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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758.

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und dem verbotenen wucher.
1577 tit. 17 §. 8, welches im ersten falle nicht statt
hat, Graß in collat. iur. ciu. cum recessibus im-
perii
s. 386, mein unterricht von urtheln und be-
scheiden, § 841 § 842 s. 362, Beck am a. o. § XII
§ 7 s. 228. Wider den wechsel-lauf hat der wu-
cher nicht statt, Siegels corp. iur. camb. I s. 36,
II s. 94 s. 155.

§ 3637

Ob aber, wenn eine oberkeitliche person dieoder dieses
verbrechens
nicht teilhaf-
tig wird?

schuldnerin ist, und einen amts-untergebenen an-
rätet, das schuldige interesse zum haubt-stule zu
schlagen, hernach den fiscal aufhäzet, jene in die
strafe der wucherer verfalle; solches ist eine bestrit-
tene frage. Die juristen-facultäten zu Erfurt,
Göttingen und Marburg sind 1755 der meinung
gewesen, daß ein verbrechen des wuchers dahir
sich nicht vorfände.

§ 3638

Unter redlichen und unbescholtenen männern ste-bei redlichen
leuten stehet
ein wucherli-
cher handel
nicht zu glau-
ben.

het ein wucherlicher handel nicht zu glauben, Joseph
Mascard
de probat. vol. I. concl. CCCCXXXXVII
num. 19 s. 445, mithin wird zwischen nahen bluts-
verwandten, oder doch stamms-vettern und mit-
belehnten ein wucherlicher handel nicht vermutet,
angesehen man dißfalls das beste glauben muß,
Müller über Struvens synt. iur. ciu. exerc. XXIII
§ 4 (e) s. 1550, num. V, des ersten bandes, und so
lange es bei den fünfen vom hundert verbleibet, fin-
det dißfalls eine begründete nachrechnung nicht statt.

§ 3639

Ein geding, welches einem bedrängten schul-wiefern der-
gleichen ge-
dinge ungil-
tig sind?

dener aufgebürdet wird, so bald es auf eine unge-

rechtigkeit
Y 3

und dem verbotenen wucher.
1577 tit. 17 §. 8, welches im erſten falle nicht ſtatt
hat, Graß in collat. iur. ciu. cum receſſibus im-
perii
ſ. 386, mein unterricht von urtheln und be-
ſcheiden, § 841 § 842 ſ. 362, Beck am a. o. § XII
§ 7 ſ. 228. Wider den wechſel-lauf hat der wu-
cher nicht ſtatt, Siegels corp. iur. camb. I ſ. 36,
II ſ. 94 ſ. 155.

§ 3637

Ob aber, wenn eine oberkeitliche perſon dieoder dieſes
verbrechens
nicht teilhaf-
tig wird?

ſchuldnerin iſt, und einen amts-untergebenen an-
raͤtet, das ſchuldige intereſſe zum haubt-ſtule zu
ſchlagen, hernach den fiſcal aufhaͤzet, jene in die
ſtrafe der wucherer verfalle; ſolches iſt eine beſtrit-
tene frage. Die juriſten-facultaͤten zu Erfurt,
Goͤttingen und Marburg ſind 1755 der meinung
geweſen, daß ein verbrechen des wuchers dahir
ſich nicht vorfaͤnde.

§ 3638

Unter redlichen und unbeſcholtenen maͤnnern ſte-bei redlichen
leuten ſtehet
ein wucherli-
cher handel
nicht zu glau-
ben.

het ein wucherlicher handel nicht zu glauben, Joſeph
Maſcard
de probat. vol. I. concl. CCCCXXXXVII
num. 19 ſ. 445, mithin wird zwiſchen nahen bluts-
verwandten, oder doch ſtamms-vettern und mit-
belehnten ein wucherlicher handel nicht vermutet,
angeſehen man dißfalls das beſte glauben muß,
Muͤller uͤber Struvens ſynt. iur. ciu. exerc. XXIII
§ 4 (ε) ſ. 1550, num. V, des erſten bandes, und ſo
lange es bei den fuͤnfen vom hundert verbleibet, fin-
det dißfalls eine begruͤndete nachrechnung nicht ſtatt.

§ 3639

Ein geding, welches einem bedraͤngten ſchul-wiefern der-
gleichen ge-
dinge ungil-
tig ſind?

dener aufgebuͤrdet wird, ſo bald es auf eine unge-

rechtigkeit
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[341/0389] und dem verbotenen wucher. 1577 tit. 17 §. 8, welches im erſten falle nicht ſtatt hat, Graß in collat. iur. ciu. cum receſſibus im- perii ſ. 386, mein unterricht von urtheln und be- ſcheiden, § 841 § 842 ſ. 362, Beck am a. o. § XII § 7 ſ. 228. Wider den wechſel-lauf hat der wu- cher nicht ſtatt, Siegels corp. iur. camb. I ſ. 36, II ſ. 94 ſ. 155. § 3637 Ob aber, wenn eine oberkeitliche perſon die ſchuldnerin iſt, und einen amts-untergebenen an- raͤtet, das ſchuldige intereſſe zum haubt-ſtule zu ſchlagen, hernach den fiſcal aufhaͤzet, jene in die ſtrafe der wucherer verfalle; ſolches iſt eine beſtrit- tene frage. Die juriſten-facultaͤten zu Erfurt, Goͤttingen und Marburg ſind 1755 der meinung geweſen, daß ein verbrechen des wuchers dahir ſich nicht vorfaͤnde. oder dieſes verbrechens nicht teilhaf- tig wird? § 3638 Unter redlichen und unbeſcholtenen maͤnnern ſte- het ein wucherlicher handel nicht zu glauben, Joſeph Maſcard de probat. vol. I. concl. CCCCXXXXVII num. 19 ſ. 445, mithin wird zwiſchen nahen bluts- verwandten, oder doch ſtamms-vettern und mit- belehnten ein wucherlicher handel nicht vermutet, angeſehen man dißfalls das beſte glauben muß, Muͤller uͤber Struvens ſynt. iur. ciu. exerc. XXIII § 4 (ε) ſ. 1550, num. V, des erſten bandes, und ſo lange es bei den fuͤnfen vom hundert verbleibet, fin- det dißfalls eine begruͤndete nachrechnung nicht ſtatt. bei redlichen leuten ſtehet ein wucherli- cher handel nicht zu glau- ben. § 3639 Ein geding, welches einem bedraͤngten ſchul- dener aufgebuͤrdet wird, ſo bald es auf eine unge- rechtigkeit wiefern der- gleichen ge- dinge ungil- tig ſind? Y 3

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/389>, abgerufen am 22.11.2024.