gerichte Teutschlandes nach eben gedachter kammer- gerichts-ordnung sich sträcklich achten, und, vermöge des nur angeregten Reichs-abschides § 105 auf die Teutschen statuten, gewonheiten, und die Reichs- abschide ihre rücksicht nemen sollten. Die kaiserliche Reichs-hofrahts-ordnung tit. I § 15 gebeut ebener maßen auf eines ieden standes, landes, ortes und gerichtes sonderliche gute ordnungen und gewonhei- ten zu sehen, welche selbst ein Greß das Teutsche recht zu nennen kein bedenken träget.
Jch lise mir dises zur maas-regel dinen, fande auch dise Reichs-sazung um so nötiger und nüzlicher, ie deutlicher die rechts-händel bei meinem aufenthalte zu Wezlar mich belehreten, welcher gestalt die erler- neten kaiserlichen auch geistlichen rechte mir in vilen fällen weder aushelfen konnten noch wollten. Und als ich 1730 eine sehr weitläuftige vormundschaft übernam, anbenebst dabei processe zu Wezlar und Wien, auch wider eine gemeinde deren etliche 30 auf die pflege-söne gefallen waren, zu besor- gen hatte; gleichwohl die wenigsten aus den gemei- nen rechten gefüret werden konten; so war ich herz- lich froh, wenn ich nur in des Georgen Beyers delineation einigen schimmer der beihülfe erblickete.
Endlich trat der herr G. R. Heineccius mit sei- nem Teutschen rechte hervor. Jch stuzete anfänglich und dachte bei mir selbst: wie kömmt diser wackere mann ins Teutsche wesen, und ergänzet dasjenige, was ein groser Schilter und ein ausbund der rechts- lehrer, herr G. R. Gundling angefangen haben! Jch kannte den fürtreflichen Heineccius wegen des vertraueten umganges mit ihm zu Halle. Jch
kannte
Vorrede.
gerichte Teutſchlandes nach eben gedachter kammer- gerichts-ordnung ſich ſtraͤcklich achten, und, vermoͤge des nur angeregten Reichs-abſchides § 105 auf die Teutſchen ſtatuten, gewonheiten, und die Reichs- abſchide ihre ruͤckſicht nemen ſollten. Die kaiſerliche Reichs-hofrahts-ordnung tit. I § 15 gebeut ebener maßen auf eines ieden ſtandes, landes, ortes und gerichtes ſonderliche gute ordnungen und gewonhei- ten zu ſehen, welche ſelbſt ein Greß das Teutſche recht zu nennen kein bedenken traͤget.
Jch liſe mir diſes zur maas-regel dinen, fande auch diſe Reichs-ſazung um ſo noͤtiger und nuͤzlicher, ie deutlicher die rechts-haͤndel bei meinem aufenthalte zu Wezlar mich belehreten, welcher geſtalt die erler- neten kaiſerlichen auch geiſtlichen rechte mir in vilen faͤllen weder aushelfen konnten noch wollten. Und als ich 1730 eine ſehr weitlaͤuftige vormundſchaft uͤbernam, anbenebſt dabei proceſſe zu Wezlar und Wien, auch wider eine gemeinde deren etliche 30 auf die pflege-ſoͤne gefallen waren, zu beſor- gen hatte; gleichwohl die wenigſten aus den gemei- nen rechten gefuͤret werden konten; ſo war ich herz- lich froh, wenn ich nur in des Georgen Beyers delineation einigen ſchimmer der beihuͤlfe erblickete.
