nom agendi nem in |judicio. Die Teutsche nenneten es jurisdictionis stilum, et cursum, viam juris debitum cursum juris.Gerichtspfand. Das gerichts- recht ist so vil: als ein urtel, welches die schöp- pen gesprochen haben. Man saget auch: richters- recht, oder: weistum. Die gerichtsschäden nen- net man die unkosten, welche im gerichte aufgelau- fen sind. Die gerichtsschlüssung ist: wenn z. e. der hofrichter in Jena etc bei endigung des hofge- richtes das gericht schlüsset, und den gerichtsstab niderleget, mit dem anhange: daß wärenden quar- tals die advocaten, und anwälte, nichts desto weniger beim ordinario, aussergerichtlich, in schrif- ten, gehöret werden sollten. Wo ein gericht ge- häget wird, gehet die hägung vorher, und eröff- net das gericht; bei endigung desselben muß es ge- schlossen werden. Der gerichtsschreiber (§ 6534 fgg. des 2ten th.), notarius judicii, notarius, der schreiber. Diser war merenteils ein geistlicher, auch wohl der pfarrer des ortes. Der gerichts- stab ist bei den Teutschen mancherlei. Stab ist so vil, als 1) jurisdictio civilis, oder ecclesiastica; 2) ist stab: judicium in figura; 3) bedeutet stab die gerichtsgebüren. Der richter mußte den stab gerade in die höhe halten, so lange das gericht ge- häget wurde (§ 3614 des 2ten th). Diser stab war weiß, und hiß fustis, sceptrum. Jn Großseel- heim wird mit dreimaliger schlagung des gerichts- sigels auf den tisch das gericht gehäget. Wer nun etwas bat, oder gefangen war, mußte einen weissen stab tragen. Ausserdem ist die brechung des sta- bes bekannt. So bald das todesurtel fürgelesen war, wurde der stab zerbrochen, und dem missetä- ter vor die füße geworfen, mit den worten: nun helfe dir Gott! ich kan dir nicht weiter helfen. Die brechung bedeutet: daß in diser sache auf der
welt
von der gerichtbarkeit ꝛc.
nom agendi nem in |judicio. Die Teutſche nenneten es jurisdictionis ſtilum, et curſum, viam juris debitum curſum juris.Gerichtspfand. Das gerichts- recht iſt ſo vil: als ein urtel, welches die ſchoͤp- pen geſprochen haben. Man ſaget auch: richters- recht, oder: weistum. Die gerichtsſchaͤden nen- net man die unkoſten, welche im gerichte aufgelau- fen ſind. Die gerichtsſchluͤſſung iſt: wenn z. e. der hofrichter in Jena ꝛc bei endigung des hofge- richtes das gericht ſchluͤſſet, und den gerichtsſtab niderleget, mit dem anhange: daß waͤrenden quar- tals die advocaten, und anwaͤlte, nichts deſto weniger beim ordinario, auſſergerichtlich, in ſchrif- ten, gehoͤret werden ſollten. Wo ein gericht ge- haͤget wird, gehet die haͤgung vorher, und eroͤff- net das gericht; bei endigung deſſelben muß es ge- ſchloſſen werden. Der gerichtsſchreiber (§ 6534 fgg. des 2ten th.), notarius judicii, notarius, der ſchreiber. Diſer war merenteils ein geiſtlicher, auch wohl der pfarrer des ortes. Der gerichts- ſtab iſt bei den Teutſchen mancherlei. Stab iſt ſo vil, als 1) jurisdictio civilis, oder eccleſiaſtica; 2) iſt ſtab: judicium in figura; 3) bedeutet ſtab die gerichtsgebuͤren. Der richter mußte den ſtab gerade in die hoͤhe halten, ſo lange das gericht ge- haͤget wurde (§ 3614 des 2ten th). Diſer ſtab war weiß, und hiß fuſtis, ſceptrum. Jn Großſeel- heim wird mit dreimaliger ſchlagung des gerichts- ſigels auf den tiſch das gericht gehaͤget. Wer nun etwas bat, oder gefangen war, mußte einen weiſſen ſtab tragen. Auſſerdem iſt die brechung des ſta- bes bekannt. So bald das todesurtel fuͤrgeleſen war, wurde der ſtab zerbrochen, und dem miſſetaͤ- ter vor die fuͤße geworfen, mit den worten: nun helfe dir Gott! ich kan dir nicht weiter helfen. Die brechung bedeutet: daß in diſer ſache auf der
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von der gerichtbarkeit ꝛc.
nom agendi nem in |judicio. Die Teutſche nenneten
es jurisdictionis ſtilum, et curſum, viam juris debitum
curſum juris. Gerichtspfand. Das gerichts-
recht iſt ſo vil: als ein urtel, welches die ſchoͤp-
pen geſprochen haben. Man ſaget auch: richters-
recht, oder: weistum. Die gerichtsſchaͤden nen-
net man die unkoſten, welche im gerichte aufgelau-
fen ſind. Die gerichtsſchluͤſſung iſt: wenn z. e.
der hofrichter in Jena ꝛc bei endigung des hofge-
richtes das gericht ſchluͤſſet, und den gerichtsſtab
niderleget, mit dem anhange: daß waͤrenden quar-
tals die advocaten, und anwaͤlte, nichts deſto
weniger beim ordinario, auſſergerichtlich, in ſchrif-
ten, gehoͤret werden ſollten. Wo ein gericht ge-
haͤget wird, gehet die haͤgung vorher, und eroͤff-
net das gericht; bei endigung deſſelben muß es ge-
ſchloſſen werden. Der gerichtsſchreiber (§ 6534
fgg. des 2ten th.), notarius judicii, notarius, der
ſchreiber. Diſer war merenteils ein geiſtlicher,
auch wohl der pfarrer des ortes. Der gerichts-
ſtab iſt bei den Teutſchen mancherlei. Stab iſt
ſo vil, als 1) jurisdictio civilis, oder eccleſiaſtica;
2) iſt ſtab: judicium in figura; 3) bedeutet ſtab
die gerichtsgebuͤren. Der richter mußte den ſtab
gerade in die hoͤhe halten, ſo lange das gericht ge-
haͤget wurde (§ 3614 des 2ten th). Diſer ſtab
war weiß, und hiß fuſtis, ſceptrum. Jn Großſeel-
heim wird mit dreimaliger ſchlagung des gerichts-
ſigels auf den tiſch das gericht gehaͤget. Wer nun
etwas bat, oder gefangen war, mußte einen weiſſen
ſtab tragen. Auſſerdem iſt die brechung des ſta-
bes bekannt. So bald das todesurtel fuͤrgeleſen
war, wurde der ſtab zerbrochen, und dem miſſetaͤ-
ter vor die fuͤße geworfen, mit den worten: nun
helfe dir Gott! ich kan dir nicht weiter helfen.
Die brechung bedeutet: daß in diſer ſache auf der
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 1343. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1367>, abgerufen am 22.11.2024.
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