die geistlichen und so gar die pfarrer zu
gerichts-schreibern name. Der pfarrer zum
Hermansteine, bei Wezlar, zihet eine besoldung,
als gerichts-schreiber, ungeachtet er dises amt
nicht mehr versihet. Der freiherrlich-Rideseli-
sche dorf-präceptor, zu Ober-Ohmen, ist zu-
gleich gerichts-schreiber. Jn der Pfalz, auch zu
Hamburg ist verboten, geistliche zu gerichts-schreibern
zu nemen, Tolner cod. diplom. Palat. n. CLXXXIIII
s. 149, Hamburgischen stadt-rechtes anhang art.
27 vom jare 1603. Jn den ältern zeiten trifft
man auch in den Reichs-städten in den kanzelleien
die clericos, oder so genannten clercs, schreiber

(§ 3844)

LXXXIIII haubtſtuͤck
gehoben und zwiſchen den ſtreitenden gleich ge-
teilet.

§ 6587
wie die rechts-
ſachen ver-
handelt wor-
den ſind?

Die rechts-ſachen wurden nicht ſchriftlich,
ſondern muͤndlich gefuͤret, Dreyer am a. o. ſ. 157,
und de veteris Germaniae litium prolixarum ne-
ſciae indole,
Kiel 1748 ſ. 21 fg. Das urtel wur-
de wohl geſchriben, und hiſe deswegen charta
(judicium). Es wurde ſolches ieder partei ſchrift-
lich mitgeteilet. Wie ſie ehemals abgefaſſet wor-
den ſind, habe ich in den anfangs-gruͤnden gezei-
get. Die erſten kammer-gerichts-urtel ſind wie
die alten carten beſchaffen, Hauſchild am a. o.
ſ. 27, ſ. 45 fg. Sollte die carte glauben verdi-
nen, muſte ſie mit dem gerichts-ſigel beſtaͤrket
werden. Diſe carte konnte der richter nicht
ſchreiben, ſondern muſte darzu den gerichts-ſchrei-
ber brauchen, welcher alles, was gerichtlich ge-
ſchriben werden ſollte, niderzuſchreiben hatte,
Kemmerich de ſecretariis, protonotariis et actua-
riis iudicialibus,
Wittenb. 1726. Die Laien
waren des ſchreibens meiſtens unerfaren; derowe-
gen man die geiſtlichen und ſo gar die pfarrer zu
gerichts-ſchreibern name. Der pfarrer zum
Hermanſteine, bei Wezlar, zihet eine beſoldung,
als gerichts-ſchreiber, ungeachtet er diſes amt
nicht mehr verſihet. Der freiherrlich-Rideſeli-
ſche dorf-praͤceptor, zu Ober-Ohmen, iſt zu-
gleich gerichts-ſchreiber. Jn der Pfalz, auch zu
Hamburg iſt verboten, geiſtliche zu gerichts-ſchreibern
zu nemen, Tolner cod. diplom. Palat. n. CLXXXIIII
ſ. 149, Hamburgiſchen ſtadt-rechtes anhang art.
27 vom jare 1603. Jn den aͤltern zeiten trifft
man auch in den Reichs-ſtaͤdten in den kanzelleien
die clericos, oder ſo genannten clercs, ſchreiber

