Die Reichsgrafen haben entweder siz, undvom unterschi- de zwischen wirklichen Reichs und landsässigen ti- tular-grafen. stimme auf dem Reichstage, oder sind aus einem solchen hohen hause, und geschlechte geboren, oder sie haben dergleichen nicht; sondern füren nur den titel; gleichwohl, falls sie im lande angesessen, sind sie irer güter halber landsassen. Jn disem falle stehen sie den wirklichen Reichsgrafen nicht gleich zu halten. Es trugen daher die Reichsstände zu Regensburg im jare 1683 bedenken: einen oester- reichischen landsässigen Reichsgrafen Gotilib von Windischgräz, für einen kaiserlichen principal- commissarien zu erkennen, besage der Faberischen statskanzelei, im Iten th., s. 53, und des Königs abh. von Reichstagen s. 69. Jn den fürstlichen kanzelleien wird der titulatur noch hir, und da ein unterschid zwischen dem hohen, und nideren landsässigen adel bemerket, und beobachtet, z. e. in der königlich-böhmischen, oesterreichischen etc. Jndeß aber müssen die untertanen, vasallen, und andere, die erlangete standeserhöhungen wohl er- kennen, Schöpf im Consil. XV, s. 107 fg., vol. VIII, consil. Tub. Ausserdem hat man allerhand grafen, so wohl des hohen adels, und herrenstan- des, als auch adeliche namensgrafen, wie von Hessen in den marburgischen beiträgen, im 2ten stücke, 1749, 8v, s. 259, 260, dergleichen be- merket worden sind, das ist, welche zwar den na- men eines grafen füren; jedoch nur blosse richter sind; mithin keine warhafte grafen aus dem her- renstande fürstellen. Denn grafschaft bedeutet in den alten urkunden vilfältig einen gerichtsort, und gräfe-geding das gericht.
Dreissigstes
L 2
insbeſondere dem hohen adel.
§ 144
Die Reichsgrafen haben entweder ſiz, undvom unterſchi- de zwiſchen wirklichen Reichs und landſaͤſſigen ti- tular-grafen. ſtimme auf dem Reichstage, oder ſind aus einem ſolchen hohen hauſe, und geſchlechte geboren, oder ſie haben dergleichen nicht; ſondern fuͤren nur den titel; gleichwohl, falls ſie im lande angeſeſſen, ſind ſie irer guͤter halber landſaſſen. Jn diſem falle ſtehen ſie den wirklichen Reichsgrafen nicht gleich zu halten. Es trugen daher die Reichsſtaͤnde zu Regensburg im jare 1683 bedenken: einen oeſter- reichiſchen landſaͤſſigen Reichsgrafen Gotilib von Windiſchgraͤz, fuͤr einen kaiſerlichen principal- commiſſarien zu erkennen, beſage der Faberiſchen ſtatskanzelei, im Iten th., ſ. 53, und des Koͤnigs abh. von Reichstagen ſ. 69. Jn den fuͤrſtlichen kanzelleien wird der titulatur noch hir, und da ein unterſchid zwiſchen dem hohen, und nideren landſaͤſſigen adel bemerket, und beobachtet, z. e. in der koͤniglich-boͤhmiſchen, oeſterreichiſchen ꝛc. Jndeß aber muͤſſen die untertanen, vaſallen, und andere, die erlangete ſtandeserhoͤhungen wohl er- kennen, Schoͤpf im Conſil. XV, ſ. 107 fg., vol. VIII, conſil. Tub. Auſſerdem hat man allerhand grafen, ſo wohl des hohen adels, und herrenſtan- des, als auch adeliche namensgrafen, wie von Heſſen in den marburgiſchen beitraͤgen, im 2ten ſtuͤcke, 1749, 8v, ſ. 259, 260, dergleichen be- merket worden ſind, das iſt, welche zwar den na- men eines grafen fuͤren; jedoch nur bloſſe richter ſind; mithin keine warhafte grafen aus dem her- renſtande fuͤrſtellen. Denn grafſchaft bedeutet in den alten urkunden vilfaͤltig einen gerichtsort, und graͤfe-geding das gericht.
Dreiſſigſtes
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insbeſondere dem hohen adel.
§ 144
Die Reichsgrafen haben entweder ſiz, und
ſtimme auf dem Reichstage, oder ſind aus einem
ſolchen hohen hauſe, und geſchlechte geboren, oder
ſie haben dergleichen nicht; ſondern fuͤren nur den
titel; gleichwohl, falls ſie im lande angeſeſſen,
ſind ſie irer guͤter halber landſaſſen. Jn diſem falle
ſtehen ſie den wirklichen Reichsgrafen nicht gleich
zu halten. Es trugen daher die Reichsſtaͤnde zu
Regensburg im jare 1683 bedenken: einen oeſter-
reichiſchen landſaͤſſigen Reichsgrafen Gotilib von
Windiſchgraͤz, fuͤr einen kaiſerlichen principal-
commiſſarien zu erkennen, beſage der Faberiſchen
ſtatskanzelei, im Iten th., ſ. 53, und des Koͤnigs
abh. von Reichstagen ſ. 69. Jn den fuͤrſtlichen
kanzelleien wird der titulatur noch hir, und da
ein unterſchid zwiſchen dem hohen, und nideren
landſaͤſſigen adel bemerket, und beobachtet, z. e.
in der koͤniglich-boͤhmiſchen, oeſterreichiſchen ꝛc.
Jndeß aber muͤſſen die untertanen, vaſallen, und
andere, die erlangete ſtandeserhoͤhungen wohl er-
kennen, Schoͤpf im Conſil. XV, ſ. 107 fg., vol.
VIII, conſil. Tub. Auſſerdem hat man allerhand
grafen, ſo wohl des hohen adels, und herrenſtan-
des, als auch adeliche namensgrafen, wie von
Heſſen in den marburgiſchen beitraͤgen, im 2ten
ſtuͤcke, 1749, 8v, ſ. 259, 260, dergleichen be-
merket worden ſind, das iſt, welche zwar den na-
men eines grafen fuͤren; jedoch nur bloſſe richter
ſind; mithin keine warhafte grafen aus dem her-
renſtande fuͤrſtellen. Denn grafſchaft bedeutet in
den alten urkunden vilfaͤltig einen gerichtsort, und
graͤfe-geding das gericht.
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de zwiſchen
wirklichen
Reichs und
landſaͤſſigen ti-
tular-grafen.
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/187>, abgerufen am 24.11.2024.
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