bleibende ehegatt wieder verheiratet, wofern es der vater ist, soll ihm der niesbrauch von der kinder gütern gefolget werden, der auch die kinder erzihen und ihnen zu gebürender zeit ein heiratgut von sei- nen und nicht von der kinder gütern zustellen soll. Da es aber die mutter ist, soll sie zwar den nies- brauch haben, so lange sie die kinder erzihet. Allein, wenn die kinder sich verheiraten, soll sie ihnen ire väterlichen güter, zugebrachte und errungene über- geben, iedoch das wittum ausgenommen. Und in der Abteilung soll sonderlich vorsehung getan werden, daß den kindern von dem erworbenen zwene teile, und der mutter ein teil gefolget werde. Da aber ihr kein wittum vermachet wäre, soll ihr derselbe nach gelegenheit ires gewesenen ehewirts hinterlas- senen gütern nochmals verordnet werden. Tue hinzu den art. 99.
§ 3063
Nördlingi- schen,
Die Nördlingische statuten im IIIten teile, tit 7 § 1, 2, besagen hirvon folgendes: wo eines der ehe- leute binnen jares-frist von irem kirchgange und ein- bekleidung anzurechnen one eheliche leibes-erben verstürbe, soll desselben abgelebten ehegemächts haab und güter, ligend und farend zum halben teile seinen nächst angesipten wieder hinter sich zu- rückfallen, und die andre hälfte neben dem ehebette dem überlebenden bleiben; allein nach verflossener jares-frist das überlebende ehegemächt des abgeleb- ten ganzes vermögen, ausser lehnen, völlig erben; welches also nach dem Schwäbischen land-rechte cap. 46 und 34 hergebracht ist. Wenn aber kin- der vorhanden sind, stehet dem im witbenstul ver- bleibenden der niesbrauch von des verstorbenen gü- tern zu, tit. 8-12.
§ 3064
LXXX haubtſtuͤck
bleibende ehegatt wieder verheiratet, wofern es der vater iſt, ſoll ihm der niesbrauch von der kinder guͤtern gefolget werden, der auch die kinder erzihen und ihnen zu gebuͤrender zeit ein heiratgut von ſei- nen und nicht von der kinder guͤtern zuſtellen ſoll. Da es aber die mutter iſt, ſoll ſie zwar den nies- brauch haben, ſo lange ſie die kinder erzihet. Allein, wenn die kinder ſich verheiraten, ſoll ſie ihnen ire vaͤterlichen guͤter, zugebrachte und errungene uͤber- geben, iedoch das wittum ausgenommen. Und in der Abteilung ſoll ſonderlich vorſehung getan werden, daß den kindern von dem erworbenen zwene teile, und der mutter ein teil gefolget werde. Da aber ihr kein wittum vermachet waͤre, ſoll ihr derſelbe nach gelegenheit ires geweſenen ehewirts hinterlaſ- ſenen guͤtern nochmals verordnet werden. Tue hinzu den art. 99.
§ 3063
Noͤrdlingi- ſchen,
Die Noͤrdlingiſche ſtatuten im IIIten teile, tit 7 § 1, 2, beſagen hirvon folgendes: wo eines der ehe- leute binnen jares-friſt von irem kirchgange und ein- bekleidung anzurechnen one eheliche leibes-erben verſtuͤrbe, ſoll deſſelben abgelebten ehegemaͤchts haab und guͤter, ligend und farend zum halben teile ſeinen naͤchſt angeſipten wieder hinter ſich zu- ruͤckfallen, und die andre haͤlfte neben dem ehebette dem uͤberlebenden bleiben; allein nach verfloſſener jares-friſt das uͤberlebende ehegemaͤcht des abgeleb- ten ganzes vermoͤgen, auſſer lehnen, voͤllig erben; welches alſo nach dem Schwaͤbiſchen land-rechte cap. 46 und 34 hergebracht iſt. Wenn aber kin- der vorhanden ſind, ſtehet dem im witbenſtul ver- bleibenden der niesbrauch von des verſtorbenen guͤ- tern zu, tit. 8-12.
