licher bewilligung erleget werden sollten, ernennet hatte. Gedachte von Arnstadt wollte auch die an- dere unverehelichte schwester, Eva Maria, allein beerben, da doch dise kein testament zu irer gunst hinterlassen hatte, mithin gebüreten ihr auch dise erbe- und verzichtgelter allein nicht; sondern dem sämt- lichen geschwister, wovon noch siben bei der Even Marien absterben am leben waren, auf welche| die erbe und abfindungsgelter vererbet worden waren; solchemnach es auf ieden lehnfolger, deren im jare 1742 noch 4 waren, davon einen gewissen anteil ge- tragen hatte, welchen sie zu den bemeldten erbegeltern aus den lehnen beitragen sollten, in betracht es eine lehnschuld war; ob schon die erbegelter die eigenschaft des lehnes nicht haben; sondern für erbe zu achten sind, BoehmerT. III P. III cons. 922 n. 1, s. 1079, weshalber die schwestern der verstorbenen Even Ma- rien in solchem haben miterben können; dahinge- gen des bruders son von den gebrüdern des vaters im erbe, nach maßgebung der sächsischen rechte, ausgeschlossen werden mußte.
§ 3243
wornach das erbegelt abge- messen wird?
Jnhalts der gemeinen teutschen rechte weiß man nichts von einem pflichtteile bei den lehn- und stammgütern (s. 2958 fg.); folglich empfingen das weibliche geschwister so wenig erbegelter, als we- niger die abgefundene gebrüder; sondern nur ein deputat, welches man nach den regeln des apa- nagii beurteilete; mithin dasselbe in die güter wi- der zurückfile, wenn nichts anders verordnet war, freiherr von Cramer in wezl. nebenstunden th. XXI abh. 4 s. 53; allein es hat sich dennoch die leh- re des römischen rechtes vom pflichtteile in die lehn- und stammgüter einzuschleichen gesuchet; disem- nach will man das erbegelt nach den römischen be- griffen allda abmessen.
§ 3244
II b., CXV h., von der abfindung
licher bewilligung erleget werden ſollten, ernennet hatte. Gedachte von Arnſtadt wollte auch die an- dere unverehelichte ſchweſter, Eva Maria, allein beerben, da doch diſe kein teſtament zu irer gunſt hinterlaſſen hatte, mithin gebuͤreten ihr auch diſe erbe- und verzichtgelter allein nicht; ſondern dem ſaͤmt- lichen geſchwiſter, wovon noch ſiben bei der Even Marien abſterben am leben waren, auf welche| die erbe und abfindungsgelter vererbet worden waren; ſolchemnach es auf ieden lehnfolger, deren im jare 1742 noch 4 waren, davon einen gewiſſen anteil ge- tragen hatte, welchen ſie zu den bemeldten erbegeltern aus den lehnen beitragen ſollten, in betracht es eine lehnſchuld war; ob ſchon die erbegelter die eigenſchaft des lehnes nicht haben; ſondern fuͤr erbe zu achten ſind, BoehmerT. III P. III conſ. 922 n. 1, ſ. 1079, weshalber die ſchweſtern der verſtorbenen Even Ma- rien in ſolchem haben miterben koͤnnen; dahinge- gen des bruders ſon von den gebruͤdern des vaters im erbe, nach maßgebung der ſaͤchſiſchen rechte, ausgeſchloſſen werden mußte.
§ 3243
wornach das erbegelt abge- meſſen wird?
Jnhalts der gemeinen teutſchen rechte weiß man nichts von einem pflichtteile bei den lehn- und ſtammguͤtern (ſ. 2958 fg.); folglich empfingen das weibliche geſchwiſter ſo wenig erbegelter, als we- niger die abgefundene gebruͤder; ſondern nur ein deputat, welches man nach den regeln des apa- nagii beurteilete; mithin daſſelbe in die guͤter wi- der zuruͤckfile, wenn nichts anders verordnet war, freiherr von Cramer in wezl. nebenſtunden th. XXI abh. 4 ſ. 53; allein es hat ſich dennoch die leh- re des roͤmiſchen rechtes vom pflichtteile in die lehn- und ſtammguͤter einzuſchleichen geſuchet; diſem- nach will man das erbegelt nach den roͤmiſchen be- griffen allda abmeſſen.
§ 3244
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II b., CXV h., von der abfindung
licher bewilligung erleget werden ſollten, ernennet
hatte. Gedachte von Arnſtadt wollte auch die an-
dere unverehelichte ſchweſter, Eva Maria, allein
beerben, da doch diſe kein teſtament zu irer gunſt
hinterlaſſen hatte, mithin gebuͤreten ihr auch diſe erbe-
und verzichtgelter allein nicht; ſondern dem ſaͤmt-
lichen geſchwiſter, wovon noch ſiben bei der Even
Marien abſterben am leben waren, auf welche| die
erbe und abfindungsgelter vererbet worden waren;
ſolchemnach es auf ieden lehnfolger, deren im jare
1742 noch 4 waren, davon einen gewiſſen anteil ge-
tragen hatte, welchen ſie zu den bemeldten erbegeltern
aus den lehnen beitragen ſollten, in betracht es eine
lehnſchuld war; ob ſchon die erbegelter die eigenſchaft
des lehnes nicht haben; ſondern fuͤr erbe zu achten
ſind, Boehmer T. III P. III conſ. 922 n. 1, ſ. 1079,
weshalber die ſchweſtern der verſtorbenen Even Ma-
rien in ſolchem haben miterben koͤnnen; dahinge-
gen des bruders ſon von den gebruͤdern des vaters
im erbe, nach maßgebung der ſaͤchſiſchen rechte,
ausgeſchloſſen werden mußte.
§ 3243
Jnhalts der gemeinen teutſchen rechte weiß
man nichts von einem pflichtteile bei den lehn- und
ſtammguͤtern (ſ. 2958 fg.); folglich empfingen das
weibliche geſchwiſter ſo wenig erbegelter, als we-
niger die abgefundene gebruͤder; ſondern nur ein
deputat, welches man nach den regeln des apa-
nagii beurteilete; mithin daſſelbe in die guͤter wi-
der zuruͤckfile, wenn nichts anders verordnet war,
freiherr von Cramer in wezl. nebenſtunden th.
XXI abh. 4 ſ. 53; allein es hat ſich dennoch die leh-
re des roͤmiſchen rechtes vom pflichtteile in die lehn-
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nach will man das erbegelt nach den roͤmiſchen be-
griffen allda abmeſſen.
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 1124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1148>, abgerufen am 22.11.2024.
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