Dise frage wird gemeiniglich bejahet, undob der vasall, oder stamm- gutsherr unter seinen kindern rechtlich testi- ren kan? das beispil Johann Geörgens I zu Sachsen ange- zogen; allein es streitet dises wider die teutschen rechte. Denn die kinder haben ire stamm-lehn- folge nicht dem vater, sondern dem ersten erwerber zu danken. Ob aber unter noch nicht geborenen lehns- und stammfolgern auch nach langen jaren ein testament gelte? ist noch eine andere frage. Der herzog Wolfgang zu Zweibrücken hat allso te- stiret. Birkenfeld bezohe sich auf das testament. Kur-Pfalz sagete: der testirer ist zwar mein an- herr, d. i. wovon ich abstamme; gleichwohl erstre- cket sich seine macht nicht so weit. Nach den teut- schen rechten kan ein testirer wo er nicht der erste erwerber ist, den eigentlichen stamm- und lehns- folgern nichts fürschreiben.
Fünf und sibenzigstes haubtstück von der gerichtlichen bestätigung der testamenten.
§ 2952
Ein anderes ist die feierliche eröfnung eines testa- mentes von EngelbrechtP. I, obs 40, s. 182 fgg., ein anderes ist die bestätigung, und zwar ist ein unterschid zwischen der römischen, und zwischen der teutschen bekräftigung desselben. Die römische geschihet durch den tod des testlrers; die teutsche aber erfolget vom richter, wenn nämlich der testirer seinen lezten willen mündlich zum pro- tocole gibet, oder denselben schriftlich überreichet, mit bitte: solchen zu bestätigen, von Neumann in principiis processus iud. imp. aul. § 55, s. 123 fg. Die bekräftigung des richters bestehet darin: "wird
"diser
welche keine teſtam. mach. koͤnnen ꝛc.
§ 2949
Diſe frage wird gemeiniglich bejahet, undob der vaſall, oder ſtamm- gutsherr unter ſeinen kindern rechtlich teſti- ren kan? das beiſpil Johann Geoͤrgens I zu Sachſen ange- zogen; allein es ſtreitet diſes wider die teutſchen rechte. Denn die kinder haben ire ſtamm-lehn- folge nicht dem vater, ſondern dem erſten erwerber zu danken. Ob aber unter noch nicht geborenen lehns- und ſtammfolgern auch nach langen jaren ein teſtament gelte? iſt noch eine andere frage. Der herzog Wolfgang zu Zweibruͤcken hat allſo te- ſtiret. Birkenfeld bezohe ſich auf das teſtament. Kur-Pfalz ſagete: der teſtirer iſt zwar mein an- herr, d. i. wovon ich abſtamme; gleichwohl erſtre- cket ſich ſeine macht nicht ſo weit. Nach den teut- ſchen rechten kan ein teſtirer wo er nicht der erſte erwerber iſt, den eigentlichen ſtamm- und lehns- folgern nichts fuͤrſchreiben.
Fuͤnf und ſibenzigſtes haubtſtuͤck von der gerichtlichen beſtaͤtigung der teſtamenten.
§ 2952
Ein anderes iſt die feierliche eroͤfnung eines teſta- mentes von EngelbrechtP. I, obſ 40, ſ. 182 fgg., ein anderes iſt die beſtaͤtigung, und zwar iſt ein unterſchid zwiſchen der roͤmiſchen, und zwiſchen der teutſchen bekraͤftigung deſſelben. Die roͤmiſche geſchihet durch den tod des teſtlrers; die teutſche aber erfolget vom richter, wenn naͤmlich der teſtirer ſeinen lezten willen muͤndlich zum pro- tocole gibet, oder denſelben ſchriftlich uͤberreichet, mit bitte: ſolchen zu beſtaͤtigen, von Neumann in principiis proceſſus iud. imp. aul. § 55, ſ. 123 fg. Die bekraͤftigung des richters beſtehet darin: „wird
„diſer
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f1063"n="1039"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">welche keine teſtam. mach. koͤnnen ꝛc.</hi></fw><lb/><divn="2"><head>§ 2949</head><lb/><p>Diſe frage wird gemeiniglich bejahet, und<noteplace="right">ob der vaſall,<lb/>
oder ſtamm-<lb/>
gutsherr unter<lb/>ſeinen kindern<lb/>
rechtlich teſti-<lb/>
ren kan?</note><lb/>
das beiſpil Johann Geoͤrgens <hirendition="#aq">I</hi> zu Sachſen ange-<lb/>