(§ 3844)
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f1170" n="1122"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">LXXXIIII</hi> haubt&#x017F;tu&#x0364;ck</hi></fw><lb/>
gehoben und zwi&#x017F;chen den &#x017F;treitenden gleich ge-<lb/>
teilet.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 6587</head><lb/>
            <note place="left">wie die rechts-<lb/>
&#x017F;achen ver-<lb/>
handelt wor-<lb/>
den &#x017F;ind?</note>
            <p>Die rechts-&#x017F;achen wurden nicht &#x017F;chriftlich,<lb/>
&#x017F;ondern mu&#x0364;ndlich gefu&#x0364;ret, <hi rendition="#fr">Dreyer</hi> am a. o. &#x017F;. 157,<lb/>
und <hi rendition="#aq">de veteris Germaniae litium prolixarum ne-<lb/>
&#x017F;ciae indole,</hi> Kiel 1748 &#x017F;. 21 fg. Das urtel wur-<lb/>
de wohl ge&#x017F;chriben, und hi&#x017F;e deswegen charta<lb/>
(judicium). Es wurde &#x017F;olches ieder partei &#x017F;chrift-<lb/>
lich mitgeteilet. Wie &#x017F;ie ehemals abgefa&#x017F;&#x017F;et wor-<lb/>
den &#x017F;ind, habe ich in den anfangs-gru&#x0364;nden gezei-<lb/>
get. Die er&#x017F;ten kammer-gerichts-urtel &#x017F;ind wie<lb/>
die alten carten be&#x017F;chaffen, <hi rendition="#fr">Hau&#x017F;child</hi> am a. o.<lb/>
&#x017F;. 27, &#x017F;. 45 fg. Sollte die carte glauben verdi-<lb/>
nen, mu&#x017F;te &#x017F;ie mit dem gerichts-&#x017F;igel be&#x017F;ta&#x0364;rket<lb/>
werden. Di&#x017F;e carte konnte der richter nicht<lb/>
&#x017F;chreiben, &#x017F;ondern mu&#x017F;te darzu den gerichts-&#x017F;chrei-<lb/>
ber brauchen, welcher alles, was gerichtlich ge-<lb/>
&#x017F;chriben werden &#x017F;ollte, niderzu&#x017F;chreiben hatte,<lb/><hi rendition="#fr">Kemmerich</hi> <hi rendition="#aq">de &#x017F;ecretariis, protonotariis et actua-<lb/>
riis iudicialibus,</hi> Wittenb. 1726. Die Laien<lb/>
waren des &#x017F;chreibens mei&#x017F;tens unerfaren; derowe-<lb/>
gen man die gei&#x017F;tlichen und &#x017F;o gar die pfarrer zu<lb/>
gerichts-&#x017F;chreibern name. Der pfarrer zum<lb/>
Herman&#x017F;teine, bei Wezlar, zihet eine be&#x017F;oldung,<lb/>
als gerichts-&#x017F;chreiber, ungeachtet er di&#x017F;es amt<lb/>
nicht mehr ver&#x017F;ihet. Der freiherrlich-Ride&#x017F;eli-<lb/>
&#x017F;che dorf-pra&#x0364;ceptor, zu Ober-Ohmen, i&#x017F;t zu-<lb/>
gleich gerichts-&#x017F;chreiber. Jn der Pfalz, auch zu<lb/>
Hamburg i&#x017F;t verboten, gei&#x017F;tliche zu gerichts-&#x017F;chreibern<lb/>
zu nemen, <hi rendition="#fr">Tolner</hi> <hi rendition="#aq">cod. diplom. Palat.</hi> n. <hi rendition="#aq">CLXXXIIII</hi><lb/>
&#x017F;. 149, Hamburgi&#x017F;chen &#x017F;tadt-rechtes anhang art.<lb/>
27 vom jare 1603. Jn den a&#x0364;ltern zeiten trifft<lb/>
man auch in den Reichs-&#x017F;ta&#x0364;dten in den kanzelleien<lb/>
die clericos, oder &#x017F;o genannten clercs, &#x017F;chreiber<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">(§ 3844)</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1122/1170] LXXXIIII haubtſtuͤck gehoben und zwiſchen den ſtreitenden gleich ge- teilet. § 6587 Die rechts-ſachen wurden nicht ſchriftlich, ſondern muͤndlich gefuͤret, Dreyer am a. o. ſ. 157, und de veteris Germaniae litium prolixarum ne- ſciae indole, Kiel 1748 ſ. 21 fg. Das urtel wur- de wohl geſchriben, und hiſe deswegen charta (judicium). Es wurde ſolches ieder partei ſchrift- lich mitgeteilet. Wie ſie ehemals abgefaſſet wor- den ſind, habe ich in den anfangs-gruͤnden gezei- get. Die erſten kammer-gerichts-urtel ſind wie die alten carten beſchaffen, Hauſchild am a. o. ſ. 27, ſ. 45 fg. Sollte die carte glauben verdi- nen, muſte ſie mit dem gerichts-ſigel beſtaͤrket werden. Diſe carte konnte der richter nicht ſchreiben, ſondern muſte darzu den gerichts-ſchrei- ber brauchen, welcher alles, was gerichtlich ge- ſchriben werden ſollte, niderzuſchreiben hatte, Kemmerich de ſecretariis, protonotariis et actua- riis iudicialibus, Wittenb. 1726. Die Laien waren des ſchreibens meiſtens unerfaren; derowe- gen man die geiſtlichen und ſo gar die pfarrer zu gerichts-ſchreibern name. Der pfarrer zum Hermanſteine, bei Wezlar, zihet eine beſoldung, als gerichts-ſchreiber, ungeachtet er diſes amt nicht mehr verſihet. Der freiherrlich-Rideſeli- ſche dorf-praͤceptor, zu Ober-Ohmen, iſt zu- gleich gerichts-ſchreiber. Jn der Pfalz, auch zu Hamburg iſt verboten, geiſtliche zu gerichts-ſchreibern zu nemen, Tolner cod. diplom. Palat. n. CLXXXIIII ſ. 149, Hamburgiſchen ſtadt-rechtes anhang art. 27 vom jare 1603. Jn den aͤltern zeiten trifft man auch in den Reichs-ſtaͤdten in den kanzelleien die clericos, oder ſo genannten clercs, ſchreiber (§ 3844)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/1170
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 1122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/1170>, abgerufen am 13.05.2024.