Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

Bild:
<< vorherige Seite
von der gerichtbarkeit etc.
§ 4932

Der gerichtszwang ist sovil, als jurisdictio, er heis-vom gerichts-
zwange.

set auch territorium, zwing, und bann (§ 4925 des
2ten th.) judicium; imgleichen der bezirk, worin man
die gerichtbarkeit ausübet. Hirbei kommen auch
gerichtssteine für, das ist die grenzen der gerichtbar-
keit. Gerichtssachen, d. i. res judicata. Davon
ist unterschiden: die Gerlichkeit, das sind jura po-
stulanda;
gerichtsverwalter, gerichtshalter.

§ 4933

Der bann bedeutet ligamen, vinculum, und nochvom baune.
mehr (§ 4926 des 2ten th.), von der Lahr s. 6. s.
7. daher ist der geistliche bann nicht unbekannt,
und ist sovil: als excommunicatio, exclusio a socie-
tate ecclesiastica.
Es bedeutet auch jurisdictionem
ecclesiasticam,
welche die officiales ausüben. Aus-
serdem hat man auch den geistlichen gerichtsbann,
so weit nämlich des officialis geistliche gerichtbar-
keit sich erstrecket, (seine dioecesis). Nicht min-
der ist der bann so vil, als eine fane. Man saget
auch bandum rubrum, die blutfane, welche bei den
belehnungen gebraucht wurde. Das bandum ru-
brum
war auch ein zeichen der omnimodae juris-
dictionis,
welche namens des teutschen königs aus-
geübet wurde, und der königsbann hiß. Jmalei-
chen ist der weltliche bann nicht zu vergessen. Di-
ser bann enthält drei stücke: 1) die öffentliche macht:
über leben und tod zu richten. Solcher heisset das
oberste gericht, der blutbann, der königsbann.
Man darf allso den blutbann nicht ausser acht las-
sen. Diser ist sovil, als der bann: über das blut
zu richten, und die größten verbrechen zu bestrafen.
Weiter, enthalten die teutsche urkunden, und rech-
te den königsbann. Diser bedeutet 1) die ge-
richtliche macht, welche einem der könig gegeben
hat, entweder in bürgerlichen, oder peinlichen fäl-

len
III Teil. Q q q q
von der gerichtbarkeit ꝛc.
§ 4932

Der gerichtszwang iſt ſovil, als jurisdictio, er heiſ-vom gerichts-
zwange.

ſet auch territorium, zwing, und bann (§ 4925 des
2ten th.) judicium; imgleichen der bezirk, worin man
die gerichtbarkeit ausuͤbet. Hirbei kommen auch
gerichtsſteine fuͤr, das iſt die grenzen der gerichtbar-
keit. Gerichtsſachen, d. i. res judicata. Davon
iſt unterſchiden: die Gerlichkeit, das ſind jura po-
ſtulanda;
gerichtsverwalter, gerichtshalter.

§ 4933

Der bann bedeutet ligamen, vinculum, und nochvom baune.
mehr (§ 4926 des 2ten th.), von der Lahr ſ. 6. ſ.
7. daher iſt der geiſtliche bann nicht unbekannt,
und iſt ſovil: als excommunicatio, excluſio a ſocie-
tate eccleſiaſtica.
Es bedeutet auch jurisdictionem
eccleſiaſticam,
welche die officiales ausuͤben. Auſ-
ſerdem hat man auch den geiſtlichen gerichtsbann,
ſo weit naͤmlich des officialis geiſtliche gerichtbar-
keit ſich erſtrecket, (ſeine dioeceſis). Nicht min-
der iſt der bann ſo vil, als eine fane. Man ſaget
auch bandum rubrum, die blutfane, welche bei den
belehnungen gebraucht wurde. Das bandum ru-
brum
war auch ein zeichen der omnimodae juris-
dictionis,
welche namens des teutſchen koͤnigs aus-
geuͤbet wurde, und der koͤnigsbann hiß. Jmalei-
chen iſt der weltliche bann nicht zu vergeſſen. Di-
ſer bann enthaͤlt drei ſtuͤcke: 1) die oͤffentliche macht:
uͤber leben und tod zu richten. Solcher heiſſet das
oberſte gericht, der blutbann, der koͤnigsbann.
Man darf allſo den blutbann nicht auſſer acht laſ-
ſen. Diſer iſt ſovil, als der bann: uͤber das blut
zu richten, und die groͤßten verbrechen zu beſtrafen.
Weiter, enthalten die teutſche urkunden, und rech-
te den koͤnigsbann. Diſer bedeutet 1) die ge-
richtliche macht, welche einem der koͤnig gegeben
hat, entweder in buͤrgerlichen, oder peinlichen faͤl-

