Zweites haubtstück von den blosen vorschlägen (tractaten).
§ 3500
der vorschlag ist vom ge- dinge unter- schiden.
Ein anders ist: ein geding machen wollen, ein an- ders ist: ein bloser vorschlag. Die Teutschen folgen hirunter der lehre des Grotiuslib. II de iure belli et pacis, cap. II § 2.
§ 3501
worin der vorschlag be- stehet?
Der vorschlag zeiget keinen besondern willen, sondern bestehet in einem mangel der ernstlichen ein- willigung, oder annemung und erfüllung des ge- dinges, z. e. bei verlöbnissen wird über die ehebe- redung gehandelt, der eine teil nimt die sache zur überlegung, so sind hir nur blose vorschläge. Dise sind von den pactis nudis der Römer unterschiden, von Leyserspec. XXXVIIII med. 2 spec. XXXX med. 2, 3 spec. CCXXXIII,von LynkerT. II resp. 166 num. 15 und füren keine verbindlichkeit mit sich, Joh. Georgen Bremens disp. de tractatibus von handlungs-vorschlägen, vulgo tractaten, Heinrich Hildebrandde pactionibus, von entwürfen, oder er- sten aufsäzen. Daher muß derjenige, welcher für- gibet, daß der vorschlag angenommen worden, mit- hin der handel zur richtigkeit gekommen sei, solches erweisen muß. Wahlde eo, quod proprie in rece- ptione casuum fortuitorum pactitia probandum, s. 10 fgg. Jm übrigen saget man: es pfleget vil tractiret, nicht aber alles geschlossen zu werden, Pistorius cent. VI par. 26.
Von den versprechungen eines dritten.
§ 3502
Die Römer glaubten, ein dritter könne one ha- bende vollmacht seinem freunde keine verbindlichkeit
erlan-
II haubtſtuͤck
Zweites haubtſtuͤck von den bloſen vorſchlaͤgen (tractaten).
§ 3500
der vorſchlag iſt vom ge- dinge unter- ſchiden.
Ein anders iſt: ein geding machen wollen, ein an- ders iſt: ein bloſer vorſchlag. Die Teutſchen folgen hirunter der lehre des Grotiuslib. II de iure belli et pacis, cap. II § 2.
§ 3501
worin der vorſchlag be- ſtehet?
Der vorſchlag zeiget keinen beſondern willen, ſondern beſtehet in einem mangel der ernſtlichen ein- willigung, oder annemung und erfuͤllung des ge- dinges, z. e. bei verloͤbniſſen wird uͤber die ehebe- redung gehandelt, der eine teil nimt die ſache zur uͤberlegung, ſo ſind hir nur bloſe vorſchlaͤge. Diſe ſind von den pactis nudis der Roͤmer unterſchiden, von Leyſerſpec. XXXVIIII med. 2 ſpec. XXXX med. 2, 3 ſpec. CCXXXIII,von LynkerT. II reſp. 166 num. 15 und fuͤren keine verbindlichkeit mit ſich, Joh. Georgen Bremens diſp. de tractatibus von handlungs-vorſchlaͤgen, vulgo tractaten, Heinrich Hildebrandde pactionibus, von entwuͤrfen, oder er- ſten aufſaͤzen. Daher muß derjenige, welcher fuͤr- gibet, daß der vorſchlag angenommen worden, mit- hin der handel zur richtigkeit gekommen ſei, ſolches erweiſen muß. Wahlde eo, quod proprie in rece- ptione caſuum fortuitorum pactitia probandum, ſ. 10 fgg. Jm uͤbrigen ſaget man: es pfleget vil tractiret, nicht aber alles geſchloſſen zu werden, Piſtorius cent. VI par. 26.
Von den verſprechungen eines dritten.
§ 3502
Die Roͤmer glaubten, ein dritter koͤnne one ha- bende vollmacht ſeinem freunde keine verbindlichkeit
erlan-
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II haubtſtuͤck
Zweites haubtſtuͤck
von den bloſen vorſchlaͤgen (tractaten).
§ 3500
Ein anders iſt: ein geding machen wollen, ein an-
ders iſt: ein bloſer vorſchlag. Die Teutſchen
folgen hirunter der lehre des Grotius lib. II de
iure belli et pacis, cap. II § 2.
§ 3501
Der vorſchlag zeiget keinen beſondern willen,
ſondern beſtehet in einem mangel der ernſtlichen ein-
willigung, oder annemung und erfuͤllung des ge-
dinges, z. e. bei verloͤbniſſen wird uͤber die ehebe-
redung gehandelt, der eine teil nimt die ſache zur
uͤberlegung, ſo ſind hir nur bloſe vorſchlaͤge. Diſe ſind
von den pactis nudis der Roͤmer unterſchiden, von
Leyſer ſpec. XXXVIIII med. 2 ſpec. XXXX med.
2, 3 ſpec. CCXXXIII, von Lynker T. II reſp. 166
num. 15 und fuͤren keine verbindlichkeit mit ſich,
Joh. Georgen Bremens diſp. de tractatibus von
handlungs-vorſchlaͤgen, vulgo tractaten, Heinrich
Hildebrand de pactionibus, von entwuͤrfen, oder er-
ſten aufſaͤzen. Daher muß derjenige, welcher fuͤr-
gibet, daß der vorſchlag angenommen worden, mit-
hin der handel zur richtigkeit gekommen ſei, ſolches
erweiſen muß. Wahl de eo, quod proprie in rece-
ptione caſuum fortuitorum pactitia probandum,
ſ. 10 fgg. Jm uͤbrigen ſaget man: es pfleget vil
tractiret, nicht aber alles geſchloſſen zu werden,
Piſtorius cent. VI par. 26.
Von den verſprechungen eines dritten.
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Die Roͤmer glaubten, ein dritter koͤnne one ha-
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/344>, abgerufen am 21.11.2024.
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