§ 3064
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0140"n="88"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">LXXX</hi> haubtſtuͤck</hi></fw><lb/>
bleibende ehegatt wieder verheiratet, wofern es der<lb/>
vater iſt, ſoll ihm der niesbrauch von der kinder<lb/>
guͤtern gefolget werden, der auch die kinder erzihen<lb/>
und ihnen zu gebuͤrender zeit ein heiratgut von ſei-<lb/>
nen und nicht von der kinder guͤtern zuſtellen ſoll.<lb/>
Da es aber die mutter iſt, ſoll ſie zwar den nies-<lb/>
brauch haben, ſo lange ſie die kinder erzihet. Allein,<lb/>
wenn die kinder ſich verheiraten, ſoll ſie ihnen ire<lb/>
vaͤterlichen guͤter, zugebrachte und errungene uͤber-<lb/>
geben, iedoch das wittum ausgenommen. Und in<lb/>
der Abteilung ſoll ſonderlich vorſehung getan werden,<lb/>
daß den kindern von dem erworbenen zwene teile,<lb/>
und der mutter ein teil gefolget werde. Da aber<lb/>
ihr kein wittum vermachet waͤre, ſoll ihr derſelbe<lb/>
nach gelegenheit ires geweſenen ehewirts hinterlaſ-<lb/>ſenen guͤtern nochmals verordnet werden. Tue<lb/>
hinzu den art. 99.</p></div><lb/><divn="3"><head>§ 3063</head><lb/><noteplace="left">Noͤrdlingi-<lb/>ſchen,</note><p>Die Noͤrdlingiſche ſtatuten im <hirendition="#aq">III</hi>ten teile, tit 7<lb/>
§ 1, 2, beſagen hirvon folgendes: wo eines der ehe-<lb/>
leute binnen jares-friſt von irem kirchgange und ein-<lb/>
bekleidung anzurechnen one eheliche leibes-erben<lb/>
verſtuͤrbe, ſoll deſſelben abgelebten ehegemaͤchts<lb/>
haab und guͤter, ligend und farend zum halben<lb/>
teile ſeinen naͤchſt angeſipten wieder hinter ſich zu-<lb/>
ruͤckfallen, und die andre haͤlfte neben dem ehebette<lb/>
dem uͤberlebenden bleiben; allein nach verfloſſener<lb/>
jares-friſt das uͤberlebende ehegemaͤcht des abgeleb-<lb/>
ten ganzes vermoͤgen, auſſer lehnen, voͤllig erben;<lb/>
welches alſo nach dem Schwaͤbiſchen land-rechte<lb/>
cap. 46 und 34 hergebracht iſt. Wenn aber kin-<lb/>
der vorhanden ſind, ſtehet dem im witbenſtul ver-<lb/>
bleibenden der niesbrauch von des verſtorbenen guͤ-<lb/>
tern zu, tit. 8-12.</p></div><lb/><fwplace="bottom"type="catch">§ 3064</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[88/0140]
LXXX haubtſtuͤck
bleibende ehegatt wieder verheiratet, wofern es der
vater iſt, ſoll ihm der niesbrauch von der kinder
guͤtern gefolget werden, der auch die kinder erzihen
und ihnen zu gebuͤrender zeit ein heiratgut von ſei-
nen und nicht von der kinder guͤtern zuſtellen ſoll.
Da es aber die mutter iſt, ſoll ſie zwar den nies-
brauch haben, ſo lange ſie die kinder erzihet. Allein,
wenn die kinder ſich verheiraten, ſoll ſie ihnen ire
vaͤterlichen guͤter, zugebrachte und errungene uͤber-
geben, iedoch das wittum ausgenommen. Und in
der Abteilung ſoll ſonderlich vorſehung getan werden,
daß den kindern von dem erworbenen zwene teile,
und der mutter ein teil gefolget werde. Da aber
ihr kein wittum vermachet waͤre, ſoll ihr derſelbe
nach gelegenheit ires geweſenen ehewirts hinterlaſ-
ſenen guͤtern nochmals verordnet werden. Tue
hinzu den art. 99.
§ 3063
Die Noͤrdlingiſche ſtatuten im IIIten teile, tit 7
§ 1, 2, beſagen hirvon folgendes: wo eines der ehe-
leute binnen jares-friſt von irem kirchgange und ein-
bekleidung anzurechnen one eheliche leibes-erben
verſtuͤrbe, ſoll deſſelben abgelebten ehegemaͤchts
haab und guͤter, ligend und farend zum halben
teile ſeinen naͤchſt angeſipten wieder hinter ſich zu-
ruͤckfallen, und die andre haͤlfte neben dem ehebette
dem uͤberlebenden bleiben; allein nach verfloſſener
jares-friſt das uͤberlebende ehegemaͤcht des abgeleb-
ten ganzes vermoͤgen, auſſer lehnen, voͤllig erben;
welches alſo nach dem Schwaͤbiſchen land-rechte
cap. 46 und 34 hergebracht iſt. Wenn aber kin-
der vorhanden ſind, ſtehet dem im witbenſtul ver-
bleibenden der niesbrauch von des verſtorbenen guͤ-
tern zu, tit. 8-12.
§ 3064
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/140>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.