len
III Teil. Q q q q
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f1369" n="1345"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">von der gerichtbarkeit &#xA75B;c.</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head>§ 4932</head><lb/>
          <p>Der gerichtszwang i&#x017F;t &#x017F;ovil, als <hi rendition="#aq">jurisdictio,</hi> er hei&#x017F;-<note place="right">vom gerichts-<lb/>
zwange.</note><lb/>
&#x017F;et auch <hi rendition="#aq">territorium,</hi> zwing, und bann (§ 4925 des<lb/>
2ten th.) <hi rendition="#aq">judicium;</hi> imgleichen der bezirk, worin man<lb/>
die gerichtbarkeit ausu&#x0364;bet. Hirbei kommen auch<lb/>
gerichts&#x017F;teine fu&#x0364;r, das i&#x017F;t die grenzen der gerichtbar-<lb/>
keit. <hi rendition="#fr">Gerichts&#x017F;achen,</hi> d. i. <hi rendition="#aq">res judicata.</hi> Davon<lb/>
i&#x017F;t unter&#x017F;chiden: die <hi rendition="#fr">Gerlichkeit,</hi> das &#x017F;ind <hi rendition="#aq">jura po-<lb/>
&#x017F;tulanda;</hi> <hi rendition="#fr">gerichtsverwalter, gerichtshalter.</hi></p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§ 4933</head><lb/>
          <p>Der bann bedeutet <hi rendition="#aq">ligamen, vinculum,</hi> und noch<note place="right">vom baune.</note><lb/>
mehr (§ 4926 des 2ten th.), <hi rendition="#fr">von der Lahr</hi> &#x017F;. 6. &#x017F;.<lb/>
7. daher i&#x017F;t der <hi rendition="#fr">gei&#x017F;tliche bann</hi> nicht unbekannt,<lb/>
und i&#x017F;t &#x017F;ovil: als <hi rendition="#aq">excommunicatio, exclu&#x017F;io a &#x017F;ocie-<lb/>
tate eccle&#x017F;ia&#x017F;tica.</hi> Es bedeutet auch <hi rendition="#aq">jurisdictionem<lb/>
eccle&#x017F;ia&#x017F;ticam,</hi> welche die officiales ausu&#x0364;ben. Au&#x017F;-<lb/>
&#x017F;erdem hat man auch den gei&#x017F;tlichen <hi rendition="#fr">gerichtsbann,</hi><lb/>
&#x017F;o weit na&#x0364;mlich des officialis gei&#x017F;tliche gerichtbar-<lb/>
keit &#x017F;ich er&#x017F;trecket, (&#x017F;eine dioece&#x017F;is). Nicht min-<lb/>
der i&#x017F;t der <hi rendition="#fr">bann</hi> &#x017F;o vil, als eine fane. Man &#x017F;aget<lb/>
auch <hi rendition="#aq">bandum rubrum,</hi> die blutfane, welche bei den<lb/>
belehnungen gebraucht wurde. Das <hi rendition="#aq">bandum ru-<lb/>
brum</hi> war auch ein zeichen der <hi rendition="#aq">omnimodae juris-<lb/>
dictionis,</hi> welche namens des teut&#x017F;chen ko&#x0364;nigs aus-<lb/>
geu&#x0364;bet wurde, und der <hi rendition="#fr">ko&#x0364;nigsbann</hi> hiß. Jmalei-<lb/>
chen i&#x017F;t der <hi rendition="#fr">weltliche bann</hi> nicht zu verge&#x017F;&#x017F;en. Di-<lb/>
&#x017F;er bann entha&#x0364;lt drei &#x017F;tu&#x0364;cke: 1) die o&#x0364;ffentliche macht:<lb/>
u&#x0364;ber leben und tod zu richten. Solcher hei&#x017F;&#x017F;et das<lb/>
ober&#x017F;te gericht, der blutbann, der ko&#x0364;nigsbann.<lb/>
