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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758.

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LXXXV haubtst. vom rahte-holen
§ 6590
bei den burg-
mannen und
schöffen wur-
den ehedem
urtel einge-
holet,

Bei den burgmannen und schöffen zu Mar-
burg wurden ehedem weit und breit rahtschläge
und urtel eingeholet. Dem Kunze von Kaufun-
gen, aus Kur-Sachsen, sprachen die schöffen zu
Fridberg, in der Wetterau, das todes-urtel. Jn
Achen und Goßlar waren kaiserliche schöffen-
stüle, wo gar vile urtel gesprochen wurden. Der
schöffen-stul in Achen hat concurrente gerichtbar-
keit in persönlichen sachen, mit den dasigen bürger-
meistern, stats- und reise-geographi im VIIten
teile s. 457. Wie Altenburg im Osterlande noch
eine Reichs-stadt war, baten vile parteien von den
dasigen schöffen sich urtel aus. Zu Donyn lise
man sich fürnämlich in lehns-irrungen belehren.
Die schöffen zu Jena hisen die wysen lüde. Zu
Lübeck, auch in Eisenach, war ein berümter schöf-
fen-stul. Die zum Gräfentale sollen zum Lau-
ensteine am gerichte rahtes pflegen und urtel holen.
Böhmen, Schlesien, Lifland und Polen, auch
Preusen, hatten ir vertrauen auf die Magdebur-
gischen schöffen gesezet, und holeten allda urteile
ein. Die Eckhartsbergischen und Dornburgi-
schen schöffen sprachen vile urtel für die auswärti-
gen, freiherr von Senkenberg medit. 2 § 3 fg.
s. 271 fg. fasc. II, und in parergis Goetting. T. I
P. II,
Thomasius in den noten über des von
Ossen
Testament, s. 210 fg., herr H. R. Buder
de consiliis et responsis prudentum Germaniae.
Die schöffen-stüle zu Jena und Wittenberg, wel-
che mit der juristen-facultät verknüpfet worden
sind, blühen noch. Die schöffen-stüle zu Achen,
Brandenburg, Halle, Leipzig, Münden, in West-
falen etc. sind bekannt. Dergleichen schöffen-raht
hise der stul, gerichts-stul etc.

§ 6591
LXXXV haubtſt. vom rahte-holen
§ 6590
bei den burg-
mannen und
ſchoͤffen wur-
den ehedem
urtel einge-
holet,

Bei den burgmannen und ſchoͤffen zu Mar-
burg wurden ehedem weit und breit rahtſchlaͤge
und urtel eingeholet. Dem Kunze von Kaufun-
gen, aus Kur-Sachſen, ſprachen die ſchoͤffen zu
Fridberg, in der Wetterau, das todes-urtel. Jn
Achen und Goßlar waren kaiſerliche ſchoͤffen-
ſtuͤle, wo gar vile urtel geſprochen wurden. Der
ſchoͤffen-ſtul in Achen hat concurrente gerichtbar-
keit in perſoͤnlichen ſachen, mit den daſigen buͤrger-
meiſtern, ſtats- und reiſe-geographi im VIIten
teile ſ. 457. Wie Altenburg im Oſterlande noch
eine Reichs-ſtadt war, baten vile parteien von den
daſigen ſchoͤffen ſich urtel aus. Zu Donyn liſe
man ſich fuͤrnaͤmlich in lehns-irrungen belehren.
Die ſchoͤffen zu Jena hiſen die wyſen luͤde. Zu
Luͤbeck, auch in Eiſenach, war ein beruͤmter ſchoͤf-
fen-ſtul. Die zum Graͤfentale ſollen zum Lau-
enſteine am gerichte rahtes pflegen und urtel holen.
Boͤhmen, Schleſien, Lifland und Polen, auch
Preuſen, hatten ir vertrauen auf die Magdebur-
giſchen ſchoͤffen geſezet, und holeten allda urteile
ein. Die Eckhartsbergiſchen und Dornburgi-
ſchen ſchoͤffen ſprachen vile urtel fuͤr die auswaͤrti-
gen, freiherr von Senkenberg medit. 2 § 3 fg.
ſ. 271 fg. faſc. II, und in parergis Goetting. T. I
P. II,
Thomaſius in den noten uͤber des von
Oſſen
Teſtament, ſ. 210 fg., herr H. R. Buder
de conſiliis et reſponſis prudentum Germaniae.
Die ſchoͤffen-ſtuͤle zu Jena und Wittenberg, wel-
che mit der juriſten-facultaͤt verknuͤpfet worden
ſind, bluͤhen noch. Die ſchoͤffen-ſtuͤle zu Achen,
Brandenburg, Halle, Leipzig, Muͤnden, in Weſt-
falen ꝛc. ſind bekannt. Dergleichen ſchoͤffen-raht
hiſe der ſtul, gerichts-ſtul ꝛc.

§ 6591
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[1124/1172] LXXXV haubtſt. vom rahte-holen § 6590 Bei den burgmannen und ſchoͤffen zu Mar- burg wurden ehedem weit und breit rahtſchlaͤge und urtel eingeholet. Dem Kunze von Kaufun- gen, aus Kur-Sachſen, ſprachen die ſchoͤffen zu Fridberg, in der Wetterau, das todes-urtel. Jn Achen und Goßlar waren kaiſerliche ſchoͤffen- ſtuͤle, wo gar vile urtel geſprochen wurden. Der ſchoͤffen-ſtul in Achen hat concurrente gerichtbar- keit in perſoͤnlichen ſachen, mit den daſigen buͤrger- meiſtern, ſtats- und reiſe-geographi im VIIten teile ſ. 457. Wie Altenburg im Oſterlande noch eine Reichs-ſtadt war, baten vile parteien von den daſigen ſchoͤffen ſich urtel aus. Zu Donyn liſe man ſich fuͤrnaͤmlich in lehns-irrungen belehren. Die ſchoͤffen zu Jena hiſen die wyſen luͤde. Zu Luͤbeck, auch in Eiſenach, war ein beruͤmter ſchoͤf- fen-ſtul. Die zum Graͤfentale ſollen zum Lau- enſteine am gerichte rahtes pflegen und urtel holen. Boͤhmen, Schleſien, Lifland und Polen, auch Preuſen, hatten ir vertrauen auf die Magdebur- giſchen ſchoͤffen geſezet, und holeten allda urteile ein. Die Eckhartsbergiſchen und Dornburgi- ſchen ſchoͤffen ſprachen vile urtel fuͤr die auswaͤrti- gen, freiherr von Senkenberg medit. 2 § 3 fg. ſ. 271 fg. faſc. II, und in parergis Goetting. T. I P. II, Thomaſius in den noten uͤber des von Oſſen Teſtament, ſ. 210 fg., herr H. R. Buder de conſiliis et reſponſis prudentum Germaniae. Die ſchoͤffen-ſtuͤle zu Jena und Wittenberg, wel- che mit der juriſten-facultaͤt verknuͤpfet worden ſind, bluͤhen noch. Die ſchoͤffen-ſtuͤle zu Achen, Brandenburg, Halle, Leipzig, Muͤnden, in Weſt- falen ꝛc. ſind bekannt. Dergleichen ſchoͤffen-raht hiſe der ſtul, gerichts-ſtul ꝛc. § 6591

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 1124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/1172>, abgerufen am 13.05.2024.