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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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von gerichtl. bestät. der testament.
tigen. Beides geschah vom ambte. Von der
abordnung zur annemung und gerichtlichen über-
reichung eines lezten willens, sihe die anweisung
für die beambten s. 229 fg. § 381 fg. Die blosse
gerichtliche hinterlegung durch einen anwalt gibet
einem testamente keine kraft; sondern es muß vor-
her feierlich errichtet worden seyn. Der hessen-
cassel. gerichtsbrauch weichet hirvon ab, ebend.
s. 231, § 384.

Sechs und sibenzigstes haubtstück
vom pflichtteile.
§ 2958

Dises haubtstück gründet sich auf folgende säze:
1) das natur-recht weiß nichts vom pflicht-
teile, Gundling im iure nat. cap. XX, § 68; da-
fern man nicht den gebürenden unterhalt darunter
begreiffet, von Ludewig in der erläuterung der
güldenen bulle th. II, s. 433, und s. 1390; wozu
noch die ausstattung kömmt; 2) die Teutsche fol-
geten dem natürlichen rechte; mithin wußten sie
nichts vom römischen pflichtteile; gestalt dann auch
die eigenschaft der teutschen stammgüter, und leh-
ne, solches nicht verstattete. Daher war ihr haubt-
saz: 3) sorge für die erhaltung deines geschlechtes.
Dises geschihet aber durch die töchter nicht (§ 2960
des 2ten th.). Daher gebüret inen kein römischer
pflichtteil, noch eine erbfolge in den stammgütern;
so lange der mannsstamm noch blühet (§ 2961
des 2ten th.); 4) die erhaltung des geschlechtes ver-
stattet keine teilung der stammgüter; immassen di-
se wider die erhaltung der famili streitet; daher be-
kommen die nachgeborene kinder, söne, und töch-
ter iren unterhalt, und können solchen mit recht

fodern,
III. Teil. U u u

von gerichtl. beſtaͤt. der teſtament.
tigen. Beides geſchah vom ambte. Von der
abordnung zur annemung und gerichtlichen uͤber-
reichung eines lezten willens, ſihe die anweiſung
fuͤr die beambten ſ. 229 fg. § 381 fg. Die bloſſe
gerichtliche hinterlegung durch einen anwalt gibet
einem teſtamente keine kraft; ſondern es muß vor-
her feierlich errichtet worden ſeyn. Der heſſen-
caſſel. gerichtsbrauch weichet hirvon ab, ebend.
ſ. 231, § 384.

Sechs und ſibenzigſtes haubtſtuͤck
vom pflichtteile.
§ 2958

Diſes haubtſtuͤck gruͤndet ſich auf folgende ſaͤze:
1) das natur-recht weiß nichts vom pflicht-
teile, Gundling im iure nat. cap. XX, § 68; da-
fern man nicht den gebuͤrenden unterhalt darunter
begreiffet, von Ludewig in der erlaͤuterung der
guͤldenen bulle th. II, ſ. 433, und ſ. 1390; wozu
noch die ausſtattung koͤmmt; 2) die Teutſche fol-
geten dem natuͤrlichen rechte; mithin wußten ſie
nichts vom roͤmiſchen pflichtteile; geſtalt dann auch
die eigenſchaft der teutſchen ſtammguͤter, und leh-
ne, ſolches nicht verſtattete. Daher war ihr haubt-
ſaz: 3) ſorge fuͤr die erhaltung deines geſchlechtes.
Diſes geſchihet aber durch die toͤchter nicht (§ 2960
des 2ten th.). Daher gebuͤret inen kein roͤmiſcher
pflichtteil, noch eine erbfolge in den ſtammguͤtern;
ſo lange der mannsſtamm noch bluͤhet (§ 2961
des 2ten th.); 4) die erhaltung des geſchlechtes ver-
ſtattet keine teilung der ſtammguͤter; immaſſen di-
ſe wider die erhaltung der famili ſtreitet; daher be-
kommen die nachgeborene kinder, ſoͤne, und toͤch-
ter iren unterhalt, und koͤnnen ſolchen mit recht

fodern,
III. Teil. U u u
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[1041/1065] von gerichtl. beſtaͤt. der teſtament. tigen. Beides geſchah vom ambte. Von der abordnung zur annemung und gerichtlichen uͤber- reichung eines lezten willens, ſihe die anweiſung fuͤr die beambten ſ. 229 fg. § 381 fg. Die bloſſe gerichtliche hinterlegung durch einen anwalt gibet einem teſtamente keine kraft; ſondern es muß vor- her feierlich errichtet worden ſeyn. Der heſſen- caſſel. gerichtsbrauch weichet hirvon ab, ebend. ſ. 231, § 384. Sechs und ſibenzigſtes haubtſtuͤck vom pflichtteile. § 2958 Diſes haubtſtuͤck gruͤndet ſich auf folgende ſaͤze: 1) das natur-recht weiß nichts vom pflicht- teile, Gundling im iure nat. cap. XX, § 68; da- fern man nicht den gebuͤrenden unterhalt darunter begreiffet, von Ludewig in der erlaͤuterung der guͤldenen bulle th. II, ſ. 433, und ſ. 1390; wozu noch die ausſtattung koͤmmt; 2) die Teutſche fol- geten dem natuͤrlichen rechte; mithin wußten ſie nichts vom roͤmiſchen pflichtteile; geſtalt dann auch die eigenſchaft der teutſchen ſtammguͤter, und leh- ne, ſolches nicht verſtattete. Daher war ihr haubt- ſaz: 3) ſorge fuͤr die erhaltung deines geſchlechtes. Diſes geſchihet aber durch die toͤchter nicht (§ 2960 des 2ten th.). Daher gebuͤret inen kein roͤmiſcher pflichtteil, noch eine erbfolge in den ſtammguͤtern; ſo lange der mannsſtamm noch bluͤhet (§ 2961 des 2ten th.); 4) die erhaltung des geſchlechtes ver- ſtattet keine teilung der ſtammguͤter; immaſſen di- ſe wider die erhaltung der famili ſtreitet; daher be- kommen die nachgeborene kinder, ſoͤne, und toͤch- ter iren unterhalt, und koͤnnen ſolchen mit recht fodern, III. Teil. U u u

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 1041. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1065>, abgerufen am 22.11.2024.