Man darf all&#x017F;o den <hi rendition="#fr">blutbann</hi> nicht au&#x017F;&#x017F;er acht la&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en. Di&#x017F;er i&#x017F;t &#x017F;ovil, als der bann: u&#x0364;ber das blut<lb/>
zu richten, und die gro&#x0364;ßten verbrechen zu be&#x017F;trafen.<lb/>
Weiter, enthalten die teut&#x017F;che urkunden, und rech-<lb/>
te den <hi rendition="#fr">ko&#x0364;nigsbann.</hi> Di&#x017F;er bedeutet 1) die ge-<lb/>
richtliche macht, welche einem der ko&#x0364;nig gegeben<lb/>
hat, entweder in bu&#x0364;rgerlichen, oder peinlichen fa&#x0364;l-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq">III</hi><hi rendition="#fr">Teil.</hi> Q q q q</fw><fw place="bottom" type="catch">len</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1345/1369] von der gerichtbarkeit ꝛc. § 4932 Der gerichtszwang iſt ſovil, als jurisdictio, er heiſ- ſet auch territorium, zwing, und bann (§ 4925 des 2ten th.) judicium; imgleichen der bezirk, worin man die gerichtbarkeit ausuͤbet. Hirbei kommen auch gerichtsſteine fuͤr, das iſt die grenzen der gerichtbar- keit. Gerichtsſachen, d. i. res judicata. Davon iſt unterſchiden: die Gerlichkeit, das ſind jura po- ſtulanda; gerichtsverwalter, gerichtshalter. vom gerichts- zwange. § 4933 Der bann bedeutet ligamen, vinculum, und noch mehr (§ 4926 des 2ten th.), von der Lahr ſ. 6. ſ. 7. daher iſt der geiſtliche bann nicht unbekannt, und iſt ſovil: als excommunicatio, excluſio a ſocie- tate eccleſiaſtica. Es bedeutet auch jurisdictionem eccleſiaſticam, welche die officiales ausuͤben. Auſ- ſerdem hat man auch den geiſtlichen gerichtsbann, ſo weit naͤmlich des officialis geiſtliche gerichtbar- keit ſich erſtrecket, (ſeine dioeceſis). Nicht min- der iſt der bann ſo vil, als eine fane. Man ſaget auch bandum rubrum, die blutfane, welche bei den belehnungen gebraucht wurde. Das bandum ru- brum war auch ein zeichen der omnimodae juris- dictionis, welche namens des teutſchen koͤnigs aus- geuͤbet wurde, und der koͤnigsbann hiß. Jmalei- chen iſt der weltliche bann nicht zu vergeſſen. Di- ſer bann enthaͤlt drei ſtuͤcke: 1) die oͤffentliche macht: uͤber leben und tod zu richten. Solcher heiſſet das oberſte gericht, der blutbann, der koͤnigsbann. Man darf allſo den blutbann nicht auſſer acht laſ- ſen. Diſer iſt ſovil, als der bann: uͤber das blut zu richten, und die groͤßten verbrechen zu beſtrafen. Weiter, enthalten die teutſche urkunden, und rech- te den koͤnigsbann. Diſer bedeutet 1) die ge- richtliche macht, welche einem der koͤnig gegeben hat, entweder in buͤrgerlichen, oder peinlichen faͤl- len vom baune. III Teil. Q q q q

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1369
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 1345. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1369>, abgerufen am 22.11.2024.