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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758.

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Hundert und achtes haubtstück
von dem voraus, oder dem vorteile

bei den teilungen.
§ 3362

Dasjenige, was einem für den übrigen erbenwas das vor-
aus heißet?

rechtlich zukommet, also was voraus gebü-
ret, oder besonders verschaffet worden ist, heißet das
voraus.

§ 3363

Es haben nicht allein die überblibenen ehegattenwem solches
zustehet?

öfters für andern erben ein voraus, oder einen vor-
teil, und zwar teils vermöge des eigentumes, teils
kraft der geseze, eines gedinges, auch lezten willens,
geschenkes, sondern auch die kinder; gestalt dann
nach Lübischen rechten ein ehemann seiner ehefrau
ein vorteil machen kan von 8 sl. 4 pf. für den kin-
dern; ist aber solches nicht beschehen, nimmt die
witbe alsdann das halbe gut und iren trau-ring,
Stein in der einleitung zum Lübischen rechte § 162
s. 182, Wirtenbergisches landrecht IIII tit. 4,
Heinrich Abraham Fabers disp. de praecipuo
coniugum,
Strasburg 1670, Besold in thes. pra-
ctico
unter disem worte, Speidel, Gaill II
obs.
116.

§ 3364

Das voraus und dergleichen vorteil ist mancher-das voraus
ist unter-
schiden.

lei, und nicht aller orten gleich. Er wird selbiges
entweder durch gesäze, oder gedinge, lezte willen be-
stimmet. Es erstrecket sich bald auf unbewegliche,
bald bewegliche sachen, teils auf den n[i]esbrauch,
teils auf ein völliges recht. Das voraus verstehet
sich aber ordentlicher weise nicht, bevor die schulden
bezalet sind. Bei der einkindschaft und der andern

ehe,
Q 3


Hundert und achtes haubtſtuͤck
von dem voraus, oder dem vorteile

bei den teilungen.
§ 3362

Dasjenige, was einem fuͤr den uͤbrigen erbenwas das vor-
aus heißet?

rechtlich zukommet, alſo was voraus gebuͤ-
ret, oder beſonders verſchaffet worden iſt, heißet das
voraus.

§ 3363

Es haben nicht allein die uͤberblibenen ehegattenwem ſolches
zuſtehet?

oͤfters fuͤr andern erben ein voraus, oder einen vor-
teil, und zwar teils vermoͤge des eigentumes, teils
kraft der geſeze, eines gedinges, auch lezten willens,
geſchenkes, ſondern auch die kinder; geſtalt dann
nach Luͤbiſchen rechten ein ehemann ſeiner ehefrau
ein vorteil machen kan von 8 ſl. 4 pf. fuͤr den kin-
dern; iſt aber ſolches nicht beſchehen, nimmt die
witbe alsdann das halbe gut und iren trau-ring,
Stein in der einleitung zum Luͤbiſchen rechte § 162
ſ. 182, Wirtenbergiſches landrecht IIII tit. 4,
Heinrich Abraham Fabers diſp. de praecipuo
coniugum,
Strasburg 1670, Beſold in theſ. pra-
ctico
unter diſem worte, Speidel, Gaill II
obſ.
116.

§ 3364

Das voraus und dergleichen vorteil iſt mancher-das voraus
iſt unter-
ſchiden.

lei, und nicht aller orten gleich. Er wird ſelbiges
entweder durch geſaͤze, oder gedinge, lezte willen be-
ſtimmet. Es erſtrecket ſich bald auf unbewegliche,
bald bewegliche ſachen, teils auf den n[i]esbrauch,
teils auf ein voͤlliges recht. Das voraus verſtehet
ſich aber ordentlicher weiſe nicht, bevor die ſchulden
bezalet ſind. Bei der einkindſchaft und der andern

ehe,
Q 3
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[245/0293] Hundert und achtes haubtſtuͤck von dem voraus, oder dem vorteile bei den teilungen. § 3362 Dasjenige, was einem fuͤr den uͤbrigen erben rechtlich zukommet, alſo was voraus gebuͤ- ret, oder beſonders verſchaffet worden iſt, heißet das voraus. was das vor- aus heißet? § 3363 Es haben nicht allein die uͤberblibenen ehegatten oͤfters fuͤr andern erben ein voraus, oder einen vor- teil, und zwar teils vermoͤge des eigentumes, teils kraft der geſeze, eines gedinges, auch lezten willens, geſchenkes, ſondern auch die kinder; geſtalt dann nach Luͤbiſchen rechten ein ehemann ſeiner ehefrau ein vorteil machen kan von 8 ſl. 4 pf. fuͤr den kin- dern; iſt aber ſolches nicht beſchehen, nimmt die witbe alsdann das halbe gut und iren trau-ring, Stein in der einleitung zum Luͤbiſchen rechte § 162 ſ. 182, Wirtenbergiſches landrecht IIII tit. 4, Heinrich Abraham Fabers diſp. de praecipuo coniugum, Strasburg 1670, Beſold in theſ. pra- ctico unter diſem worte, Speidel, Gaill II obſ. 116. wem ſolches zuſtehet? § 3364 Das voraus und dergleichen vorteil iſt mancher- lei, und nicht aller orten gleich. Er wird ſelbiges entweder durch geſaͤze, oder gedinge, lezte willen be- ſtimmet. Es erſtrecket ſich bald auf unbewegliche, bald bewegliche ſachen, teils auf den niesbrauch, teils auf ein voͤlliges recht. Das voraus verſtehet ſich aber ordentlicher weiſe nicht, bevor die ſchulden bezalet ſind. Bei der einkindſchaft und der andern ehe, das voraus iſt unter- ſchiden. Q 3

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/293>, abgerufen am 21.11.2024.