zogen; allein es ſtreitet diſes wider die teutſchen<lb/>
rechte. Denn die kinder haben ire ſtamm-lehn-<lb/>
folge nicht dem vater, ſondern dem erſten erwerber<lb/>
zu danken. Ob aber unter noch nicht geborenen<lb/>
lehns- und ſtammfolgern auch nach langen jaren<lb/>
ein teſtament gelte? iſt noch eine andere frage.<lb/>
Der herzog Wolfgang zu Zweibruͤcken hat allſo te-<lb/>ſtiret. Birkenfeld bezohe ſich auf das teſtament.<lb/>
Kur-Pfalz ſagete: der teſtirer iſt zwar mein an-<lb/>
herr, d. i. wovon ich abſtamme; gleichwohl erſtre-<lb/>
cket ſich ſeine macht nicht ſo weit. Nach den teut-<lb/>ſchen rechten kan ein teſtirer wo er nicht der erſte<lb/>
erwerber iſt, den eigentlichen ſtamm- und lehns-<lb/>
folgern nichts fuͤrſchreiben.</p></div></div><lb/><divn="1"><head><hirendition="#b">Fuͤnf und ſibenzigſtes haubtſtuͤck<lb/>
von der gerichtlichen beſtaͤtigung der<lb/>
teſtamenten.</hi></head><lb/><divn="2"><head>§ 2952</head><lb/><p><hirendition="#in">E</hi>in anderes iſt die feierliche eroͤfnung eines teſta-<lb/>
mentes <hirendition="#fr">von Engelbrecht</hi><hirendition="#aq">P. I, obſ</hi> 40, ſ.<lb/>
182 fgg., ein anderes iſt die beſtaͤtigung, und<lb/>
zwar iſt ein unterſchid zwiſchen der roͤmiſchen, und<lb/>
zwiſchen der teutſchen bekraͤftigung deſſelben. Die<lb/>
roͤmiſche geſchihet durch den tod des teſtlrers; die<lb/>
teutſche aber erfolget vom richter, wenn naͤmlich<lb/>
der teſtirer ſeinen lezten willen muͤndlich zum pro-<lb/>
tocole gibet, oder denſelben ſchriftlich uͤberreichet,<lb/>
mit bitte: ſolchen zu beſtaͤtigen, <hirendition="#fr">von Neumann</hi><lb/>
in <hirendition="#aq">principiis proceſſus iud. imp. aul.</hi> § 55, ſ. 123 fg.<lb/>
Die bekraͤftigung des richters beſtehet darin: „wird<lb/><fwplace="bottom"type="catch">„diſer</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[1039/1063]
welche keine teſtam. mach. koͤnnen ꝛc.
§ 2949
Diſe frage wird gemeiniglich bejahet, und
das beiſpil Johann Geoͤrgens I zu Sachſen ange-
zogen; allein es ſtreitet diſes wider die teutſchen
rechte. Denn die kinder haben ire ſtamm-lehn-
folge nicht dem vater, ſondern dem erſten erwerber
zu danken. Ob aber unter noch nicht geborenen
lehns- und ſtammfolgern auch nach langen jaren
ein teſtament gelte? iſt noch eine andere frage.
Der herzog Wolfgang zu Zweibruͤcken hat allſo te-
ſtiret. Birkenfeld bezohe ſich auf das teſtament.
Kur-Pfalz ſagete: der teſtirer iſt zwar mein an-
herr, d. i. wovon ich abſtamme; gleichwohl erſtre-
cket ſich ſeine macht nicht ſo weit. Nach den teut-
ſchen rechten kan ein teſtirer wo er nicht der erſte
erwerber iſt, den eigentlichen ſtamm- und lehns-
folgern nichts fuͤrſchreiben.
ob der vaſall,
oder ſtamm-
gutsherr unter
ſeinen kindern
rechtlich teſti-
ren kan?
Fuͤnf und ſibenzigſtes haubtſtuͤck
von der gerichtlichen beſtaͤtigung der
teſtamenten.
§ 2952
Ein anderes iſt die feierliche eroͤfnung eines teſta-
mentes von Engelbrecht P. I, obſ 40, ſ.
182 fgg., ein anderes iſt die beſtaͤtigung, und
zwar iſt ein unterſchid zwiſchen der roͤmiſchen, und
zwiſchen der teutſchen bekraͤftigung deſſelben. Die
roͤmiſche geſchihet durch den tod des teſtlrers; die
teutſche aber erfolget vom richter, wenn naͤmlich
der teſtirer ſeinen lezten willen muͤndlich zum pro-
tocole gibet, oder denſelben ſchriftlich uͤberreichet,
mit bitte: ſolchen zu beſtaͤtigen, von Neumann
in principiis proceſſus iud. imp. aul. § 55, ſ. 123 fg.
Die bekraͤftigung des richters beſtehet darin: „wird
„diſer
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 1039. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1063>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.