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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758.

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LXXXXIII haubtstück
T. VII consil. Tubing., und consil. XXXVI num. 114,
Ferd. Christoph Harpprecht vol. nouo consil. I
num. 351 s. 40, Frise de restricta renunciationum
interpretatione.
Daher verschidene dafür halten,
daß, wenn eine tochter auf die väterlichen güter
verzicht geleistet hat, dises von den mütterlichen
in der art nicht zu verstehen sei, Wolfg. Adam
Schoepf
consil. II num 36 T. VIII consil. Tu-
bing.
gestalt dann auch der Philipp Knipschilt
de nobilitate S. R. I. immediata lib. III cap. XII
num. 338 s. 175 glaubet, daß eine tochter, welche
aufs väterliche verzihen hätte, dennoch die mütter-
liche brautgift, welche dem vater zugebracht wor-
den ist, zu irem anteile fodern könne. Dahinge-
gen andre behaubten, daß bei den Teutschen die
verzicht vom väterlichen und mütterlichen verstanden
werden müsse.

§ 3212
und wird im
Zweifel nicht
vermutet.

Jm zweifel wird ein verzicht nicht vermutet,
George Friderich Harpprecht consil. LXXIIII
num. 237 T. VII, und wenn selbige einem zweifel
unterworfen ist, muß man die erklärung wider di-
selbe und zum vorteile der verzeihenden personen
machen, Herrmann Vultejus consil. XXXXVII
num. 71, 72 s. 1139 T. IIII consil. Marburg., frei-
herr von Lynker resp. LXXXXI num. 99 s. 490,
Schoepf decis. Tubing. CLV und decis. CCLXXVI
num. 5 s. 363.

§ 3213

Das gut, worauf eine tochter verzicht leistet, zi-
das verzihene
gut darf von
dem lezten
besizer des
manns-stam-
mes nicht ver-
äußert wer-
den.
het die natur eines uneigentlichen fideicommisses
an, Harpprecht resp. LXX num. 45 s. 111 T. III,
folglich darf der lezte des manns-stammes dasselbe
zum nachteile der verzihenen töchter nicht veräus-
sern, in betracht diser ihr recht, so lange als der
manns-stamm blühet, ruhet und schläfet; hergegen

nach

LXXXXIII haubtſtuͤck
T. VII conſil. Tubing., und conſil. XXXVI num. 114,
Ferd. Chriſtoph Harpprecht vol. nouo conſil. I
num. 351 ſ. 40, Friſe de reſtricta renunciationum
interpretatione.
Daher verſchidene dafuͤr halten,
daß, wenn eine tochter auf die vaͤterlichen guͤter
verzicht geleiſtet hat, diſes von den muͤtterlichen
in der art nicht zu verſtehen ſei, Wolfg. Adam
Schoepf
conſil. II num 36 T. VIII conſil. Tu-
bing.
geſtalt dann auch der Philipp Knipſchilt
de nobilitate S. R. I. immediata lib. III cap. XII
num. 338 ſ. 175 glaubet, daß eine tochter, welche
aufs vaͤterliche verzihen haͤtte, dennoch die muͤtter-
liche brautgift, welche dem vater zugebracht wor-
den iſt, zu irem anteile fodern koͤnne. Dahinge-
gen andre behaubten, daß bei den Teutſchen die
verzicht vom vaͤterlichen und muͤtterlichen verſtanden
werden muͤſſe.

§ 3212
und wird im
Zweifel nicht
vermutet.

Jm zweifel wird ein verzicht nicht vermutet,
George Friderich Harpprecht conſil. LXXIIII
num. 237 T. VII, und wenn ſelbige einem zweifel
unterworfen iſt, muß man die erklaͤrung wider di-
ſelbe und zum vorteile der verzeihenden perſonen
machen, Herrmann Vultejus conſil. XXXXVII
num. 71, 72 ſ. 1139 T. IIII conſil. Marburg., frei-
herr von Lynker reſp. LXXXXI num. 99 ſ. 490,
Schoepf deciſ. Tubing. CLV und deciſ. CCLXXVI
num. 5 ſ. 363.

§ 3213

Das gut, worauf eine tochter verzicht leiſtet, zi-
das verzihene
gut darf von
dem lezten
beſizer des
manns-ſtam-
mes nicht ver-
aͤußert wer-
den.
het die natur eines uneigentlichen fideicommiſſes
an, Harpprecht reſp. LXX num. 45 ſ. 111 T. III,
folglich darf der lezte des manns-ſtammes daſſelbe
zum nachteile der verzihenen toͤchter nicht veraͤuſ-
ſern, in betracht diſer ihr recht, ſo lange als der
manns-ſtamm bluͤhet, ruhet und ſchlaͤfet; hergegen

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[158/0208] LXXXXIII haubtſtuͤck T. VII conſil. Tubing., und conſil. XXXVI num. 114, Ferd. Chriſtoph Harpprecht vol. nouo conſil. I num. 351 ſ. 40, Friſe de reſtricta renunciationum interpretatione. Daher verſchidene dafuͤr halten, daß, wenn eine tochter auf die vaͤterlichen guͤter verzicht geleiſtet hat, diſes von den muͤtterlichen in der art nicht zu verſtehen ſei, Wolfg. Adam Schoepf conſil. II num 36 T. VIII conſil. Tu- bing. geſtalt dann auch der Philipp Knipſchilt de nobilitate S. R. I. immediata lib. III cap. XII num. 338 ſ. 175 glaubet, daß eine tochter, welche aufs vaͤterliche verzihen haͤtte, dennoch die muͤtter- liche brautgift, welche dem vater zugebracht wor- den iſt, zu irem anteile fodern koͤnne. Dahinge- gen andre behaubten, daß bei den Teutſchen die verzicht vom vaͤterlichen und muͤtterlichen verſtanden werden muͤſſe. § 3212 Jm zweifel wird ein verzicht nicht vermutet, George Friderich Harpprecht conſil. LXXIIII num. 237 T. VII, und wenn ſelbige einem zweifel unterworfen iſt, muß man die erklaͤrung wider di- ſelbe und zum vorteile der verzeihenden perſonen machen, Herrmann Vultejus conſil. XXXXVII num. 71, 72 ſ. 1139 T. IIII conſil. Marburg., frei- herr von Lynker reſp. LXXXXI num. 99 ſ. 490, Schoepf deciſ. Tubing. CLV und deciſ. CCLXXVI num. 5 ſ. 363. § 3213 Das gut, worauf eine tochter verzicht leiſtet, zi- het die natur eines uneigentlichen fideicommiſſes an, Harpprecht reſp. LXX num. 45 ſ. 111 T. III, folglich darf der lezte des manns-ſtammes daſſelbe zum nachteile der verzihenen toͤchter nicht veraͤuſ- ſern, in betracht diſer ihr recht, ſo lange als der manns-ſtamm bluͤhet, ruhet und ſchlaͤfet; hergegen nach das verzihene gut darf von dem lezten beſizer des manns-ſtam- mes nicht ver- aͤußert wer- den.

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/208>, abgerufen am 06.05.2024.