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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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XXXVII haubtstück,
wird. Jn den fürstl. hessen-casselischen landen
haben sotane bücher nur drei jare| den gedachten
halben beweiß, ausweißlich der entscheidungen
vom 1ten febr. 1749, § VII; von andern landen
handelt Carl Gottl. Knorre in rechtlichen anmer-
kungen 1752, 8v, obs. II, s. 8 fgg. Daher ist obi-
ger saz vom halben beweise der kaufmanns-bücher
auf verschidene arten in den teutschen landen be-
schränket, Reinhart über den Christinaeus III, 12.
Ausser dem haben die kaufmanns-bücher bei denen
geschäften, welche in den handel nicht einschlagen,
z. e. bei ausstattungs-geltern, brautgiften, erbegel-
tern, brautvih, getroffenen vergleichen, anlehnen,
erbschaften etc, keinen halben beweiß; gehören auch
gar nicht in die handels-bücher, wie noch im mo-
nate sept. 1766 gen Bentheim allhir erkannt wor-
den ist; iedoch ist es ein anders bei einem bankier,
dessen handel pur im gelte bestehet; welcher aber
bei dem kaufmanne in waaren sich äussert.
Vom beweise des handels-buches eines verstorbe-
nen kaufmannes, sihe des Heinr. Lamberts abh.
unter der aufschrift mors non probans, Duisb.
1753, 4t, Joh. Wolfg. Textor de fide libri mer-
catoris mortui,
Heidelb. 1682, und Gerh. Lan-
germann
de probat. per libros mercatoris mortui,
Grön. 1727. Ob aber das handels-buch eines
schuz-jüdens einen halben beweiß habe; mithin er
solches beschwören könne? ist mit einem unter-
schide zwischen den sächsisch-gesinneten juristen, und
ausser Hessens, zwischen den kammer-gerichts-
practickern zu erklären. Bei den Sachsen spricht
man aus einem hasse: ein jüde könnte wider einen
christen sein handels-buch nicht beschwören; nach
dem kammergerichts-brauche aber wird es zugelas-
sen; wofern es nur behörig eingerichtet, und in
teutscher sprache abgefasset, auch der schuz-jüde ein

unver-

XXXVII haubtſtuͤck,
wird. Jn den fuͤrſtl. heſſen-caſſeliſchen landen
haben ſotane buͤcher nur drei jare| den gedachten
halben beweiß, ausweißlich der entſcheidungen
vom 1ten febr. 1749, § VII; von andern landen
handelt Carl Gottl. Knorre in rechtlichen anmer-
kungen 1752, 8v, obſ. II, ſ. 8 fgg. Daher iſt obi-
ger ſaz vom halben beweiſe der kaufmanns-buͤcher
auf verſchidene arten in den teutſchen landen be-
ſchraͤnket, Reinhart uͤber den Chriſtinaeus III, 12.
Auſſer dem haben die kaufmanns-buͤcher bei denen
geſchaͤften, welche in den handel nicht einſchlagen,
z. e. bei ausſtattungs-geltern, brautgiften, erbegel-
tern, brautvih, getroffenen vergleichen, anlehnen,
erbſchaften ꝛc, keinen halben beweiß; gehoͤren auch
gar nicht in die handels-buͤcher, wie noch im mo-
nate ſept. 1766 gen Bentheim allhir erkannt wor-
den iſt; iedoch iſt es ein anders bei einem bankier,
deſſen handel pur im gelte beſtehet; welcher aber
bei dem kaufmanne in waaren ſich aͤuſſert.
Vom beweiſe des handels-buches eines verſtorbe-
nen kaufmannes, ſihe des Heinr. Lamberts abh.
unter der aufſchrift mors non probans, Duisb.
1753, 4t, Joh. Wolfg. Textor de fide libri mer-
catoris mortui,
Heidelb. 1682, und Gerh. Lan-
germann
de probat. per libros mercatoris mortui,
Groͤn. 1727. Ob aber das handels-buch eines
ſchuz-juͤdens einen halben beweiß habe; mithin er
ſolches beſchwoͤren koͤnne? iſt mit einem unter-
ſchide zwiſchen den ſaͤchſiſch-geſinneten juriſten, und
auſſer Heſſens, zwiſchen den kammer-gerichts-
practickern zu erklaͤren. Bei den Sachſen ſpricht
man aus einem haſſe: ein juͤde koͤnnte wider einen
chriſten ſein handels-buch nicht beſchwoͤren; nach
dem kammergerichts-brauche aber wird es zugelaſ-
ſen; wofern es nur behoͤrig eingerichtet, und in
teutſcher ſprache abgefaſſet, auch der ſchuz-juͤde ein

unver-
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[240/0264] XXXVII haubtſtuͤck, wird. Jn den fuͤrſtl. heſſen-caſſeliſchen landen haben ſotane buͤcher nur drei jare| den gedachten halben beweiß, ausweißlich der entſcheidungen vom 1ten febr. 1749, § VII; von andern landen handelt Carl Gottl. Knorre in rechtlichen anmer- kungen 1752, 8v, obſ. II, ſ. 8 fgg. Daher iſt obi- ger ſaz vom halben beweiſe der kaufmanns-buͤcher auf verſchidene arten in den teutſchen landen be- ſchraͤnket, Reinhart uͤber den Chriſtinaeus III, 12. Auſſer dem haben die kaufmanns-buͤcher bei denen geſchaͤften, welche in den handel nicht einſchlagen, z. e. bei ausſtattungs-geltern, brautgiften, erbegel- tern, brautvih, getroffenen vergleichen, anlehnen, erbſchaften ꝛc, keinen halben beweiß; gehoͤren auch gar nicht in die handels-buͤcher, wie noch im mo- nate ſept. 1766 gen Bentheim allhir erkannt wor- den iſt; iedoch iſt es ein anders bei einem bankier, deſſen handel pur im gelte beſtehet; welcher aber bei dem kaufmanne in waaren ſich aͤuſſert. Vom beweiſe des handels-buches eines verſtorbe- nen kaufmannes, ſihe des Heinr. Lamberts abh. unter der aufſchrift mors non probans, Duisb. 1753, 4t, Joh. Wolfg. Textor de fide libri mer- catoris mortui, Heidelb. 1682, und Gerh. Lan- germann de probat. per libros mercatoris mortui, Groͤn. 1727. Ob aber das handels-buch eines ſchuz-juͤdens einen halben beweiß habe; mithin er ſolches beſchwoͤren koͤnne? iſt mit einem unter- ſchide zwiſchen den ſaͤchſiſch-geſinneten juriſten, und auſſer Heſſens, zwiſchen den kammer-gerichts- practickern zu erklaͤren. Bei den Sachſen ſpricht man aus einem haſſe: ein juͤde koͤnnte wider einen chriſten ſein handels-buch nicht beſchwoͤren; nach dem kammergerichts-brauche aber wird es zugelaſ- ſen; wofern es nur behoͤrig eingerichtet, und in teutſcher ſprache abgefaſſet, auch der ſchuz-juͤde ein unver-

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/264>, abgerufen am 22.11.2024.