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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758.

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ersten vir wochen oder dem 30sten.
5) die miterben selbst mögen besigeln, iedoch gibet
alsdann der, welchem das petschaft zustehet, solches
zu vermeidung alles verdachtes von sich.

§ 3253

Die gerichtliche versigelung tritt alsdann denwenn die
gerichtliche
versigelung
vortritt?

übrigen vor, wo der verstorbene herrschaftliche gel-
ter, oder amtssachen hinter sich gehabt hat. Stir-
bet eine partei zu Wezlar; so versigelt das kam-
mer-gericht, von Ludolf de iure camerali s. 21.
Wie aber? wenn iemand einen gedoppelten ge-
richts-stand hat? oder wenn einer bei zweien col-
legiis stehet? z. e. bei der universität und dem geist-
lichen consistorio. Als der professor und superin-
tendent, auch consistorial-rat von Bilenfeld zu Gi-
sen das zeitliche gesegnete; entstand desfalls ein
lebhafter streit. Nach ableiben des herrn Reichs-
hofrats-präsidentens, grafens von Wurmbrand,
maßete sich das Nider-Oesterreichische land-mar-
schall-amt zu Wien der versigelung an, weiln der
herr graf ein Oesterreichischer landsaß gewest wä-
re. Allein da er keine land-marschalls-sachen bei
sich hatte, so war dessen versigelung unstatthaft,
sondern gebürete diselbe dem Reichs-hofrate, wie
ich in einem besondern bedenken ausgefüret habe.
Sihe auch des herrn professor Pütters rechtliche
vorstellung wegen des herrn grafens Johann Wil-
helm von Wurmbrand verlassenschaft 1753 fol. Der
größere richter gehet dem geringern desfalls vor.
Sind beide gerichte gleich, alsdenn versigeln alle
zwei. Daß die Römer die erbschafts-sachen eben-die versige-
gelung war
auch bei den
Römern
nicht unbe-
kannt.

falls versigelt haben, solches zeiget herr H. R.
Grupen in den obseruationibus conficiendi acta et
testamenta
s. 134. Von der versigelung ist die be-
sigelung der testamente unterschiden. Jn dem be-
nachbarten Kur-Cölnischen Sauerlande, auch dem

unter-
II teil. M

erſten vir wochen oder dem 30ſten.
5) die miterben ſelbſt moͤgen beſigeln, iedoch gibet
alsdann der, welchem das petſchaft zuſtehet, ſolches
zu vermeidung alles verdachtes von ſich.

§ 3253

Die gerichtliche verſigelung tritt alsdann denwenn die
gerichtliche
verſigelung
vortritt?

uͤbrigen vor, wo der verſtorbene herrſchaftliche gel-
ter, oder amtsſachen hinter ſich gehabt hat. Stir-
bet eine partei zu Wezlar; ſo verſigelt das kam-
mer-gericht, von Ludolf de iure camerali ſ. 21.
Wie aber? wenn iemand einen gedoppelten ge-
richts-ſtand hat? oder wenn einer bei zweien col-
legiis ſtehet? z. e. bei der univerſitaͤt und dem geiſt-
lichen conſiſtorio. Als der profeſſor und ſuperin-
tendent, auch conſiſtorial-rat von Bilenfeld zu Gi-
ſen das zeitliche geſegnete; entſtand desfalls ein
lebhafter ſtreit. Nach ableiben des herrn Reichs-
hofrats-praͤſidentens, grafens von Wurmbrand,
maßete ſich das Nider-Oeſterreichiſche land-mar-
ſchall-amt zu Wien der verſigelung an, weiln der
herr graf ein Oeſterreichiſcher landſaß geweſt waͤ-
re. Allein da er keine land-marſchalls-ſachen bei
ſich hatte, ſo war deſſen verſigelung unſtatthaft,
ſondern gebuͤrete diſelbe dem Reichs-hofrate, wie
ich in einem beſondern bedenken ausgefuͤret habe.
Sihe auch des herrn profeſſor Puͤtters rechtliche
vorſtellung wegen des herrn grafens Johann Wil-
helm von Wurmbrand verlaſſenſchaft 1753 fol. Der
groͤßere richter gehet dem geringern desfalls vor.
Sind beide gerichte gleich, alsdenn verſigeln alle
zwei. Daß die Roͤmer die erbſchafts-ſachen eben-die verſige-
gelung war
auch bei den
Roͤmern
nicht unbe-
kannt.

falls verſigelt haben, ſolches zeiget herr H. R.
Grupen in den obſeruationibus conficiendi acta et
teſtamenta
ſ. 134. Von der verſigelung iſt die be-
ſigelung der teſtamente unterſchiden. Jn dem be-
nachbarten Kur-Coͤlniſchen Sauerlande, auch dem

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II teil. M
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[177/0227] erſten vir wochen oder dem 30ſten. 5) die miterben ſelbſt moͤgen beſigeln, iedoch gibet alsdann der, welchem das petſchaft zuſtehet, ſolches zu vermeidung alles verdachtes von ſich. § 3253 Die gerichtliche verſigelung tritt alsdann den uͤbrigen vor, wo der verſtorbene herrſchaftliche gel- ter, oder amtsſachen hinter ſich gehabt hat. Stir- bet eine partei zu Wezlar; ſo verſigelt das kam- mer-gericht, von Ludolf de iure camerali ſ. 21. Wie aber? wenn iemand einen gedoppelten ge- richts-ſtand hat? oder wenn einer bei zweien col- legiis ſtehet? z. e. bei der univerſitaͤt und dem geiſt- lichen conſiſtorio. Als der profeſſor und ſuperin- tendent, auch conſiſtorial-rat von Bilenfeld zu Gi- ſen das zeitliche geſegnete; entſtand desfalls ein lebhafter ſtreit. Nach ableiben des herrn Reichs- hofrats-praͤſidentens, grafens von Wurmbrand, maßete ſich das Nider-Oeſterreichiſche land-mar- ſchall-amt zu Wien der verſigelung an, weiln der herr graf ein Oeſterreichiſcher landſaß geweſt waͤ- re. Allein da er keine land-marſchalls-ſachen bei ſich hatte, ſo war deſſen verſigelung unſtatthaft, ſondern gebuͤrete diſelbe dem Reichs-hofrate, wie ich in einem beſondern bedenken ausgefuͤret habe. Sihe auch des herrn profeſſor Puͤtters rechtliche vorſtellung wegen des herrn grafens Johann Wil- helm von Wurmbrand verlaſſenſchaft 1753 fol. Der groͤßere richter gehet dem geringern desfalls vor. Sind beide gerichte gleich, alsdenn verſigeln alle zwei. Daß die Roͤmer die erbſchafts-ſachen eben- falls verſigelt haben, ſolches zeiget herr H. R. Grupen in den obſeruationibus conficiendi acta et teſtamenta ſ. 134. Von der verſigelung iſt die be- ſigelung der teſtamente unterſchiden. Jn dem be- nachbarten Kur-Coͤlniſchen Sauerlande, auch dem unter- wenn die gerichtliche verſigelung vortritt? die verſige- gelung war auch bei den Roͤmern nicht unbe- kannt. II teil. M

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/227>, abgerufen am 21.11.2024.