Endlich trat der herr G. R. Heineccius mit ſei- nem Teutſchen rechte hervor. Jch ſtuzete anfaͤnglich und dachte bei mir ſelbſt: wie koͤmmt diſer wackere mann ins Teutſche weſen, und ergaͤnzet dasjenige, was ein groſer Schilter und ein ausbund der rechts- lehrer, herr G. R. Gundling angefangen haben! Jch kannte den fuͤrtreflichen Heineccius wegen des vertraueten umganges mit ihm zu Halle. Jch
kannte
<TEI><text><front><divtype="preface"n="1"><p><pbfacs="#f0008"n="4"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Vorrede.</hi></fw><lb/>
gerichte Teutſchlandes nach eben gedachter kammer-<lb/>
gerichts-ordnung ſich ſtraͤcklich achten, und, vermoͤge<lb/>
des nur angeregten Reichs-abſchides § 105 auf die<lb/>
Teutſchen ſtatuten, gewonheiten, und die Reichs-<lb/>
abſchide ihre ruͤckſicht nemen ſollten. Die kaiſerliche<lb/>
Reichs-hofrahts-ordnung tit. <hirendition="#aq">I</hi> § 15 gebeut ebener<lb/>
maßen auf eines ieden ſtandes, landes, ortes und<lb/>
gerichtes ſonderliche gute ordnungen und gewonhei-<lb/>
ten zu ſehen, welche ſelbſt ein <hirendition="#fr">Greß</hi> das Teutſche<lb/>
recht zu nennen kein bedenken traͤget.</p><lb/><p>Jch liſe mir diſes zur maas-regel dinen, fande<lb/>
auch diſe Reichs-ſazung um ſo noͤtiger und nuͤzlicher,<lb/>
ie deutlicher die rechts-haͤndel bei meinem aufenthalte<lb/>
zu Wezlar mich belehreten, welcher geſtalt die erler-<lb/>
neten kaiſerlichen auch geiſtlichen rechte mir in vilen<lb/>
faͤllen weder aushelfen konnten noch wollten. Und<lb/>
als ich 1730 eine ſehr weitlaͤuftige vormundſchaft<lb/>
uͤbernam, anbenebſt dabei proceſſe zu Wezlar<lb/>
und Wien, auch wider eine gemeinde deren etliche<lb/>
30 auf die pflege-ſoͤne gefallen waren, zu beſor-<lb/>
gen hatte; gleichwohl die wenigſten aus den gemei-<lb/>
nen rechten gefuͤret werden konten; ſo war ich herz-<lb/>
lich froh, wenn ich nur in des <hirendition="#fr">Georgen Beyers</hi><lb/>
delineation einigen ſchimmer der beihuͤlfe erblickete.</p><lb/><p>Endlich trat der herr G. R. <hirendition="#fr">Heineccius</hi> mit ſei-<lb/>
nem Teutſchen rechte hervor. Jch ſtuzete anfaͤnglich<lb/>
und dachte bei mir ſelbſt: wie koͤmmt diſer wackere<lb/>
mann ins Teutſche weſen, und ergaͤnzet dasjenige,<lb/>
was ein groſer <hirendition="#fr">Schilter</hi> und ein ausbund der rechts-<lb/>
lehrer, herr G. R. <hirendition="#fr">Gundling</hi> angefangen haben!<lb/>
Jch kannte den fuͤrtreflichen <hirendition="#fr">Heineccius</hi> wegen des<lb/>
vertraueten umganges mit ihm zu Halle. Jch<lb/><fwplace="bottom"type="catch">kannte</fw><lb/></p></div></front></text></TEI>
[4/0008]
Vorrede.
gerichte Teutſchlandes nach eben gedachter kammer-
gerichts-ordnung ſich ſtraͤcklich achten, und, vermoͤge
des nur angeregten Reichs-abſchides § 105 auf die
Teutſchen ſtatuten, gewonheiten, und die Reichs-
abſchide ihre ruͤckſicht nemen ſollten. Die kaiſerliche
Reichs-hofrahts-ordnung tit. I § 15 gebeut ebener
maßen auf eines ieden ſtandes, landes, ortes und
gerichtes ſonderliche gute ordnungen und gewonhei-
ten zu ſehen, welche ſelbſt ein Greß das Teutſche
recht zu nennen kein bedenken traͤget.
Jch liſe mir diſes zur maas-regel dinen, fande
auch diſe Reichs-ſazung um ſo noͤtiger und nuͤzlicher,
ie deutlicher die rechts-haͤndel bei meinem aufenthalte
zu Wezlar mich belehreten, welcher geſtalt die erler-
neten kaiſerlichen auch geiſtlichen rechte mir in vilen
faͤllen weder aushelfen konnten noch wollten. Und
als ich 1730 eine ſehr weitlaͤuftige vormundſchaft
uͤbernam, anbenebſt dabei proceſſe zu Wezlar
und Wien, auch wider eine gemeinde deren etliche
30 auf die pflege-ſoͤne gefallen waren, zu beſor-
gen hatte; gleichwohl die wenigſten aus den gemei-
nen rechten gefuͤret werden konten; ſo war ich herz-
lich froh, wenn ich nur in des Georgen Beyers
delineation einigen ſchimmer der beihuͤlfe erblickete.
Endlich trat der herr G. R. Heineccius mit ſei-
nem Teutſchen rechte hervor. Jch ſtuzete anfaͤnglich
und dachte bei mir ſelbſt: wie koͤmmt diſer wackere
mann ins Teutſche weſen, und ergaͤnzet dasjenige,
was ein groſer Schilter und ein ausbund der rechts-
lehrer, herr G. R. Gundling angefangen haben!
Jch kannte den fuͤrtreflichen Heineccius wegen des
vertraueten umganges mit ihm zu Halle. Jch
kannte
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/8>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.
